"Polizeiruf 110: Sumpfgebiete" Mehr Einsamkeit war nie

München · Im neuen "Polizeiruf" sieht sich Hanns von Meuffels als Opfer einer Intrige. Und steht sehr alleine da. So einsam wie jetzt, so einsam wie in "Sumpfgebiete", war von Meuffels noch nie.

 Kommissar Hanns von Meuffels fühlt sich zunehmend beobachtet.

Kommissar Hanns von Meuffels fühlt sich zunehmend beobachtet.

Foto: BR/Hendrik Heiden

Zuletzt war da ein kleiner Funken Hoffnung. Darauf, dass Hanns von Meuffels (Matthias Brandt), Münchner Ermittler im "Polizeiruf 110", nicht auf immer so schrecklich einsam sein würde. In der Folge "Wölfe" bahnte sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen von Meuffels und einer Kommissarin an — und gerade weil sich da zwei emotional beschädigte Menschen in Trippelschritten annäherten, war diese Geschichte rührend.

Im neuen Fall aus München ist mit leiser Hoffnung wieder Essig. Man kann sogar sagen: So einsam wie jetzt, so einsam wie in "Sumpfgebiete", war von Meuffels noch nie. Und es war nie schwieriger, dem Ermittler beim Allein-durch-die-Welt-stolpern zuzusehen.

Von Meuffels sucht nach einer CD mit Steuersünder-Listen

Julia Wendt (Julia Engel) soll vor fünf Jahren ihren Gatten angezündet haben und wurde für diese Tat in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Jetzt ist sie frei, das Verfahren wird neu aufgerollt. Wendt bittet von Meuffels um Hilfe. Ausgerechnet den Mann, der Wendt damals verhaftet und vor Gericht gegen sie ausgesagt hatte.

Die Frau ist hochnervös. Sie erzählt von Meuffels, sie werde beschattet und bedroht: Ihr Mann habe eine CD mit einer Liste von Promi-Steuersündern besessen, sie habe die Daten nun und wolle mit ihnen an die Öffentlichkeit gehen. Von Meuffels hält die Frau für eine Spinnerin, die niemals aus der Psychiatrie hätte entlassen werden dürfen. Zunächst. Erst, als sie vor seinen Augen von einem Auto angefahren wird und stirbt, kommt er ins Nachdenken.

Im "Polizeiruf" geht es um Paranoia und Angst

Von Meuffels beginnt in Wendts Umfeld nach der CD zu suchen, das Ob und Wie zu recherchieren, und stößt auf seiner Suche nach der Wahrheit immer mehr an Grenzen und Widersprüche. Er zweifelt nach und nach an seinen Kollegen Frank Jarmer und Katrin Schulz, dann an seinem guten Freund und Vorgesetzten Alexander Beck, der von einem sehr, sehr Bayerisch sprechenden Ulrich Noethen gespielt wird, und immer wieder und immer mehr auch an sich selbst.

In "Sumpfgebiete" geht es um Paranoia, Wahn, Angst, um die Fragen, inwieweit man wem vertrauen und wie beurteilen kann, was wirklich ist und was nur ein Gedankengespinst. Die Antwort, die der Fernsehfilm auf diese Fragen gibt, macht keine Hoffnung. Kein Funken, nirgends. Im Gegenteil.

Regisseurin Hermine Huntgeburth hat mit "Sumpfgebiete" einen "Polizeiruf" inszeniert, der dafür sorgt, dass es einem beim Zuschauen eng in der Brust wird. So durcheinander, so verletzlich und verstört ist der ohnehin sozialkaputte von Meuffels, dass man ihm dringend jemanden an die Seite wünscht, dem er vertraut. Aber mit dem Wünschen ist das ja immer so eine Sache.

"Polizeiruf 110: Sumpfgebiete", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(grof)
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