"Hart aber fair" startet in der ARD Plasberg - vom Lokalreporter zum TV-Star

Wermelskirchen (RP). Am Mittwoch geht Frank Plasberg mit "Hart aber fair" erstmals in der ARD auf Sendung. Seine Karriere begann 1973. Damals arbeitete er als Lokalreporter für unsere Zeitung in Wermelskirchen. Eine Reise in die Vergangenheit.

"Baden ging so mancher, aber keiner tauchte unter. Höchstens nachher am Tresen, als die lieben Freunde drängten, die eben umgehängte Trimm-Medaille sogleich zu begießen." So beginnt der Artikel über das Volksschwimmen am 7. Oktober 1974 im "Wermelskirchener Anzeiger". Geschrieben ist er "von unserem Mitarbeiter Frank Plasberg".

Untergetaucht ist auch Frank Plasberg nicht. Im Gegenteil. Seine Sendung "Hart aber fair" ist ins Erste befördert worden. Ab heute läuft sie auf dem neuen Sendeplatz. Sie gilt als der unbequemste TV-Polittalk, was gegen sinnfreies Geplapper und für das journalistische Handwerkszeug des Moderators spricht: nah an den Menschen, dicht dran an den Themen, kritisch gegenüber Polit-Phrasen. Das kleine Einmaleins des Journalismus hat er mit 16Jahren gelernt - als Lokalreporter unserer Zeitung.

Gute Erinnerungen

Der damalige Redaktionsleiter Karl-Heinz Paashaus kann sich gut an den jungen Mann erinnern. "Es war zur Zeit der Ölkrise 1973, das erste autofreie Wochenende. Ich klapperte für einen Artikel die Tankstellen ab", erzählt Paashaus. "Der Chef ist nicht da, aber ich kann Ihnen auch sagen, was hier heute gelaufen ist", sagte ihm eine Aushilfe selbstbewusst. Das war Frank Plasberg. Paashaus befragte also den 16-Jährigen und stellte fest, dass der Chef es nicht prägnanter hätte sagen können. Am selben Abend berichtete Plasberg zu Hause: "Ich bin heute von der Zeitung interviewt worden."

Frank Plasberg nutzte sein allererstes Interview für eine Gegenfrage: "Wie wird man Journalist?" - "Kommen Sie mal bei mir vorbei!", entgegnete der Redaktionsleiter unserer Zeitung. Es war der Anfang einer Karriere und einer wunderbaren Freundschaft, denn bis heute hält Plasberg den Kontakt mit seinem Ziehvater bei der Zeitung.

Die klassischen Lokalthemen

Neben Klassenarbeiten in Mathe, Deutsch und Englisch schrieb der Schüler fortan Artikel über die Kaninchenzucht, den Gesangsverein und das Volksschwimmen. Als Lokalreporter lernte er, nah an den Menschen zu sein. "Ja, er hat ganz klein angefangen", sagt seine Mutter Gudrun. Unerlässlicher Begleiter bei der Recherche damals: sein Vater. "Er hatte ja keinen Führerschein. Da hat mein Mann ihn zu den Terminen gefahren."

"Fleißig war er, Schreiben konnte er gut, Talent hatte er auch", erinnert sich der damalige Redaktionsleiter. Ein Volontariat, eine Ausbildung zum Redakteur, bekam er bei unserer Zeitung nicht. "Da waren schon alle Stellen vergeben", sagt Paashaus. Plasberg bewarb sich anderweitig. "Ich sehe ihn noch vor seinem Schreibtisch sitzen", erinnert sich die Mutter. "Die Bewerbung schrieb er auf dem Briefpapier der Zeitung. Ich sagte: Bist du jeck? Das kannst du doch nicht machen!" Doch der Sohn sagte nur: "Das ist nicht wichtig." Er sollte Recht behalten. Er bekam eine Stelle bei der Schwäbischen Zeitung, ging von dort zur Münchner Abendzeitung, wechselte zum SWF3, zum WDR und jetzt zur ARD. Das Herz eines Lokalreporters aber hat er behalten.


Infos zur Sendung:

"Hartaberfair", mittwochs, ARD, 21.45 Uhr

Thema in dieser Woche: Hilfe, sie haben die Reformen geschrumpft - geht so der Aufschwung kaputt?

Gäste: Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), Gregor Gysi (Die Linke), Schauspielerin Natalia Wörner, Unternehmer Peter Paul Moll und die alleinerziehende Mutter Ingrid Köper-Pape.

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