Düsseldorf/München Sat.1 Gold setzt auf Wiederholung

Düsseldorf/München · Der Sender erzielt mit wenig Aufwand ordentliche Quoten. Originell ist das Seniorenprogramm nicht.

Stella, 51 Jahre alt, wohnt in Wuppertal und ist Lehrerin für Deutsch und Geschichte. Mit Männern hat sie kein Glück, fällt immer wieder auf den Sky-Du-Mont-Typ rein. Ihre Freundin Waltraud (58) ist verheiratet, hat zwei Töchter und arbeitet als Bäckereifachverkäuferin. Sie liebt Roger Whittaker und hat eine Vorliebe für Volksmusik. Obwohl Stella und Waltraud grundverschieden sind, haben sie eines gemeinsam: Sie gucken leidenschaftlich gerne Sat.1 Gold, den neuen Sender der ProSieben-Sat.1-Gruppe. Zur Zielgruppe zählen Frauen im besten Alter. Das liegt laut Sender zwischen 49 und 69 Jahren. "Waltraud und Stella sind selbstbewusst, genießen ihr Leben und sind erfahren genug, um genau zu wissen, was sie wollen – damit passen sie perfekt zu Sat.1 Gold", sagte die Senderverantwortliche Katja Hofem zum Programmstart am 17. Januar. Die Werbefiguren sollen dem Zuschauer suggerieren, dass Sat.1 Gold jedem Frauentyp etwas bietet: traurigen Singles und glücklichen Ehefrauen, Akademikerinnen und Arbeiterinnen, Ausgeflippten und Spießerinnen.

Klingt gut, ist es aber nicht. Denn Sat. 1 Gold setzt eher auf olle Kamellen als auf neue Formate. Das "Gold"-Programm besteht fast ausschließlich aus Archiv-Sendungen: "Edel und Starck", "Wolffs Revier" und die Spiel-Show "Die perfekte Minute". Genau die Serien, mit denen der Muttersender Sat.1 zuvor beim gesamten Publikum – insbesondere der relevanten Zielgruppe der 14- bis 49 Jährigen – punkten wollte.

Aber: Die Zahlen können sich nach den ersten Wochen sehen lassen. Durch die ehemaligen Sat.1-Erfolgsfilme "Die Wanderhure" und "Die Rache der Wanderhure" startete der neue Sender mit ordentlichen Quoten. 260 000 Zuschauer (Marktanteil 0,8 Prozent) sahen "Die Wanderhure". Ein guter Wert im Vergleich zu Konkurrenz-Spartensendern wie Dmax, Sixx, oder ZDFneo. Die Zahlen blieben bisher unerreicht, doch ein Marktanteil von durchschnittlich 0,4 Prozent bei Frauen zwischen 30 und 60 kann sich sehen lassen. Häufig wird das Tagesprogramm am Sonntag geschaut. Die Sat.1-Eigenproduktion "Heiratsschwindlerin mit Liebeskummer" kam auf 160 000 Zuschauer und 0,5 Prozent Marktanteil. "Traumprinz in Farbe" erreichte eine Woche später ähnliche Quoten.

Der gute Start lässt sich unter anderem durch den Mangel an Alternativen erklären. Reine Seniorenprogramme gibt es kaum. Die großen Sender produzieren nur vereinzelt Formate speziell fürs ältere Publikum wie die ARD-Telenovela "Rote Rosen". Trotzdem sollte Sat.1 Gold noch eine Schippe drauflegen. Denn Fernsehen aus der Konserve wird Frauen im besten Alter auf Dauer nicht bei bester Laune halten.

(lau)
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