Klage gegen Radiosender EinsLive Podolski will kein blöder Fußball-Prolet sein

Berlin (rpo). Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski setzt sich gegen eine Satire des WDR-Hörfunksenders "EinsLive" zur Wehr. Hintergrund des Ärgers ist eine vermeintliche Satire, in der der künftige Spieler von Bayern München seit Wochen auf die Schippe genommen, dabei nach Meinung seines Managements jedoch als trampeliger und blöder Fußball-Prolet dargestellt wird. Podolski weigert sich derzeit auch, der ARD Interviews zu geben.

 Lukas Podolski wehrt sich gegen eine Comedy auf des WDR-Senders Einslive.

Lukas Podolski wehrt sich gegen eine Comedy auf des WDR-Senders Einslive.

Foto: AP, AP

Der 21 Jahre alte Angreifer hat den Berliner Medienanwalt Christian Schertz eingeschaltet, der eine Unterlassungsklage eingereicht hat. "Ich verurteile diese Art von Comedy. Die ist derart niveaulos, dass wir uns dagegen wehren mussten", sagte Podolskis Berater Kon Schramm: "Herr Podolski wird verunglimpft und diffamiert."

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff hat den Schritt des Noch-Kölners verteidigt. Das gehe in Ordnung. Gegen Satire sei nichts einzuwenden, "aber sie sollte niemanden verletzten". Podolski weigert sich derzeit deshalb auch, dem ARD-Fernsehen Interviews zu geben - solange, bis "EinsLive" das Stück aus dem Programm nimmt.

Der Westdeutsche Rundfunk will die Serie trotz der Unterlassungsbeschwerde des Fußball-Nationalspielers Lukas Podolski fortsetzen, erklärte der WDR am Sonntag. Gerade bei einem jugendlich orientierten Programm wie Eins Live finde "die karikierende und humoristische Ansprache Prominenter aus Sport und Politik hohe positive Resonanz", antworteten die WDR-Juristen dem Anwalt des Fußballstars. Dabei befinde sich Podolski " in prominenter Gesellschaft mit Angela Merkel, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder oder Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, die der Hörfunksatire durchaus ihre popularitätssteigernde Wirkung abnehmen und souverän damit umgehen".

Podolskis Management hatte in einem Schreiben an den Sender angekündigt, dem Hörfunk der ARD aus Verärgerung über die Eins Live Comedy-Serie bis auf weiteres keine Interviews mehr geben zu wollen.

"Comedy ist ein gängiges und anerkanntes Stilmittel in unseren Programmen. Diese Sendeformen haben selbstverständlich nicht den Zweck, die persiflierten Personen zu verunglimpfen, sie herabzusetzen oder ihre Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Der WDR lässt sich seine journalistische Arbeit nicht einschränken und wird die Eins Live Comedy über Lukas Podolski fortsetzen", sagte die WDR-Hörfunkdirektorin Monika Piel am Sonntag in Köln.

Der WDR hat vergleichbare Formate ohne jeden Widerspruch bereits über Bundeskanzlerin Angela Merkel ("Angie"), Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder oder Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ("Ullala") gesendet. SPD-Parteichef Franz Müntefering kam im NDR zu diesen Ehren ebenso wie Herbert Grönemeyer oder Fußball-Showstar Reiner Calmund bei EinsLive. Und auch Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat an einer SWR-Satire über seine Person ("KlinsCamp") nichts auszusetzen. In Bezug auf seinen Bekanntheitsgrad ist Podolski nicht zuletzt durch seinen Wechsel vom Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln zum Deutschen Rekordmeister FC Bayern München in diesen Kreis aufgestiegen.

"Comedy ist eine Facette unserer journalistischen Arbeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk", erklärt Sabine Töpperwien, Sportchefin von WDR 2 und Leiterin des ARD WM-Hörfunkteams. "Sie zeugt von besonderer Wertschätzung Podolskis, die nach allen Erfahrungen noch seinen Bekanntheitsgrad und seine Sympathiewerte erhöht. Das bestätigen auch die vielen positiven Rückmeldungen der Hörerinnen und Hörer."

(sid)
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