So war der „Polizeiruf“ aus Brandenburg Wie weit darf Mutterliebe gehen?

Frankfurt/Oder · Die Ermittlerin Olga Lenski gerät in ihrem letzten Fall „Monstermutter“ in Lebensgefahr. Schauspielerin Maria Simon zeigt in ihrer Rolle noch einmal eindringlich, warum ihre „Polizeiruf“-Kommissarin besonders war. Nur wenn Olga Lenski Auto fährt, muss sich der Zuschauer ärgern.

 Ende einer Zusammenarbeit: Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) wirft seiner Kollegin Olga Lenski (Maria Simon) mangelnde Loyalität vor.

Ende einer Zusammenarbeit: Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) wirft seiner Kollegin Olga Lenski (Maria Simon) mangelnde Loyalität vor.

Foto: rbb/Eikon/Oliver Feist/© rbb/Eikon/Oliver Feist,

Worum es ging Lou (Luzia Oppermann), eine junge Mutter, wird aus dem Gefängnis entlassen und will sich sofort ihre Tochter Lilli zurückholen. Die lebt bei einer Pflegefamilie – wo, ist Lou nicht bekannt. Um an Informationen zu kommen, tötet sie eine Jugendamtsmitarbeiterin, verletzt einen Anwalt schwer und nimmt Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) als Geisel. Auch wenn ihr das Sorgerecht und die Erziehungsfähigkeit abgesprochen wurde und ihr Kind zwei Jahre nicht mehr bei ihr gelebt hat, träumt sie von einem gemeinsamen Leben. In Lenskis letztem Fall in der „Polizeiruf“-Reihe des rbb aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet gibt es einen großen Showdown. Auch die Kommissarin ist Mutter – das weckt einerseits bei beiden Verständnis füreinander und legt doch zugleich die Gräben offen, die zwischen ihnen liegen.

Worum ging es eigentlich? In Lenskis 18. Fall mit dem Titel „Monstermutter“ steht die Frage im Raum, was eine gute Mutter ausmacht und welche Auswirkungen ihr Verhalten auf den Nachwuchs hat. Lou wuchs in einer lieblosen Beziehung auf, ihre Mutter fürchtete sich angeblich schon vor ihr als sie noch ein kleines Mädchen war. Lou kam ins Heim, fasste nie Halt im Leben, auch nicht für ihr eigenes Kind. Zudem ging es auch um die Frage, was die Liebe zu einem Kind bedeutet. Bedeutet sie den  Besitz eines kleinen Menschen und die Befriedigung eigener Bedürfnisse? Oder steht nicht das Glück eines Kindes an erster Stelle – egal, wo und mit wem es lebt?

Die beste Szene Auf der Flucht führt Lou die Kommissarin in einen Wald, fuchtelt mit ihrer Waffe herum und befiehlt ihr, sie solle sich umdrehen. Lenski ist in Todesangst und beginnt, von ihrer Tochter Alma zu erzählen. „Ich habe auch eine Tochter. Sie ist dann ganz allein“, appelliert sie an ihre Entführerin. Dabei will diese nur ein bisschen Privatsphäre, um zu pinkeln.

Der beste Dialog „Wenn man sein Leben nicht auf die Kette kriegt und nur Scheiße baut“, sagt Lous Mutter Nicole, „darf man sich nicht wundern, wenn man sein Kind verliert.“ „Sprechen Sie da aus eigener Erfahrung?“, kontert Adam Raczek.

Was störte? Wenn Lou und Olga sich im Auto während der Fahrt unterhalten und Olga sekundenlang zu ihrer Beifahrerin schaut, muss jeder andere Verkehrsteilnehmer um sein Leben fürchten. Zwar sind die Landstraßen in Brandenburg sicher wenig befahren und schnurgerade, aber die Kommissarin wäre im wahren Leben jeweils Hunderte Meter im Blindflug unterwegs.

Wie geht es mit dem rbb-„Polizeiruf“ weiter? Maria Simon spielte Olga Lenski immer menschlich, einfühlsam und authentisch. Eine Nachfolgerin wird es in Frankfurt an der Oder nicht geben. Lenskis Partner Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) bekommt im Frühjahr einen Solo-Fall, dann steigt der Neue mit ein. Es ist André Kaczmarczyk, der Mitglied des Ensembles des Düsseldorfer Schauspielhauses ist und dort zuletzt zwei Mal den Publikumspreis „Gustaf“ gewann. Für Herbst 2021 ist die Ausstrahlung des ersten „Polizeiruf 110" mit dem Duo Gregorowicz-Kaczmarczyk geplant.

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