"Bundesvision Song Contest" Raab kämpft um bessere Quote

Berlin · Plattform für die deutsche Musikszene oder aufgeblasene Show? In Berlin steigt zum achten Mal der "Bundesvision Song Contest". Bands aus 16 Bundesländern kämpfen um den Sieg. Entertainer Stefan Raab um eine bessere TV-Quote.

Tim Bendzko gewinnt den Bundesvision Song Contest 2011
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Tim Bendzko gewinnt den Bundesvision Song Contest 2011

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Allmählich darf man wohl von einer Dominanz Berlins sprechen: Zum achten Mal findet am Freitag der "Bundesvision Song Contest" statt - der Musikwettstreit der 16 Bundesländer. Drei Mal hat bislang die Hauptstadt gewonnen. 2011 siegte zuletzt Tim Bendzko ("Nur noch kurz die Welt retten") für Berlin.

"Das ist gut, aber natürlich auch erwartbar", meint Entertainer Stefan Raab. Schließlich werde die Provinz von den meisten Bands verlassen. "Alle gehen nach Berlin". Raab präsentiert das Musikspektakel an diesem Freitag (20.15 Uhr) als Live-Fernsehshow für ProSieben. Am Donnerstag stellte er in der Max-Schmeling-Halle schon einmal die 16 Bands aus allen Bundesländern vor. Angesichts der Kandidaten und ihrer Songs kann man sagen: Dieses Mal wird Berlin wohl nicht gewinnen.

Der Favorit kommt nämlich aus Baden-Württemberg, wie Musikkenner Raab prognostizierte: Soul-Star Xavier Naidoo und Rapper Kool Savas vertreten mit ihrem gemeinsamen Projekt Xavas das südwestdeutsche Flächenland. Ihre Single "Schau nicht mehr zurück" ist schon ein Hit im Radio.

Bei der Vorstellungsrunde stand Kool Savas allerdings zunächst alleine da. Naidoo war im Stau stecken geblieben und kam mit Verspätung in der Max-Schmeling-Halle an. Ob er tatsächlich mit dem Auto die weite Strecke von Mannheim nach Berlin gefahren sei, wollte Raab von Naidoo wissen. Der nickte, etwas erschöpft: "Ich bin 1000 Tode gestorben."

Viele bekannte Gesichter

Auch sonst gehen beim diesjährigen Song Contest bekannte Gesichter an den Start. Mit dabei ist König Boris, Frontmann von Fettes Brot. Er tritt mit seinem Soloprojekt Der König tanzt für Hamburg an. Für das Saarland startet die Hip-Hop-Gruppe Die Orsons zusammen mit Cro, dem Spaß-Rapper mit der Pandabär-Maske. Ein anderes Kaliber ist der Rapper, der für Berlin antritt: B-Tight. Der stand früher beim Label Aggro Berlin unter Vertrag und dichtete böse, teils frauenverachtende Zeilen.

Raab nannte seinen Song Contest eine wichtige Plattform für die deutsche Musikszene. Es gebe wohl keine vergleichbare Veranstaltung mehr im deutschen Fernsehen. Die Titel müssen zu mindestens 50 Prozent deutschsprachig sein. Die Zuschauerquoten waren zuletzt gleichwohl enttäuschend. Im vergangenen Jahr lockte die mehrstündige Show im Schnitt nur noch 1,67 Millionen Menschen (7,0 Prozent) vor die Bildschirme.

Vielleicht ist das Format schlicht überholt. 2005 hatte Raab den Bundesvision Song Contest ins Leben gerufen. Denn beim großen Vorbild, dem Eurovision Song Contest (ESC), schnitten deutsche Künstler immer schlecht ab. Raabs Schützling Max Mutzke wurde 2004 in Istanbul nur Achter.

Kritiker sehen zunehmende "Vermüllung"

Seit dem Sieg von Lena Meyer-Landrut beim ESC 2010 fiel dann "die eigentliche Geschäftsgrundlage" für das deutsche Pendant weg, wie Medienkritiker Hans Hoff schon vor einiger Zeit konstatierte. Leider tue sich Raab aber schwer, einmal eingeführte Veranstaltungen wieder fallen zu lassen. "Alles, was halbwegs Quote bringt, geht weiter."

Eine zunehmende "Vermüllung" des ProSieben-Programms mit Raab-Shows sei zu befürchten, "von denen der Bundesvision Song Contest mit Abstand die überflüssigste ist", meinte Hoff. Beim Fernsehsender ProSieben ("We Love To Entertain You") sieht man das anders: Freitagabend steige der "größte Musikwettbewerb des Jahres", heißt es im Show-Trailer.

(dpa)
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