"Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis" Apokalypse in Brandenburg

Frankfurt/Oder · Der "Polizeiruf 110" erzählt von unkontrollierbarer Angst und Wut und vom Wunsch, die Welt zu ändern.

 Kommissarin Lenski und Kommissar Raczek werden bei ihrer Ankunft auf dem Hof Zeuge einer Auseinandersetzung von Lennard Kohlmorgen und seiner Familie.

Kommissarin Lenski und Kommissar Raczek werden bei ihrer Ankunft auf dem Hof Zeuge einer Auseinandersetzung von Lennard Kohlmorgen und seiner Familie.

Foto: dpa, sab

Der "Polizeiruf 110" erzählt von unkontrollierbarer Angst und Wut und vom Wunsch, die Welt zu ändern. Kommissarin Lenski wird selbst Opfer. Ein Einbruch in ihrer Wohnung wirft sie komplett aus der Bahn.

Olga Lenski zittert am ganzen Körper. Sie bricht in ihrem Flur zusammen, und sie muss dringend raus. Zu sich kommen, wie sie sagt. Bei Lenski (Maria Simon) und ihrer Tochter Alma ist eingebrochen worden. Der Einbrecher filmte die beiden im Schlaf, mit Lenskis Handy, und plötzlich ist ihre ganze Sicherheit weg und die unbändige Angst da.

Lenski, die im Brandenburger "Polizeiruf 110" ermittelt, nimmt sich eine Auszeit, während Kollege Adam Raczek (Lukas Gregorowicz) versucht, die Einbrecher zu erwischen. Die Alleinerziehende bringt ihre Tochter zur Mutter, sie selbst nistet sich auf dem Hof von Aussteiger Lennard Kohlmorgen (der großartige Jürgen Vogel) und seinen Kindern ein. Er wettert gegen Konsum, ist Selbstversorger und rechnet sicher mit dem Ende der Welt: "Wir haben aus der ganzen Welt ein Einkaufszentrum gemacht, es war klar, dass das irgendwann in sich zusammenfällt." Seine Frau Valeska, die Kohlmorgen kürzlich verlassen hat, ist noch radikaler, sie will in die Politik und erst das Dorf und dann die Welt revolutionieren. Als Valeskas Leiche gefunden wird, ist Kohlmorgen verdächtig. Schwierig für Lenski, die sich hingezogen fühlt zu dem so grimmigen, sperrigen Mann mit den harten Prinzipien.

Verdächtig ist aber auch Ulysses, der völlig verstrahlte Geliebte von Valeska, der mit seinen ebenso verstrahlten Mitstreitern aus einem alten Schloss heraus die Weltrevolution plant. Wenn er Raczek dann anherrscht mit teils schrecklich dummen Sätzen wie "Ich hab mich niemals deiner Regierung unterworfen" oder "Wir reiten sehenden Auges in den Untergang, wir sind immer alle der Mörder", wünscht man sich nichts mehr, als dass er einfach mal seinen Mund hält. Als dann auch noch im ganzen Land der Strom ausfällt, wird der Notstand ausgerufen, und die Lage eskaliert vollständig. Bewaffnete Jugendliche ziehen durch die Gegend, bedrohen den Hof, seine Bewohner und die Besucher. Lenski und Raczek sitzen fest.

Inszeniert wurde dieser überaus apokalyptische "Polizeiruf 110" von Matthias Glasner, der in diesem Jahr für den Zweiteiler "Landgericht" den Grimme-Preis erhielt und der mit Jürgen Vogel unter anderem schon den maximal verstörenden Film "Der freie Wille" gedreht hat. Auch "Demokratie stirbt in Finsternis" ist düster, schockierend, macht Angst und wütend - und lässt am Ende nur ein ganz kleines bisschen Hoffnung zu.

"Polizeiruf: Demokratie stirbt in Finsternis", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(grof)
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