Wirbel um angebliche Pharmazie-PR Plasberg räumt Fehler ein

Hamburg (RPO). Mehrere Medien hatten in der vergangenen Woche über eine vermeintliche Skandal-Geschichte aus der Pharmazie-Branche berichtet. Die Industrie soll angeblich jahrelang versucht haben, die Einführung eines wirksamen Mittels gegen Neurodermitis verhindert haben, um eigene Produkte zu schützen. Auch Frank Plasberg war auf den Zug aufgesprungen.

 Frank Plasberg feierte eine souveräne Premiere im Ersten.

Frank Plasberg feierte eine souveräne Premiere im Ersten.

Foto: AP, AP

Die Ausgabe von Plasbergs Polit-Show "hart aber fair" bezog sich auf eine Dokumentation der ARD mit dem Titel "Heilung unerwünscht". Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" ist darin aber mit falschen Fakten argumentiert worden.

Der Streit dreht sich um eine angeblich von der Pharmaindustrie verhinderte Paste gegen Neurodermitis und Schuppenflechte, wie das Magazin am Samstag vorab berichtete. Damit erhielten Vorwürfe gegen die ARD, der Sender habe sich mit der Dokumentation für eine PR-Kampagne missbrauchen lassen, neue Nahrung.

Für Irritationen sorgte vor allem der zeitliche Ablauf der Ereignisse: Am 19. Oktober strahlte die ARD die Doku aus, zwei Tage später ging die Meldung durch die Medien, das schweizerische Unternehmen Mavena Health Care AG habe sich entschlossen, die Salbe auf den Markt zu bringen.

Doch schon bald wurden Zweifel an dem vermeintlichen Pharma-Märchen laut. Den Informationen des Nachrichtenmagazins zufolge war die Markteinführung des Produkts "Regividerm" bereits vor der Ausstrahlung des Dokumentarfilms geplant. So sei eine sogenannte Pharmazentralnummer beantragt worden, die bereits am 15. Oktober gewährt worden sei. Auch die Schweizer Firma habe eingeräumt, die Markteinführung schon im September geplant zu haben. Die Folge: Die Ausstrahlung der Reportage und die Diskussion bei Plasberg, die dem Thema ebenfalls einigen Raum widmete, wirkten wie ein gigantischer PR-Coup zu Werbezwecken für ein vermeintliches Wundermedikament.

Am 21. Oktober hatte sich auch "hart aber fair" in Teilen der Sendung dem Thema gewidmet: Als Gast war Klaus Martens, Autor der Reportage "Heilung unerwünscht" eingeladen. Die umstrittene Dokumentation wurde auch bei "hart aber fair" intensiv diskutiert. Das übergreifende Thema lautete eigentlich Testfall Schweinegrippe - Sind wir Versuchskaninchen der Pharmaindustrie?" Moderator Frank Plasberg gestand nun gegenüber dem Spiegel ein: "Wir hätten den Auftritt von Martens besser einbetten müssen. Jetzt sah es so aus, als wäre er wie Kai aus der Kiste gesprungen."

Der Autor der Reportage, Klaus Martens, fühlt sich ausgenutzt, berichtet der Spiegel: "Ich ärgere mich wirklich sehr darüber, dass nun alles so wirkt, als sei ich Steigbügelhalter für die Markteinführung", zitiert ihn das Blatt. Nach seiner Darstellung stand bei Fertigstellung seiner Reportage noch nicht fest, dass das Unternehmen mit der Produktion beginnen würde. Zudem habe der Film wochenlang beim WDR gelegen und auf seine Ausstrahlung gewartet. Der WDR hat offensichtlich versäumt, vor der Ausstrahlung zu überprüfen, ob der Beitrag noch aktuell ist.

(DDP/pst)
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