Jerusalem Schwangere im religiösen Wahn

Jerusalem · In "Das Jerusalem-Syndrom" glaubt ein Mitglied einer christlichen Sekte, den Messias zu gebären.

Eine blonde Schwangere in einem wallenden weißen Kleid läuft barfuß und verzweifelt durch die Straßen der Jerusalemer Altstadt. Mit dieser dramatischen Szene beginnt der Thriller "Das Jerusalem-Syndrom". "Helfen Sie mir, bitte helfen Sie mir", ruft sie immer wieder Passanten zu. Später wird deutlich, dass die junge Frau – die auch noch Maria heißt – im religiösen Wahn ist und glaubt, dass sie als Gottesmutter den Messias gebären wird. Sie landet prompt in einer psychiatrischen Klinik, die sich auf solche Fälle spezialisiert hat. Dort wird Maria (Leonie Benesch) von dem einfühlsamen Psychiater Uri Peled (Benjamin Sadler) behandelt, der fließend Deutsch spricht, weil er in Tübingen studiert hat.

Bei dem sogenannten "Jerusalem-Syndrom" handelt es sich um eine psychische Störung, die mitunter bei Besuchern des Heiligen Landes und vor allem Jerusalems auftritt. Die besondere Atmosphäre der "goldenen Stadt", die den drei Weltreligionen heilig ist, kann bei manchen Menschen Wahnvorstellungen auslösen. Auch in der Kriminalgeschichte des Südwestrundfunks treibt der religiöse Wahn gefährliche Blüten. Die instabile Maria ist in den Fängen einer christlichen Sekte, deren Führer Peter (Clemens Schick) Jerusalem "von Juden und Muslimen befreien" will – notfalls mit Gewalt. Er hat seine eigenen Pläne mit Marias Baby und lässt sie aus der Klinik entführen.

Besonders an dem von Oliver Berben produzierten Film ist, dass er im "babylonischen" Stil gedreht wurde – die Figuren sprechen überwiegend in ihrer Muttersprache. Der Film ist also auf Deutsch, Hebräisch und Englisch, es wird nichts synchronisiert. Dadurch wirkt der Film des israelischen Regisseurs Dror Zahavi authentisch, obwohl die Figuren mitunter überzeichnet erscheinen. Zu der Wirkung tragen die Schönheit, religiöse und kulturelle Vielfalt sowie die Atmosphäre der Stadt und ihres Umlandes bei. "Es ist auch ein Film über religiösen Fanatismus und seine Gefahr für die Region und die Welt, und daher hat er natürlich eine politische Aussage", sagt Zahavi. "Er zeigt, wie gefährlich dieser Fanatismus ist."

"Das Jerusalem-Syndrom", ARD, 20.15 Uhr

(dpa)
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