„Parfum" bei ZDF neo Neue TV-Serie spielt am Niederrhein - und selten wirkte er so trostlos

Niederrhein · Das ZDF hat Patricks Süskinds Bestseller als Motiv für seine neue Serie genommen. Selten wirkte der Niederrhein so trostlos. Doch Touristiker können aufatmen.

Parfum bei ZDF neo: Fotos aus der neuen Serie
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Szenen aus der neuen Serie „Parfum“

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Foto: ZDF und Jakub Bejnarowicz/Jakub Bejnarowicz

Eine Frau liegt tot im Pool, die Haare wurden ihr abrasiert, zudem wurden ihr Schweißdrüsen und Schamhaar entfernt. Katharina, genannt K, war das beliebteste Mädchen an ihrer Schule, fünf Internatsschüler umschwärmten sie. Diese Fünf kommen dann zur Beerdigung zusammen, und es wird schnell klar, dass sie ein dunkles Geheimnis verbindet, weil sie auf der Suche nach einem besonderen Geruch waren.

Patrick Süskinds Bestseller wird in der ZDF-Serie „Parfum“ als Motiv aufgegriffen. Der Roman über einen Serienmörder, der einen betörenden Duft kreieren will, wurde 1986 veröffentlicht und in 50 Sprachen übersetzt. Tom Tykwer verfilmte das Buch 2006, nun wagt sich das ZDF an einen Sechsteiler. Basierend auf einer Idee von Oliver Berben inszenierte Philipp Kadelbach („Unsere Mütter, unsere Väter“) etwas wirklich Besonderes. Prominente Darsteller wie Wotan Wilke Möhring („Tatort“), Ken Duken, August Diehl und Friederike Becht sind dabei. Und das Beste: Die Serie spielt am Niederrhein. Autos fahren mit „KLE“-Kennzeichen durch die Gegend, im Radio wird vom Rübentransport in Aldekerk berichtet.

Aber dieser Niederrhein ist ganz anders, als die Menschen ihn hier kennen: Strommasten, das Geräusch der Autobahnen als Dauersound und so klaustrophobische Polizeiwachen, dass man die Spendenbox für die NRW-Polizei aufstellen möchte – so grau, so trist, so abgerockt hat man den Niederrhein selten gesehen. Die Bildsprache der Serie erinnert ein wenig an „Fargo“ oder „True Detective“. Kommissar Köhler (Jürgen Maurer) und Profilerin Nadja Simon (Becht) fahren etwa mit einem Boot durch einen alten Rheinarm, es könnten aber auch die Everglades sein. Die Häuser wirken, als hätte man die letzten Bewohner mit den Füßen voraus herausgetragen – und das schon vor Jahren. Eine Frau, die ein Zimmer in ihrer Spelunke vermietet und den Kommissar vom Hundefutter zum Kosten anbietet, merkt an: „Der Niederrhein ist touristisch im Kommen.“

Das mögen die echten Touristiker gerne bestätigen, eine Werbung für die Region ist die Serie aber nur bedingt. Wirklich am Niederrhein gedreht wurde aber nichts, nur Duisburg taucht mit dem Fiskusfriedhof auf. Wie die Produktionsfirma erklärt, sei der Großteil in Köln und im Bergischen Land gedreht worden, die Landschaftsaufnahmen entstanden im Hohen Venn bei Aachen. Der Niederrheiner kann also aufatmen.

Das Internat ist ein Landschulheim in Hamm, die Ruine, in der sich die mörderische Clique trifft, ist die Wasserburg Eibach bei Lindlar. „Die Drehbuchautorin Eva Kranenburg, die selbst am Niederrhein aufgewachsen ist, hatte eine bestimmte Art von Gebäude im Kopf, als sie den Geheimclub um das Parfum an diesem Internat erfand“, sagt Produzentin Sarah Kirgegaard. „Wir haben lange danach gesucht: ein grandioser und zugleich verwunschener Backsteinbau, ein bisschen ,britisch’, ein bisschen nostalgisch, etwas unheimlich und dabei wunderschön – Schloss Heessen war die perfekte Location.“

(mso)