"Mörderische Stille" Schuld vergeht nie

Berlin · An der Nordseeküste wird ein Toter gefunden. Nach und nach kommt eine Familientragödie ans Licht.

Ein Mann liegt in der Badewanne. Draußen auf See vor Wilhelmshaven birgt ein Angler eine Leiche, die in weißes Segeltuch gewickelt ist. So beginnt der ZDF-Thriller "Mörderische Stille". Es bleibt nicht bei einem Toten.

Der Mann in der Wanne ist Kriminalhauptkommissar Jan Holzer (Jan Josef Liefers). Er findet heraus, dass der Tote 1989/90 ein Offizier der niederländischen KFOR-Truppen im Kosovo war. Dann wird der Seilmacher Miro (Peter Franke) erschossen. Bei seinen Ermittlungen lernt Holzer den Segellehrer Michael Kühnert (Peter Lohmeyer) kennen, der früher als KSK-Soldat ebenfalls im Kosovo war, und seine gehörlose Frau Elena (Sylvie Testud).

Sie verständigen sich - auch mit ihrer Tochter Sabin (Franziska Brandmeier) - in Gebärdensprache. Das fasziniert Holzer sichtlich. Nächtens plagen ihn jedoch schwere Albträume, weil ihn eine alte Schuld verfolgt, samt Tinnitus, den auch der Zuschauer "hören" kann.

Seine Assistentin Amal Catack (Ivan Anderson) aus Berlin entdeckt ein obskures Video und findet heraus, dass sich der Ermordete vor zehn Jahren einem Disziplinarverfahren in der Armee stellen musste - wegen Menschenhandels und Vergewaltigung während seines Dienstes.

Autor und Regisseur Friedemann Fromm hat einen psychologisch spannenden Politkrimi geschrieben und gedreht, bei dem einem der Kosovo-Krieg beängstigend nahe gebracht wird. Es entspinnt sich ein Drama um Schuld und Sühne, und ganz allmählich wird außerdem ein Familiengeheimnis enthüllt.

Jan Josef Liefers kann hier als traumatisierter Kommissar, der ein gehöriges Päckchen mit sich herumträgt, eine ungewohnt sanfte Seite zeigen, samt gehöriger Ernsthaftigkeit und einiger Melancholie. "So sauber und ordentlich geknotet", murmelt er angesichts des Tuches, in das die Leiche gewickelt ist.

Sylvie Testud ("Jenseits der Stille") überzeugt in ihrer ersten Hauptrolle in einem deutschen Fernsehfilm. In ihrem Gesicht spiegelt sich viel verzweifelte Sehnsucht, und ihr geheimnisvoller Blick jagt einem so manchen Schauer über den Rücken.

"Mörderische Stille", ZDF, 20.15 Uhr

(dpa)
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