Jauch, Pflaume, Pilawa Quiz-Shows stecken in der Krise

Düsseldorf · Die Quoten der Quiz-Sendungen schrumpfen senderübergreifend. Selbst der Marktanteil des Vorzeige-Formats "Wer wird Millionär?" sank zuletzt auf 18,6 Prozent. Die Zuschauer fordern frischen Wind für das Fernsehquiz. Günther Jauch steht Neuerungen skeptisch gegenüber.

Promis bei "Wer wird Millionär" - die Ochsenknechts räumen ab
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Promis bei "Wer wird Millionär" - die Ochsenknechts räumen ab

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Deutschlands bekanntestes Fernsehquiz krankt an Altersschwäche. Beim Publikum betrug der Marktanteil der RTL-Sendung "Wer wird Millionär?" von Januar bis Juni im Durchschnitt nur noch 18,6 Prozent. Zum Vergleich: 2007 lag die Quote noch bei 27 Prozent. Das Zuschauertief kostet den Privatsender Geld. Im April musste RTL die Preise für Werbezeiten in der Montagsausgabe der Show um fünf Prozent senken. Und im Bereich der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen lag die Quote mit 16,3 Prozent unter dem Senderschnitt.

Der vormals "heiße Stuhl" des Millionen-Quiz' ist mittlerweile lauwarm. Während sich seit der Geburtsstunde von "Wer wird Millionär" im September 1999 viele Jahre lang hunderttausende Familien geschlossen vor dem Fernseher versammelten, ringt die Sendung heute um ihre Zuschauer. Zu oft haben sie Moderator Günther Jauch dabei zugesehen, wie er seine Kandidaten auf dem Weg zur Eine-Million-Euro-Frage abwechselnd unterstützt und verunsichert. Besonders die heiß umkämpfte Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen wünscht sich laut einer repräsentativen Studie der "Hörzu" frischen Wind für die Sendung. Günther Jauch nimmt das gelassen entgegen: "Es wird im TV generell nicht leichter, Sendungen für die ganze Familie zu machen. Krampfhaften Verjüngungs-Experimenten stehe ich eher skeptisch gegenüber, aber gute Ideen haben immer eine Chance."

Anders sieht man das in der ARD. Dort wurde das Familien-Quiz "Drei bei Kai" nach stetig schwächelnden Quoten tiefgreifend umstrukturiert. Seit Mai stellt sich in der Show nur noch ein Kandidat den Fragen des Moderators Kai Pflaume. Im Hintergrund warten als Joker zwei Familienmitglieder. Ursprünglich sollte die Show, die am frühen Freitagabend läuft, Abwechslung und mehr Zuschauer ins von Serien durchzogene Senderprogramm bringen. Doch bereits beim Start der Show im Oktober 2011 lag der Marktanteil bei schwachen 7,3 Prozent, im Dezember fiel die Quote mit 1,38 Millionen Zuschauern sogar auf 5,7 Prozent und berappelte sich auch danach nicht.

Ebenfalls im Kampf um Zuschauer befindet sich "Die Quizshow" mit Jörg Pilawa. Auch sie verlor zuletzt deutlich an Quote. In diesem Monat brachte es das ZDF-Quiz auf einen neuen Tiefstwert. Der Marktanteil pendelte sich um die elf Prozent ein und unterbot damit sogar den Senderschnitt. Deutlich bessere Quoten gibt es sowohl bei Jörg Pilawa als auch bei Günther Jauch nur, wenn ein "Prominenten-Special" die Zuschauer lockt.

Ob sich darüber hinaus Neuerungen überhaupt noch lohnen, kann auch die aktuelle Umfrage nicht klären. Momentan sieht es auf jeden Fall so aus, als habe sich das Konzept Quiz-Show totgelaufen. Nicht nur für die Zuschauer. 20 Prozent der Deutschen vermuten, dass auch Günther Jauch keine Lust mehr auf "Wer wird Millionär" hat, 34 Prozent ist die Sendung mit den Jahren zu langweilig geworden. Günther Jauch begegnet dem Ergebnis mit Alterweisheit: "Vielleicht ist es mit dem Quiz, das ja in hoher Frequenz gesendet wird, wie mit einer Ehe. Man kennt sich, man mag sich, aber die Welt geht nicht unter, wenn man sich mal einen Abend nicht sieht."

Ob aus dem Abend irgendwann die endgültige Trennung wird? Jauch will nach der Sommerpause erst einmal weitermachen. Sollte er irgendwann aber doch keine Lust mehr haben, dürfte die Scheidung von RTL für ihn schmerzfrei über die Bühne gehen: "Tatsächlich gibt es nur einen Handschlagvertrag — seit 13 Jahren."

(RP/csi/sap/felt)
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