Köln Rapper Sido gewinnt Raabs Polit-Talk

Köln · In der Sendung "Absolute Mehrheit" befürwortete der Musiker weiche Drogen und holte 300 000 Euro.

Mit der dritten Ausgabe der Polit-Show "Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen" hat Moderator Stefan Raab bewiesen, dass es in seinem Format wider die Politikverdrossenheit weniger um Argumente geht als um zeitgeistigen Populismus. Ausgerechnet Rapper Sido versammelte erstmalig die absolute Mehrheit der Zuschauerstimmen (56,5 Prozent) hinter sich und durfte 300 000 Euro mit nach Hause nehmen. Er setzte sich gegen den CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn, die Linken-Politikerin Caren Lay, den Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) und den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Die Grünen) durch. Der Talk erzielte einen Marktanteil von 13,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

Sido, der früher nur mit Totenkopfmaske auftrat und bürgerlich Paul Würdig heißt, punktete in der Zielgruppe vor allem beim Thema "Drogen für alle?". Während Spahn die Legalisierung von Haschisch als falsches Signal an Jugendliche bezeichnete und Buschkowsky Cannabis als Einstiegsdroge verdammte, vertrat Sido eine lockerere Haltung. "Entweder, man verbietet Alkohol, Tabak und den ganzen Kram oder man ändert die Gras-Gesetze", sagte er und befand, dass "Alkohol viel schlimmer als Kiffen sei". Das brachte ihn schon nach 30 Minuten mit 58,3 Prozent in Führung.

Daran änderte auch der Umstand nichts mehr, dass Sido zu den Themen Wahlrecht ab 16 und Managergehälter wenig Substanzielles beizutragen hatte. Wenn Kinder wählen gehen möchten, sollten sie das auch machen, so seine Auffassung zu Punkt eins, und, in Sachen Spitzengehälter: Wer etwas leiste, müsse auch dafür bezahlt werden. Prompt bekam der 32-Jährige am Ende des Abends von Stefan Raab einen randvollen Geldkoffer überreicht.

Sidos Leistung bestand vor allem daraus, als einziger in der Runde eine senderaffine wie treue und große Anhängerschaft hinter sich zu vereinen, die launige Anti-Parolen für politischen Diskurs hält. Wobei Sido (steht für "superintelligentes Drogenopfer") schlau genug ist, die vorgestanzten Argumente seiner Mitdiskutanten mit seiner Berliner Schnauze zu parieren. Nur auf Raabs Frage, was er wählen würde, wenn jetzt Bundestagswahl wäre, fiel ihm nichts ein. Damit, so Sido, habe er sich noch nicht so befasst.

(RP)
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