„Japanische Albinos“ Rassismus-Vorwürfe gegen RTL nach Kommentaren über K-Pop-Band BTS

Düsseldorf/Köln · Die Kommentare von Promis über die südkoreanische Boyband BTS in einer TV-Show haben am Wochenende im Netz Rassismus- und Sexismus-Vorwürfe gegen RTL ausgelöst. Auch die Reaktion des Senders stellt die meisten Nutzer nicht zufrieden.

 Die Band BTS bei einem Auftritt in Los Angeles Anfang Dezember.

Die Band BTS bei einem Auftritt in Los Angeles Anfang Dezember.

Foto: AFP/Rich Fury

K-Pop, also koreanische Popmusik, ist bunt bis schrill, häufig sehr jugendlich – und weltweit ein riesiger Erfolg. Eine der erfolgreichsten Bands ist BTS, eine siebenköpfige Boyband aus Südkorea. 2019 erreichten sie mit ihrem Album „Map of the Soul: Persona“ auch in Deutschland Platz drei der Albumcharts. Kein Wunder also, dass BTS auch in „Die ultimative Chart Show“ von RTL auftauchten. Die Sendung versprach „die erfolgreichsten Hits 2019“ und wurde am Freitagabend um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Auf Platz 20 der erfolgreichsten Alben des Jahres: BTS mit „Map of the Soul: Persona“.

Wie in der Sendung über die Band gesprochen wurde, sorgte in der Folge jedoch für einen Shitstorm. Wie in der „Chart Show“ üblich, kommentieren in einem Einspieler verschiedene Promis einen Zusammenschnitt von Musikvideos – und sparen dabei nicht an Klischees.

Schauspieler Christian Tramitz, bekannt aus der „Bullyparade“, der neben seiner Schauspielkollegin Caroline Frier sitzt, kann mit K-Pop scheinbar nichts anfangen. Er fragt etwa: „Die japanischen Top 25 oder was? Oder Nordkorea?“ Auch das Schlagerduo Fantasy, bestehend aus Martin Hein und Freddy März, kommentiert ähnlich. Hein: „Ist das die asiatische Version von Backstreet Boys?“ März: „Nee, das sind japanische Albinos.“ Auch ein zweiter Dialog der beiden sorgt für Aufregung. März: „Aber die Blonde, die ist süß, ne? Achso, ist ein Der, ne?“ Hein: „Ja, ist ein Der.“

„Macht euch bereit für ein bisschen Rassismus und Sexismus“, schreibt dazu eine deutsche Twitter-Nutzerin und teilt noch am Freitagabend ein Video des Fernsehausschnitts, versehen mit englischen Untertiteln. „Vielleicht können wir diesen Menschen zeigen, dass das, was sie sagen, Konsequenzen hat“, schreibt sie weiter. Bis zum Montagmorgen wurde es mehr als 1400-mal geteilt und mehr als 92.000-mal angesehen.

„Wann begreifen sie, dass Rassismus und Xenophobie sowie generell so ein herablassendes Verhalten NICHT lustig sind... Ach ja, nie“, ärgert sich eine andere Nutzerin. „Sie sind so unreif, selbst Teenager verhalten sich besser. Mich ekelt das an“, schreibt ein weiterer Nutzer über die Kommentare der Promis.

Am Sonntagnachmittag reagierte RTL auf die anhaltende Kritik, ebenfalls per Twitter. Die Kommentare würden in der Wiederholung der Sendung nicht mehr gezeigt. Falls sich die Fans von BTS durch die Kommentare beleidigt fühlten, täte es dem Sender leid. „RTL positioniert sich ganz klar gegen Rassismus und für freie Meinungsäußerung“, schreibt der Sender in einem der beiden Tweets.

Nur wenige scheinen sich damit aber zufrieden zu geben. „Die Redaktion hat entschieden, welche der aufgezeichneten Kommentare in die Sendung kommen. Das hat nichts mit 'freier Meinungsäußerung' zu tun und das wissen Sie auch“, schreibt ein Nutzer. Und auch ein anderer Nutzer kreidet RTL den Verweis auf die Meinungsfreiheit an: „Freie Meinungsäußerung ist ja alles schön und gut, aber euch ist schon bewusst, dass es auch Grenzen dafür gibt, beispielsweise wenn es zu Beleidigungen und rassistischen Kommentaren überspringt?“, schreibt der Nutzer. Und weiter: „Asiaten ihre Männlichkeit abzuerkennen und sie Albino-Japaner zu nennen, ist nicht ansatzweise innerhalb dieser Grenzen.“

Auch die Nutzerin, die das Video ursprünglich geteilt hatte, reagiert unzufrieden. Zwar begrüßt sie, dass die Kommentare in der Wiederholung nicht noch einmal gezeigt werden sollen. Aber: „Rassismus hat nichts mit 'eine Meinung haben' zu tun“, schreibt sie weiter.

In einer Mitteilung freut sich RTL derweil über die guten Quoten für die Sonderausgabe der „Chart Show“ mit Oliver Geissen: Mit 14,5 Prozent der 14- bis 59-Jährigen Zuschauer (1,77 Millionen) und 15,9 Prozent in der Zielgruppe 14 bis 49 Jahre sei die Sendung die Nummer eins am Samstagabend im deutschen Fernsehen gewesen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, BTS komme aus Nordkorea. Das ist natürlich falsch. Richtig ist Südkorea. Wir haben den Text angepasst und bitten, den Fehler zu entschuldigen.

(hebu)
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