"Schlag den Star" bei Prosieben Duell der Sportskanonen als Dauerwerbesendung

Köln · Über weite Teile der Show war Moderator Daniel Aminati bei "Schlag den Star" chancenlos gegen Herausforderer Tom Beck. Der Abend selbst war zudem dieses Mal bestimmt von besonders viel, besonders ermüdender Werbung. Eine Kritik in fünf Kategorien.

Sportskanone trifft auf Sportskanone — dass diese beiden Gegner vor allem ihrer Sportlichkeit wegen einen spannenden Wettkampf liefern würden, wurde schon bei ihrer Vorstellung mehr als deutlich: Auf der einen Seite war da Tom Beck, der in seiner Zeit bei der TV-Serie "Alarm für Cobra 11" quasi gezwungenermaßen ziemlich fit geworden ist (schließlich besteht die Serie vor allem aus spektakulären Stunts und weniger aus geistreichen Dialogen).

Auf der anderen Seite stand da mit Daniel Aminati ein (vermeintlich) sportlicher Alleskönner: Fast-Fußballprofi in der Jugend, jetzt Fitness-Guru und Sieger bei so ziemlich allen alten Stefan-Raab-Sportevents, inklusive Turmspringen und Promi-Boxen. Es schien, als müsse Aminati mit diesen körperlichen Voraussetzungen klar der Favorit sein. Mitnichten. Über weite Teile der Show war der 42-Jährige jedoch chancenlos gegen Tom Beck — und das in nahezu allen Kategorien.

Bei den sportlichen Disziplinen beispielsweise schaffte er es oftmals nicht, überhaupt Punkte zu machen. Beim Holzhacken dachte man zum Beispiel, Aminati sei mit seinen ziemlich trainierten Armen klar im Vorteil. Stattdessen schaffte es aber Tom Beck gleich mehrfach vor ihm, den ihnen zugewiesenen Baumstamm durchzuschlagen. Auch beim BMX-Rad-Parcours holte Aminati keinen einzigen Punkt, er verlor im Handball-Duell und im Floorball. Als es darum ging, einen Fußball geschickt über eine Rampe zu manövrieren, gewann er jedoch, ebenso wie beim Hammerwerfen.

In den Geschicklichkeitsspielen wirkte der Moderator dagegen oft regelrecht hilflos: Beim Spiel "Kugel balancieren" etwa, bei dem die Kandidaten eine Kugel sicher über eine Art Regal manövrieren mussten, war er so hektisch, dass er es nicht ein einziges Mal schaffte, sie ins Ziel zu balancieren. Und beim Spiel "Socken sortieren" (Spiel Nummer eins), bei dem es darum ging, Sockenpaare möglichst schnell an eine Wäscheleine zu hängen, war er wiederum so fahrig, dass er nicht merkte, dass er zwei pinke Sockenpaare miteinander vermischt hatte. Einzig bei den Wissensspielen war er wesentlich versierter als Beck — war aber manchmal auch da so hektisch, dass er wertvolle Punkte verschenkte.

In puncto Stimmung ist Daniel Aminati aber der klare Gewinner des Abends. Während Tom Beck gefühlt bloß fünf zusammenhängende Sätze herausgebracht hat und die meiste Zeit am liebsten schwieg, witzelte Aminati über sich selbst, interagierte mit Moderator Elton und dem Publikum und war vor allem trotz Verbissenheit im Spiel ein guter und fairer Verlierer.

Der Sportlichkeit der Kandidaten angepasst, waren unter den 14 gespielten Spielen (Tom Beck konnte die Partie nach Spiel 14 für sich entscheiden, deshalb gab es kein 15. Spiel) viele, die sportliches Geschick erforderten: Hammerwerfen, Holzhacken, BMX-Rad fahren, Ballgefühl, Handball, Floorball und vieles mehr. Es schien, als dominierten diese Spiele den Abend, was für das TV-Format eigentlich unüblich ist, besteht dessen Charme doch vor allem darin, dass sich die Kandidaten in allen erdenklichen Kategorien messen müssen.

Trotz leichtem Sport-Überhang gab es aber auch wieder jene (Geschicklichkeits-)Spiele, die Zuschauer wie Kandidaten gleichsam in den Wahnsinn trieben - wie "Kugel balancieren" oder "Münze-Drehen" oder das letzte, entscheidende Spiel "Kabelsalat", bei dem die Kandidaten in möglichst kurzer Zeit Glühbirnen ihrem Lichtschalter zuordnen mussten, ohne im großen Kabelgewirr auch nur eines davon anfassen zu dürfen.

Eine kleine Enttäuschung gab es dagegen bei den Wissensspielen. Zwar waren Klassiker wie "Zuordnen" und "Wer ist das?" auch wieder dabei, es fehlte jedoch DER Spieleklassiker überhaupt: das alte "TV Total"-Quiz "Blamieren oder Kassieren", das traditionellerweise zu fortgeschrittener Stunde gespielt wird und bislang als einziges Spiel in jeder Sendung gesetzt war. Es werde mindestens zwei Punkte geben, über die nach und während der Show im Netz heiß diskutiert würde, hatte Moderator Elton vor der Show auf Facebook in einer Statusmeldung kommentiert und beteuert, er könne für besagte Punkte nichts. Einer davon ist mit Sicherheit das Aus von "Blamieren oder Kassieren", das in der Tat für viele Fans der Sendung nicht nachzuvollziehen sein wird.

Dass Elton seine Sache in der Nachfolge von Stefan Raab gut macht, war schon bei der ersten Sendung vor ein paar Monaten deutlich erkennbar. Und auch dieses Mal führte der ehemalige Raab-Praktikant souverän durch den Abend. Einziger Kritikpunkt: Phasenweise wirkte er ein wenig zu streng, unterband etwa, wenn einer der Kandidaten Konversation mit den Spiele-Experten betrieb, gab zu oft den strengen Schiedsrichter in einigen Spielen.

Aber er zeigte auch vollen Körpereinsatz: Als er beim Handball-Duell einen Ball wieder ins Spielfeld bringen wollte, verletzte er sich (keiner weiß wie - "Gott sei Dank, waren da keine Kameras") an der Stirn mit einer kleinen Platzwunde. Statt sich sofort verarzten zu lassen, kommentierte er jedoch zunächst noch das Spiel durch, erst danach durften ein Arzt und Daniel Aminati (der wollte unbedingt) die Wunde reinigen.

Wie immer bei Schlag den Star gab es ein mehr oder weniger bedeutsames Bühnenprogramm. Da stand etwa die österreichische Band Wanda auf der Bühne. Die restliche Zeit wurde von Werbung gestaltet. Und die nervte irgendwann ziemlich: Schon immer war zwar das "Schlag den Raab"-Format so wie im Übrigen alle Raab-Sendungen von viel Werbung dominiert, so viele Unterbrechungen wie dieses Mal dürfte es aber noch nie gegeben haben. Teilweise mitten im Spiel übergab Elton in die Werbepause, oft wurde nur ein Spiel gespielt, bevor es wieder nach ebenso nerviger Gewinnspiel-Moderation in die Unterbrechung ging.

Vom Ablauf sah das Ganze dann ungefähr so aus: Spiel, Werbung, Spiel, Werbung, halbes Spiel, Werbung, halbes Spiel, Werbung, Spiel, Werbung und so weiter. Gut möglich, dass dies der zweite von Elton vorab angedeutete Punkt war, über den es zu diskutieren gilt. Ob bei einer Show, die ohnehin schon traditionell bis spät in die Nacht geht, noch so viele Unterbrechungen notwendig sind? Die Quoten werden zeigen, ob das die Zuschauer abgeschreckt hat.

Zwei Kandidaten, einer davon witzig, ein Moderator, der alles gibt, Spiele mit etwas zu sportlichem Schwerpunkt und gefühlte 738 Werbeunterbrechungen: Betrachtet man das Gesamtbild, hat es sicher schon stärkere "Schlag den Star"-Ausgaben gegeben. Vor allem Daniel Aminati und Elton retteten jedoch den eher durchschnittlichen Abend, wenn auch im Falle von Daniel Aminati durch seine Ungeschicklichkeit teilweise unabsichtlich.

Es gab einige tolle Samstag-Abend-Show-Momente, etwa als es in den Matchball-Spielen spannend wurde oder als Aminati siegessicher das Sockenspiel doch verlor, die große Samstagabendshow war "Schlag den Star" dieses Mal aber nicht. Da ist definitiv noch Luft nach oben.

In diesem Sinne: Schulnote 2 minus. Beim nächsten Mal bitte wieder besser.

Spiel 1: "Socken sortieren": Wer beweist Hausmann-Qualitäten und entwirrt das Socken-Chaos im Wäschekorb? Tom Beck geht mit 1:0 in Führung.

Spiel 2: "Holz hacken": Holzfäller Beck zerteilt seine Holzstücke am schnellsten. 3:0 für den Schauspieler!

Spiel 3: "Meinungsforschung": Wer kann sich am besten in die Köpfe der Zuschauer hineinversetzen und erraten, was sie denken? Aminati beweist Menschenkenntnis - und gleicht aus. 3:3.

Spiel 4: "Kugel-Balance": Wer bringt die Kugel geschickt über den Parcours? Tom Beck hat das glücklichere Händchen - und führt mit 7:3.

Spiel 5: "Buckelpiste": Tom Beck macht auf BMX-Champion und gewinnt souverän: 12:3.

Spiel 6: "Hammer werfen": Aminati macht sich endlich krass - zumindest beim Werfen. Becks Führung schmilzt auf 12:9.

Spiel 7: "Wer ist das?": Wer kennt alle Fußballer im ganzen Land - und darüber hinaus? Beck hat die Nase vorn und baut seine Führung aus: 19:9!

Spiel 8: "Handball-Duell": Wer locht den Ball ins gegnerische Feld? Ballkünstler des Abends wird Tom Beck: 27:9.

Spiel 9: "Nachbauen": Im Legoland ist Tom Beck König. Er vergrößert seinen Vorsprung auf 36:9.

Spiel 10: "Ballgefühl": Ein Triumph für Daniel Aminati. Der Moderator holt auf. 36:19 für Tom Beck.

Spiel 11: "Münze drehen": Auch hier gewinn Tom Beck - und der Punktestand des Schauspielers vergrößert sich auf 47:19.

Spiel 12: "Floorball": Mann gegen Mann beim Hockey-Spiel! Tom Beck beweist erneut Ballgefühl und gewinnt: 59:19!

Spiel 13: "Zuordnen": Daniel Aminati behält bei den richtigen Paarungen den Überblick - hier kann er punkten. 59:32 für Beck.

Spiel 14: "Kabelsalat": Wer bringt alle Lampen in richtiger Reihenfolge zum Leuchten? Beck macht das Rennen - und gewinnt damit "Schlag den Star" gegen Daniel Aminati mit 73:32!

(lai)
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