Kult-Comedy „RTL Samstag Nacht“ ist zurück

Köln · Die 90er gelten als Jahrzehnt, im dem der anarchische Quatsch im Fernsehen schönste Blüten trieb. Mittendrin: „RTL Samstag Nacht“. Nun kommt die Comedy-Show nach fast 25 Jahren Pause noch einmal zurück - aber einer fehlt.

Die Kult-Comedysendung „RTL Samstag Nacht“ kehrt zurück. MIt dabei: Hugo Egon Balder (Agenturfoto).

Die Kult-Comedysendung „RTL Samstag Nacht“ kehrt zurück. MIt dabei: Hugo Egon Balder (Agenturfoto).

Foto: dpa/Henning Kaiser

Retro? Da zuckt Hugo Egon Balder. Das merkt man sofort und trotz seiner latent schnoddrigen Wurscht-egal-Haltung, die manche Gefühlsregung auch mal überdecken kann. Retro „im engeren Sinne“ sei das nicht, was er und seine Kollegen da am Samstag zeigen, sagt er. Was er meint: „RTL Samstag Nacht“ im Jahr 2022 wird nicht exakt so sein wie jenes „RTL Samstag Nacht“, das von 1993 bis 1998 lief. Balder erklärt es so: „Wir haben versucht, an alte Zeiten zu erinnern, ohne alte Zeiten zu kopieren.“

Ob das stimmt, kann man am Samstagabend (29. Oktober, 20.15 Uhr) bei RTL sehen. Der Sender zeigt dann das mit Spannung erwartete Format „RTL Samstag Nacht – Das Wiedersehen“. Wer vorab reinschauen durfte (die Sendung wurde schon aufgezeichnet), dürfte Balder in Teilen Recht geben. Die Sendung ist eher mit einem Klassentreffen zu vergleichen. Man erkennt an, dass man älter geworden ist. Man bespielt noch mal die besten Running Gags. Und - auch das gehört zur Wahrheit - man trauert um die ersten Verluste.

Zur Erinnerung: „RTL Samstag Nacht“ lief in den 90ern bei RTL, orientierte sich an der US-Show „Saturday Night Live“ und hat heute die Aura einer Kult-Sendung. Balder, der sich kurz zuvor noch als Moderator der Nackt-Show „Tutti Frutti“ einen Ruf als „Herr der Möpse“ eingehandelt hatte, war Produzent und machte seine Aufgabe ausgesprochen gut. Für die „Samstag Nacht“-Mischung aus Live-Comedy, Sketchen und Parodien entdeckte er ein nahezu perfektes Ensemble.

Im Kern bestand die Truppe aus Olli Dittrich, Wigald Boning, Stefan Jürgens, Tanja Schumann, Esther Schweins, Mirco Nontschew und Tommy Krappweis. Kaum jemand kannte sie vorher - danach alle. Der ehrwürdige Show-Altmeister Rudi Carrell soll damals RTL-Chef Helmut Thoma einen Brief geschrieben haben, in dem er ihn fragte, ob er überhaupt wisse, was für ein „Juwel“ er da habe. „Saturday Night Live“ war weniger politisch, eher albern und ziemlich wild.

Für das Revival rund 25 Jahre später ist es nun tatsächlich gelungen, die Komikerinnen und Komiker wieder zusammen zu bringen. „Ich habe sie alle angerufen und ihnen gesagt, was wir vorhaben“, erzählt Balder. „Und alle haben gesagt: Ja, aber wir sollten uns vorher zusammensetzen und überlegen, wie wir vorgehen. Und so haben wir es auch gemacht.“

Die Ausnahme musste Mirco Nontschew bleiben. Der Komiker, der mit seinem zappeligen Gaga-Humor wohl nie besser in eine Sendung passte als in „Samstag Nacht“, wurde im Dezember 2021 tot in seiner Berliner Wohnung gefunden. Es habe Überlegungen gegeben, ob die Comeback-Sendung unter diesen Umständen überhaupt möglich sei, sagt Balder. „Aber alle haben sich dafür entschieden.“ Nontschew bekommt in der Show nun einen großen Part mit seinen besten Sketchen. Zudem erinnern sich seine Kollegen an ihn. Es fließen auch Tränen.

Auch der verstorbene Mirco Nontschew gehörte zur Originalbesetzung (Archivfoto).

Auch der verstorbene Mirco Nontschew gehörte zur Originalbesetzung (Archivfoto).

Foto: dpa/Britta Pedersen

In einem gewissen - aber nicht unangenehmen - Kontrast dazu macht „RTL Samstag Nacht“ allerdings genau das, was es damals war. Dittrich, Boning, Jürgens, Schumann, Schweins und Krappweis produzieren herrlichen Quatsch, in dem sie die klassischen Rubriken von damals neu bespielen.

Dittrich und Boning etwa palavern sich durch das Talk-Format „Zwei Stühle - Eine Meinung“, Jürgens wird bei „Kentucky schreit ficken“, bei dem er Konsonanten vertauscht, mal wieder „bächtig möse“ und „tittet“ an die „Bheke“. Dittrich allein führt durch die Gaga-Sportshow „Neues vom Spocht“ und spricht dort wortreich über „Vogel-Fußball“ („Anschließend wurde Peli-Kahn wegen grobem Pfau und Schwalbe im eigenen Sechzehner mit gelb-roter Amselkarte vorzeitig vom Spatz gestellt.“)

Das kann schon Lust auf mehr machen. Auch auch da zuckt Balder sofort. „Einmal reicht“, sagt er. „Das betone ich ausdrücklich.“

(zeit/dpa)
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