"The L World" ist ein Flop Quotentief für US-Serien

Düsseldorf (RP). Deutsche Privatsender kaufen für viel Geld amerikanische Serien ein. Manche sind beim Publikum beliebt. Viele treffen den Geschmack der Deutschen allerdings nicht. Letztes Negativbeispiel: "The L Word" bei Pro 7.

"The L-Word - Frauen, die sich lieben"
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Foto: Viacom Productions Inc.

Sie gehören zum Feinsten, was das Fernsehen zu bieten hat: Amerikanische Serien drücken dem TV-Programm rund um den Erdball momentan den Stempel auf wie seit den Glanzzeiten von "Magnum" und Co. in den 80ern nicht mehr. Eine Erfolgsgarantie gibt es für deutsche Sender, die amerikanische Serien ausstrahlen, dennoch nicht: Während etwa der Krimikult "CSI" (Vox) einen Quotenrekord nach dem anderen bricht, stürzten die Quoten der viel beachteten Serie "The L Word" (Pro 7) um eine Clique lesbischer Frauen nach einem ordentlichen Auftakt schon bei der zweiten Folge steil ab.

Auch der Mystery-Serie "4400 - Die Rückkehrer" (Pro 7) laufen derzeit die Fans weg: Der Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe (14 - 49 Jahre) sank von 18,7 Prozent bei Serienstart auf zuletzt 8,4 Prozent. Manche Hollywood-Helden bescheren den hiesigen Privatsendern, die sich die Rechte gesichert haben, beim jungen Publikum gute Quoten und ein trendiges Image - etwa die attraktiven "Desperate Housewives" (Pro7) oder der Paketfahrer Doug aus dem Dauerbrenner "King of Queens" (Kabel eins). Dagegen musste Pro7 die Schönheitschirurgen "Nip/Tuck" wegen schlechter Quoten aus dem Programm werfen, und auch die Mafiosi aus der exzellenten Serie "Die Sopranos" verschwanden mangels Zuschauern schnell. Auf den ersten Blick spricht viel für die US-Produktionen, die oft mit kinoreifen Effekten daherkommen.

Vielen bestechen mit einer komplexen Handlung, einer ausgeklügelten Figurenzeichnung und geschliffenen Dialogen. Denn in Amerika zerbrechen sich hervorragende Autoren den Kopf über die Handlungsstränge der verschiedenen Serien. "Offenbar wollen viele Zuschauer der komplexen Handlung mit aufeinander aufbauenden Episoden nicht auf Dauer folgen", klagt Igor Schwarzmann, Serien-Experte des Internet-Journals "Medienrauschen". Medienwissenschaftler vermuten, dass das mit simpel gestrickten Serien "Das Erbe der Guldenburgs" sozialisierte deutsche Publikum "noch nicht reif für diese gehobene Erzählform" sei.

Für diese These spricht, dass konventionellere Serien wie "Monk" (RTL), die in jeder Episode eine abgeschlossene Geschichte erzählen und klassischen TV-Erzählmustern folgen, bei den deutschen Zuschauern ankommen. Teilweise torpedieren die Sender ihre teuer eingekauften Serien selber, indem sie die Sendeplätze so oft verschieben, dass der Zuschauer zwangsläufig früher oder später eine oder mehrere Folgen verpasst - bei verzwickteren Serien wie "Die Sopranos" kann er der Handlung dann bald nicht mehr folgen und steigt aus. Ein weiteres Manko mancher US-Serien wie beispielsweise "The L Word": Sie sind weit weg von der deutschen Lebenswirklichkeit.

Da bevorzugen viele Zuschauer dann doch biedere deutsche TV-Kost wie "Familie Dr. Kleist", die verlässlich auf dem immer selben Sendeplatz laufen, bei denen die Story gemütlich vor sich hin plätschert, und wo idyllische Schauplätze zu kleinen Fluchten aus dem Alltag einladen. Nicht umsonst begründete Christian Wolff, scheidender Hauptdarsteller der ZDF-Serie "Forsthaus Falkenau", den Erfolg des Dauerbrenners einmal mit den Worten: "Der Deutsche liebt den Wald und alles, was damit zu tun hat."

(Rheinische Post)
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