"Ich bin sehr aufrichtig" Skandal-Schiri Hoyzer demonstriert bei Kerner tätige Reue

Hamburg/Mainz (rpo). Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer nutzte die ZDF-Sendung "Johannes B. Kerner" gekonnt als Forum für seine Verteidigungstaktik. Voller Reue und Aufrichtigkeit präsentierte er sich dem Fernsehpublikum. Seinen Strafverteidiger hat er mit dem Auftritt bestimmt glücklich gemacht. Auch das ZDF dürfte zufrieden sein. Dem Sender bescherte Hoyzer den erwarteten Quotenerfolg (2,7 Millionen Zuschauer, Marktanteil 17,4 Prozent).

 Robert Hoyzer wirbelt die gesamte Liga durcheinander.

Robert Hoyzer wirbelt die gesamte Liga durcheinander.

Foto: AP, APAAP

"An sich bin ich ein sehr aufrichtiger Mensch, der aus einem sehr guten Elternhaus kommt", versicherte Hoyzer eingangs ohne mit der Wimper zu zucken und versuchte erst gar keine Mitleidstour. Stattdessen räumte er gebetsmühlenartig immer wieder seine Fehler ein, äußerte gar Verständnis für seine Kritiker: "Die Frage ist berechtigt", "Mir ist das unglaublich peinlich", "Im Nachhinein gebe ich Ihnen Recht", "Ich habe für die emotionale Seite Verständnis" lauteten seine zumeist mit ruhiger, fester Stimme vorgetragenen Antworten. Den Rest bügelte der an seiner Seite wachende Rechtsanwalt Thomas Hermes ab.

Moderator Kerner hingegen nutzte seine exklusive Chance nicht konsequent. Er beließ es zu oft beim moralisierenden Zeigefinger, hakte nicht nach, als Hoyzer auf die Frage, warum er überhaupt das erste Mal in das ominöse Berliner Zocker-Lokal "Cafe King" ging, mit der Floskel "aus irgendwelchen Anlässen" auswich.

Ein spannendes Detail entlockte der Moderator dem 25-Jährigen dann doch: Hoyzer gab zu, dass er die Chance vertat, nach einem ersten - noch gescheiterten - Manipulationsversuch auszusteigen. Beim Spiel SC Paderborn gegen Chemnitzer FC hätte die Heimelf nach dem Willen der Wettmafia für eine Kombi-Wette zur Pause führen und am Ende auch gewinnen müssen, so Hoyzer. Doch als er bei einem Foul vor der Strafraumgrenze auf Elfmeter für Paderborn entschied, griff die Linienrichterin ein und zeigte Freistoß an. Er nahm die Entscheidung zurück, es stand zur Pause "nur Remis" - und die Wette platzte.

"Die Jungs wollten das Geld zurück", räumte Hoyzer bei "Kerner" ein. Die 8000 Euro waren futsch. Doch die Zocker wussten, wo sie seinen Ehrgeiz packen konnten: "Man hat gesagt, ich hätte mich da durchbeißen müssen." Da habe er der Wettmafia beweisen wollen, "dass ich fähig bin, es zu tun." Er habe nach der Chance verlangt. "Ich wollte nicht als der Verlierer dastehen", sagte Hoyzer scheinbar ungerührt.

Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner beschrieb seinen Mandanten am Mittwoch im ddp-Gespräch allerdings als weniger cool: "Er wirkt abgebrühter als er ist. Und das erklärt zum Teil auch, warum er in diese Situation überhaupt gekommen ist", sagte Holthoff-Pförtner. Er bestätigte auch, dass er sein Mandat anfänglich beinahe hingeschmissen hätte, weil Hoyzer ihn bei einem ersten Gespräch vor etwa 14 Tagen bezüglich der Vorwürfe schlicht "belogen" habe. "Am nächsten Tag rief er mich dann an und gab zu, dass er mir nicht die Wahrheit gesagt hatte."

Dass bei der weiteren Aufarbeitung der Affäre noch mehr Namen ins schmutzige Spiel kommen, dürfte fast als gesichert gelten: Bereits bei "Kerner" deutete Hoyzer dies an, vermied aber mit Blick auf die noch laufenden Ermittlungen, konkreter zu werden. Ob Hoyzer mit seinem Auftritt die Aufklärung erschwert habe, wollte die Staatsanwaltschaft Berlin auf ddp-Anfrage nicht kommentieren. Anwalt Holthoff-Pförtner sagte: "Wir werden ihm raten, aktive Wiedergutmachung zu leisten und tätige Reue zu zeigen."

Das wird auch dringend nötig sein. Nach Ansicht von Rechtsexperten macht es für das Strafmaß einen erheblichen Unterschied, ob jemand nach einem ersten gescheiterten Korruptions- und Manipulationsversuch den Ausstieg suche oder wie Hoyzer "nach der Chance fordert" und den Betrug aktiv anbietet. Holthoff-Pförtner hofft auf eine "Bewährungsstrafe". Hoyzer hat jedenfalls "große Angst vorm Gefängnis". Das dürfte ausnahmsweise stimmen.

(afp)
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