Zum 30. Jahrestag Schwarzer schlägt Engelke als "EMMA"-Nachfolgerin vor

Berlin (RPO). Alice Schwarzer hat auf der Pressekonferenz zum 30. Geburtstag der Zeitschrift "EMMA" Anke Engelke als ihre Nachfolgerin als Herausgeberin ins Gespräch gebracht.

 Anke Engelke und Alice Schwarzer auf der "EMMA"-Pressekonferenz in Berlin.

Anke Engelke und Alice Schwarzer auf der "EMMA"-Pressekonferenz in Berlin.

Foto: ddp, ddp

Die 64-jährige Schwarzer brachte Engelke als Überraschungsgast nach Berlin mit und erklärte: "Ich werde immer gefragt, haben Sie schon eine Nachfolgerin?" Schließlich habe sie ja auch das Recht, mal in Rente zu gehen.

Allerdings wollte sie nicht bestätigen, dass Engelke tatsächlich in ihre Fußstapfen treten wird. Sie sei eine gute Freundin des Hauses, sagte Schwarzer lächelnd. Auch die 40-jährige Engelke wollte eine Tätigkeit bei "EMMA" nicht bestätigen. Sie sei sowohl dem Heft als auch Schwarzer sehr verbunden und eine treue Leserin, erklärte sie ihre Anwesenheit. Zudem verkörpere sie einiges von dem, was gesellschaftlich eigentlich gar nicht funktionieren könne. Sie sei Mehrfachmutter, berufstätig, mal mehr, mal weniger erfolgreich und in der Außenwahrnehmung eine "recht schillernde Person", also ein Vorbild.

Für manches Mädchen oder junge Frau sei sie nicht ganz unwichtig, weil diese bewusst wahrnähmen, was sie denn mache, sagte Engelke. Daher engagiere sie sich auch stark in der Kinder- und Jugendarbeit. Davon wolle sie aber nicht viel erzählen, damit sich diese Kinder nicht benutzt fühlten.

Gegründet hatte Schwarzer "EMMA" am 26. Januar 1977. Beim ersten Erscheinen sei das Spektakel groß gewesen, erzählte sie. Viele hätten geunkt, noch ein oder zwei Ausgaben, dann sei Schluss. Erschienen sind seitdem 275 Ausgaben.

Damals sei die Hochzeit der Frauenbewegung gewesen, sagte Schwarzer. "EMMA" habe sich aber nie als Blatt dieser Bewegung verstanden, sondern als Stimme feministischer Journalistinnen. "EMMA ist für alle Frauen gemacht." Das scheint gelungen zu sein." Einer aktuellen Allensbach-Umfrage zufolge kennten 57 Prozent aller Deutschen die Zeitschrift. Vor allem bei den Männern habe die Wahrnehmung zugenommen. Allein in den letzten zehn Jahren sei sie um zwölf Prozent auf 54 Prozent gestiegen.

"Wir haben überwältigend viel erreicht"

Stolz bemerkte Schwarzer: "Wir haben überwältigend viel erreicht." Noch nie seien Frauen so gleichberechtigt gewesen. "Die Türen zur Welt stehen offen." Aber man dürfe nicht vergessen: "Erst 1996, nach 20-jähriger Debatte, konnte endlich das Strafgesetz gegen Vergewaltigung in der Ehe abgeschlossen werden." "EMMA" habe immer früh gesellschaftlich relevante Themen aufgegriffen, habe 1978 bereits über sexuellen Missbrauch geschrieben. "Das war damals ein totales Tabu." Über Themen wie Ganztagsschulen oder Homoehe sei "EMMA" darüber hinaus aktiv geworden und habe Kampagnen gestartet.

Eine Zeitschrift wie "EMMA" habe aber auch heute noch ihre Berechtigung. Getrotzt werden müsse Frauen wie Eva Herman, die kürzlich mit ihrem Buch "Das Eva-Prinzip" für Wirbel gesorgt hatte, in dem sie behauptete, Frauen seien für die Hausarbeit besser als Männer geeignet. "Das Spiel, das man Frauen Frauen zwischen die Füße wirft, geht weiter", kommentierte Schwarzer. Ein Mann jedenfalls hätte Hermans Buch nicht schreiben und veröffentlichen können. "Nur mit einer hübschen blonden Frau, die man aus dem Fernsehen kennt, kommt bei solch einem Thema Spannung raus", sagte Schwarzer.

Darüber aufregen lohne sich nicht. Aber es sei schon wichtig, etwas dagegen zu setzen. Einen Fernseh-Auftritt mit Herman allerdings wolle sie nicht: "Von dieser Art eines Spektakels halte ich nichts."

(ap)
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