"Schlag den Star" Das Witzigste blieb fast unbemerkt

Düsseldorf · Ex-Fußballer Arne Friedrich und Musiker Johannes Strate bewiesen vielstündige Ausdauer – nur die hysterische Wadenbissigkeit blieb leider aus. Friedrichs lustige Antwort beim Spiel "Blamieren oder Kassieren" offenbarte, wie tief die alten Traumata sind.

"Schlag den Star": So liefen die Spiele
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Foto: Screenshot ProSieben

Ex-Fußballer Arne Friedrich und Musiker Johannes Strate bewiesen vielstündige Ausdauer — nur die hysterische Wadenbissigkeit blieb leider aus. Friedrichs lustige Antwort beim Spiel "Blamieren oder Kassieren" offenbarte, wie tief die alten Traumata sind.

Eine Sache nimmt man auf jeden Fall mit, als "Schlag den Star" kurz vor ein Uhr, nach vollen 15 Spielen, zu Ende geht: Das Wissen, dass Ex-Fußballprofi Arne Friedrich seine Sonntagabende nicht mit Hadern über alberne Handlungstwists und klamottige Schauspielleistungen verbringt, denn Arne Friedrich schaut niemals "Tatort". Das bewies er irgendwann in den vergangenen fast fünf Stunden, als er bei einem Zuordnungsspiel herzlich fluchend — "oh, leck mich am Arsch, ey" — den dollen Kommissar Nick Tschiller ermittlungstechnisch nach Berlin steckte. Beneidenswerte Unkenntnis, seliger Friedrich!

Und sonst? Och. Größer als zur vorherigen Sendung konnte der Kontrast nicht sein, was die Kandidaten anging: Da beharkten sich Henning Baum und Matthias Steiner, "zwei Wasserbüffel", wie Kommentator Frank Buschmann die hochengagierten Kawenzmänner passend beschrieb. Dieses Mal trat Arne Friedrich gegen Johannes Strate an, Sänger der Band Revolverheld, und das war nicht nur körpermassemäßig ein deutlicher Unterschied — die beiden schienen auch deutlich weniger terrierhaft, mitunter fast schon nonchalant an die Spiele und den Kampf um 100.000 Euro heranzugehen.

 Arne Friedrich jubelt im Moment der Entscheidung.

Arne Friedrich jubelt im Moment der Entscheidung.

Foto: ProSieben

Im Vorfeld hatten Strate und Friedrich sich einen pubertär dampfenden Stichelabtausch über Twitter geliefert, wo sie als klassische "Buh!"-Einschüchterungstaktik Fotos von ihren Vorbereitungen auf das Duell posteten. In der Show selbst pieksten sie sich dann zwar immer wieder mal mit kleinen Spottspitzen, doch ständige "Ey, Alter!"-Gratulationsumarmungen nach den Spielen ließen irgendwie keine rechte Konkurrenzkluft aufkommen. "Schlag den Star" lebt aber nun Mal ja auch von kindischer Distanz, von überzogener Lagerbildung, von echtem Vernichtungswillen, den Gegner betreffend. Nur aus dieser Haltung heraus werden alberne Simpel-Spiele wie "Saugen", bei dem es Tischtennisbälle mittels Unterdruck und einem Strohhalm zu transportieren gilt, überhaupt erst taugliche Samstagsunterhaltung.

Gruselige Gesichtscollagen

Der Biss, besser gesagt: die Verbissenheit fehlte also ein wenig, die ja beim Zuschauen auch stets beim abgedankten Stefan Raab mit chipsverkrümelten Händen zu greifen war, zu cool und lässig gaben sich die beiden Kontrahenten. Dabei verlief die Dramaturgie extrem bilderbuchmäßig, denn beide gewannen die Spiele nahezu abwechselnd, was die Spannung tatsächlich bis zum letzten Spiel konservierte: Öffnete Friedrich routiniert wie eine Tagesmutter in der Jugendherberge Blechdosen, überzeugte Strate beim Auseinanderdröseln facegeswappter Promis: In einem hübschen Spiel galt es gruselige Gesichtscollagen aus Jürgen Klopp und Sigmar Gabriel oder Miley Cyrus und Wladimir Putin wieder zu zerlegen.

Tendenziell hatte Friedrich bei den meisten Sportspielen die Nase vorn, sei es Autoscooter-Ball, Fechten oder Baumstammwerfen, obwohl Strates Kumpel ihn zu Beginn noch als absolut tauglich eingestuft hatte: "Der kann Tresen, der kann Sport." Dafür glänzte Strate mit Basic-Geschichtswissen wie "753 — Rom schlüpft aus dem Ei." Lustigster Moment, nahezu unbemerkt: Moderator Elton (der deutlich souveräner als bei seiner Premiere durch den Abend schlenderte) stellt beim Spiel "Blamieren oder Kassieren" die Frage, wie denn die böse Schlange im "Dschungelbuch" heiße. Und der Ex-Fußballer Friedrich antwortete, wohl noch nachhaltig tieftraumatisiert von einem ganz bestimmten, mitunter auch ein bisschen böse dreinschauenden Torwart: "Kahn."

Ist Zeitvergeudung nicht eine der zehn Todsünden?

So schunkelte sich die Show mit nahezu ausgeglichenen Punktekonten bis in Spiel 14, einem traditionell quälend langen Duellchen: Dieses Mal müssen Einmachgummis auf einen Tisch geflitscht werden, und als Johannes Strate nach einer Viertelstunde gerade mal die Hälfte der geforderten zehn Treffer langen konnte, haderte man wie immer bei diesem Format kurz mit sich selbst, warum man in dieser Zeit nicht alternativ mal eben "Krieg und Frieden" ausgelesen hatte.

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Verstärkt wurde dieser Selbstvorwurf dann noch im alles entscheidenden 15. Spiel, als man kurz vor ein Uhr nachts schläfrig Zeitlupenaufnahmen von fast in einen Sparschweinschlitz gefallenen Münzen betrachtet. Ist Zeitvergeudung nicht auch eine der zehn Todsünden? Eine geschickt fallengelassene Münze bescherte Arne Friedrich schließlich den Sieg. Und wenigstens da gibt es einen kurzen Gefühlsausbruch. Nächstes Mal bitte unbedingt wieder Testosteronbolzen (oder Alphaweibchen, wie wäre es denn mal damit?) buchen! Nonchalant wird man im vielstündigen Spielverlauf schließlich schon selbst ganz von alleine.

(arü)
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