TV-Kritik zum neuen Münster-Tatort Selten war der Herrenwitz so unterhaltsam

Düsseldorf · Von dem Anspruch, dass der Münsteraner "Tatort" ein Krimi sei, haben sich die Zuschauer schon länger verabschiedet. Wer hingegen glänzende Schauspieler und hervorragend sitzende Dialoge schätzt, wurde auch an diesem Sonntag bestens bedient. Die Handlung geriet mal wieder in den Hintergrund. Macht aber nix.

Tatort Münster - Szenen aus "Hinkebein"
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Was ist eigentlich das Geheimnis von Thiel und Boerne? Da gibt es wohl mehrere. Eines davon: Die beiden verleihen dem altbackenen Herrenwitz auf magische Art und Weise eine besondere Würde. Und so musste auch im neuen Fall die kleinwüchsige Assistentin die ein oder andere Zote über sich ergehen lassen. Thiels Vater konsumierte wie üblich Sport-Zigaretten und Boernes Spitzname in der Damenwelt ist "Tiger". Vorhersehbar war das alles, unterhaltsam aber eben auch.

Der Fall an sich trat mal wieder in den Hintergrund. Per Ausschlussverfahren kam der Zuschauer recht schnell auf die Lösung. Der Ex-Zuhälter wäre zu einfach gewesen, die hochbegabte Tochter geriet zu früh unter Verdacht. Wer vor 20.55 Uhr peinliche Fragen beantworten muss, ist nie der Täter. Der Familienvater fuhr Fleischwaren durchs Münsterland, gehörte damit zur Arbeiterklasse und war einfach zu nett. Da blieb nur der schmierige Polizeisprecher (großartige Duz-Maschine, übrigens) im schicken Jogi-Löw-Sweater. Kurz nach 21 Uhr war das Thema Tätersuche durch.

Dem Unterhaltungswert tat dies alles keinem Abbruch. Herauszuheben wäre noch Thiels Actioneinlage bei der Geiselbefreiung, weil sie schon recht albern war. Geschenkt. Das machte die qualmende Staatsanwältin ("Also nicht einmal am Mekong-Delta kann man noch rauchen, ohne dass einen das schlechte Gewissen quält") locker wieder wett. Fazit: Thiel, Boerne und die anderen dürfen gerne weitermachen, Herrenwitze inklusive.

(rm)
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