“Promi Big Brother“ Das Sommerloch hat eine Königin

Düsselorf · Die gute Nachricht: „Promi Big Brother 2018“ ist vorbei. Im Finale am Freitagabend wählen die Zuschauer Silvia Wollny zur Siegerin. Die schlechte Nachricht: Die Zuschauer bekommen dreieinhalb Stunden verschwendete Lebenszeit nie mehr zurück.

Promi Big Brother 2018: Hier feiert Silvia Wollny ihren Sieg
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Silvia Wollny gewinnt das Finale von Promi Big Brother

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Foto: SAT.1/Willi Weber

„Seid ihr bereit für die Krönung des Fernsehsommers?“, fragt die tiefe Stimme von „Big Brother“. Ja, schon. Nur was ist das für ein trauriger Fernsehsommer, fragt man sich als Zuschauer. Waren diese zwei Wochen „Promi Big Brother“ wirklich das Beste, das in den vergangenen Monaten über den TV-Bildschirm geflimmert ist? Eher nicht. Es muss also etwas Treffendes her. Etwas, das zwar jedes Jahr da ist, das aber doch niemand braucht. Wie das Sommerloch.

Nachdem das geklärt ist, kann das große Live-Finale starten. Obwohl: Was heißt hier eigentlich „groß“? Okay, es sind viele Live-Zuschauer ins SAT.1-Studio gekommen. Und auch die bereits ausgeschiedenen – nennen wir sie mal – „Prominenten“ sind da. Ansonsten ist in der Freitagabend-Show aber nur eines groß: die Langeweile. Zugegeben, das Fremdschämen funktioniert zum Abschluss auch noch einmal ganz groß.

Angefangen mit der Selbst-Beweihräucherung der Macher. Denn bevor mit großem Tamtam der Sieger verkündet wird, dürfen die vier Finalisten noch ausgiebig kundtun, wie dankbar sie sind, Teil dieses tollen Formats zu sein. Für Chethrin Schulze erfüllt sich „ein Lebenstraum“, und Alphonso Williams will am liebsten „die ganze Welt umarmen“. Daniel Völz hat etwas Neues über sich selbst gelernt und Silvia Wollny nimmt „total viel“ an Erfahrung mit. Was braucht es mehr als Beweis, dass „Promi Big Brother“ eine der didaktisch wertvollsten Sendungen im deutschen TV ist. „Quarks & Co“ kann einpacken!

Promi Big Brother 2021, Finale heute 27.08.: Wer ist raus? Diese Kandidaten sind ausgeschieden
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Promi Big Brother 2021: Wer ist raus?

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Foto: dpa/Marc Rehbeck

Nicht viel weniger peinlich sind die unzähligen Zusammenschnitte vermeintlicher Staffel-Höhepunkte, die das Finale zerstückeln und ewig in die Länge ziehen. Jedem Kandidaten wird ein minutenlanges Video gewidmet, das der Betreffende zu allem Überfluss auch noch live mit ansieht und im Anschluss kommentieren darf. Über Porno-Youtuberin Katja Krasavice wird sogar noch ein Spezial-Filmchen gezeigt. Keine Angst: Sie gibt darin nur Tipps zum Flirten, Fremdgehen und Sex – sie tut es nicht selbst vor der Kamera. Man kann allerdings darüber streiten, ob ein Szenario mit weniger Wortmeldungen ihrerseits nicht vielleicht sinnvoller für alle Beteiligten gewesen wäre.

In den sowieso obligatorischen Zusammenfassungen des Tages zeigt sich, dass die Finalisten bei einer letzten Party nochmal alles gegeben haben. Zu sehen ist Daniel Völz, wie er leicht angeschwipst mit Zigarre im Mund, Bier in der Hand und Bananen-Halskette durch den Villa-Garten wankt. „Chethrin ist immer froh, wenn sie ihren Arsch ein bisschen shaken kann“, erklärt der Ex-Bachelor, während er mit der Love-Island-Teilnehmerin tanzt.

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Foto: dpa/Willi Weber

Die kichert keck, stellt aber direkt klar, „nur weil ich Hihi mache, gehe ich ja nicht direkt mit ihm ins Bett“, und geht danach direkt mit ihm ins Bett. Am Ende bleibt es bei ein bisschen kuscheln – auch weil Chetrhin, wie eine Audio-Aufnahme aus dem Bad leider unüberhörbar belegt, einen oder zwei Drinks zu viel hatte.

Durch diese einfach nur peinlichen Szenen, die unnötigen Highlight-Videos und einige völlig inhaltsleere Zwischenspiele der Moderatoren, könnte man fast vergessen, dass es in der Show ja tatsächlich noch um einen Titel und sogar um Geld geht. Damit es soweit nicht kommt, blendet SAT.1 fast ununterbrochen die Telefonnummern der Kandidaten ein. Auch die Moderatoren werden nicht müde, immer wieder die Durchwahlen vorzulesen. Kaum zu glauben, aber da sehnt man sich fast nach DSDS und dem Dschungelcamp. Denn nicht mal dort werden die Zuschauer so inflationär dazu angehalten, endlich 50 Cent für ihren Favoriten auszugeben.

Das Konzept scheint allerdings aufzugehen: Die Zuschauer verbrennen brav ihr Geld und rufen fleißig für ihre Lieblinge an. Am wenigsten tun das für Daniel Völz, er muss den Container als erster Finalist verlassen. Danach folgt DSDS-Sieger Alphonso Williams. Da läuft das Finale schon mehr als zweieinhalb Stunden. Bis „Big Brother“ endlich die Siegerin verkündet, vergeht aber eine weitere geschlagene Stunde. Das nervt irgendwann selbst die sonst so hörigen Kandidaten. „Du spannst uns hier so auf die Folter. Ist ja schlimmer als ein Kaiserschnitt“, sagt Silvia Wollny. Zum Vergleich zieht die Elffach-Mama wie immer ihre TV-Familie heran. Sie scheint sowieso über nichts anderes zu reden. Zu jedem Stichwort fällt ihr die passende „Wir-sind-eine-große-Familie-Geschichte“ ein – und sei sie noch so unpassend.

Die Zuschauer nehmen es dem sympathischen Wollny-Clan-Oberhaut aber nicht übel. Der Pokal und die 100.000 Euro gehen an Silvia. Chehtrin muss sich derweil wohl einen neuen Lebenstraum suchen. Das (fast) passende Schlusswort kommt von Moderatorin Marlene Lufen: „Ich brauche erstmal drei Monate, um diese Staffel zu verarbeiten.“ Wenn sie auf zwölf Monate erhöhen würde, könnte man das so unterschreiben. Doch länger als ein Jahr sollte es auch nicht sein. Denn dann kommt das nächste Sommerloch. Und das braucht eine neue Königin.

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