Kölner Kommissare ermitteln in "Scheinwelten" Schmutzige Geschäfte im ersten "Tatort" des Jahres

Köln · 2013 kommt der erste "Tatort" des Jahres aus Köln. Die Ermittler haben es diesmal mit schmutzigen Geschäften rund um eine Reinigungsfirma zu tun. Selten gab es so wenig Trauer um ein Mordopfer in einem "Tatort" wie in diesem Kölner Krimi namens "Scheinwelten", den die ARD am 1. Januar um 20.15 Uhr zeigt.

Nicht einmal Fans erwarten vom "Köln"-Tatort nach 55 Folgen mit seinem ausgereizten Duo Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) noch sonderlich viel Neues.

Umso überraschender kommt die 56. Folge "Scheinwelten" daher, die erstmals eine bisherige Nebenfigur des Kölner Ensembles, Staatsanwalt Wolfgang von Prinz (Christian Tasche), in den Mittelpunkt stellt.

Die Geschichte: In der Nachbarschaft des Staatsanwalts wird der Inhaber einer Reinigungsfirma erstochen aufgefunden. Die Ehefrau des Staatsanwalts, Beate von Prinz (Jeanette Hain), vertritt ausgerechnet den Vater des Mordopfers, der kein gutes Verhältnis zu seinem Sohn hatte.

Die Ermittlungen von Ballauf und Schenk landen schnell dort, wo man sie in einem Kölner Tatort vermutet, nämlich bei den Putzfrauen, bei prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen und dem Verdacht auf Scheinehen, mit denen putzende Migrantinnen ihr Aufenthaltsrecht zu sichern suchen. Da ist die junge Ukrainerin Irina Imschikowa, die vielleicht als Letzte in der Wohnung des Mordopfers war, da ist aber auch das ungleiche deutsch-afrikanische Paar Frank und Adjoa Götze, mit dem irgendetwas nicht zu stimmen scheint. Soweit, so Köln.

Doch gleichzeitig richtet sich der Fokus auf das Ehepaar von Prinz, das auf den ersten Blick auch kaum etwas anderes als eine Scheinehe führt: Großer Altersunterschied, kaum gemeinsame Lebensbezüge, wenig Wissen über den anderen.

Ein Paar, an dem sich Zuschauer mit Unverständnis reiben können, die Konstellation der beiden Figuren ist komplex bis sperrig, aber psychologisch schlüssig konstruiert und lebt besonders vom unglaublich guten und präzisen Spiel Christian Tasches. Davon sähe man im Köln-"Tatort" gern mehr. Der Folge "Scheinwelten", wie alle WDR-Tatorte von der hauseigenen Colonia Media produziert, hat aber wohl vor allem auch der Einsatz eines unverbrauchten Regie- und Drehbuch-Duos gut getan.

Andreas Herzog (Serien "Unter Verdacht", "Soko 5113") hat zum ersten Mal bei einem "Tatort" Regie geführt. Johannes Rotter, der als Schauspieler kürzlich noch in einer Nebenrolle des Münster-"Tatort" (Das Wunder von Wolbeck) zu sehen war, hat zum ersten Mal ein "Tatort"-Drehbuch geschrieben. Und zwar ein gutes.

(RP/sap)
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