Bauer-Verlag erwirkt einstweilige Verfügung Premiere-Zeitschrift "tv komplett" gestoppt

Hamburg (rpo). Eigentlich wolte der Pay-TV-Sender Premiere am Freitag die neue Fernsehzeitung "tv komplett" einführen. Daraus dürfte aber nichts werden, denn der Bauer-Verlag hat dagegen eine eintweilige Verfügung erwirkt.

Wie das Unternehmen am Dienstag in Hamburg mitteilte, erließ das Landgericht Frankfurt am Main die Verfügung bereits am 19. September. Nach Bauers Auffassung ist der geplante Titelname "irreführend".

Premiere reagierte darauf mit Empörung. "Das ist ein höchst unsportliches und kleinkariertes Verhalten", sagte Premiere-Chef Georg Kofler am Dienstag der dpa in München. Bauer wolle offensichtlich den Eintritt von Premiere in den Markt für Programmzeitschriften verhindern.

Der Bezahlsender werde nun juristisch prüfen, wie man sich wehren könne. Der Name der Zeitschrift solle jedenfalls nicht geändert werden. Eine für Dienstag geplante Vorstellung der Zeitschrift wurde aber kurzfristig abgesagt.

Gesamtauflage von rund 20 Millionen Exemplaren

Bauer ist im Segment der Programmpresse und ihrer Gesamtauflage von rund 20 Millionen Exemplaren Marktführer mit sieben auflagenstarken Zeitschriften (u.a. "TV Movie", "TV Hören und Sehen", "tv 14").

Andreas Schoo, Verlagsgeschäftsführer Programmzeitschriften bei Bauer, erklärte, der Titel "tv komplett" sei grob irreführend, da "entgegen der Verbrauchererwartung die Senderdarstellung keinesfalls komplett ist". Weitere rechtliche Schritte seien in Vorbereitung und würden nach Auslieferung der ersten Ausgabe eingeleitet.

Die Argumentation des Bauer-Verlags bezeichnete Kofler als "grotesk". Die vierzehntägliche Zeitschrift, die erstmals an diesem Freitag (26.9.) für 1,00 Euro und in einer Auflage von drei Millionen Exemplaren erscheinen soll, bilde "mehr als 99 Prozent der Fernsehnutzung ab".

Nach der Einführungsphase kostet sie 1,45 Euro. Als Kunden will der Bezahlsender nicht nur seine Pay-TV-Kunden gewinnen, sondern alle Fernsehzuschauer. Premiere-Abonnenten erhalten die ersten vier Ausgaben kostenlos.

"Reaktion unverständlich"

Jeder Sender mit mehr als 0,1 Prozent Marktanteil sei vertreten, berichtete Kofler. Man verzichte lediglich auf einige regionale Ballungsraumsender. Die Reaktion des Bauer-Verlags sei unverständlich, zumal dieser 53 Prozent des Programmzeitschriften- Marktes beherrsche.

"Das ist doch Goliath gegen David." Dass der Wettbewerb durch die Einführung einer weiteren Programmzeitschrift intensiver werde, sei nicht verwerflich, sagte Bauer-Sprecher Andreas Fritzenkötter. "Wenn aber mit unlauteren Mitteln geworben wird, dann ist das verwerflich", ergänzte er.

Im Markt der Programmpresse tummeln sich weit mehr als ein Dutzend Titel. Als die Privatsender aufkamen, drängten Verlage mit neuen Titeln in den Markt, darunter auch Spielfilmzeitschriften wie "TV Spielfilm" (Verlagsgruppe Milchstraße), "TV Today" (Gruner + Jahr) und Bauers "TV Movie".

Ein in dem Segment entfachter Preiskrieg Mitte der neunziger Jahre sorgte damals in der Medienbranche für Aufsehen.

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