„Für mich ist er krank“ Wendler-Manager nimmt bei RTL Stellung zu DSDS-Aus und Corona-Verschwörungstheorien

Düsseldorf · Ein kurioser Tag im deutschen Fernsehen. Schlagerstar Michael Wendler nennt Corona eine “angebliche Pandemie“, kündigt alle Verpflichtungen und zitiert Verschwörungstheorien. Oliver Pocher strickt mit heißer Nadel eine Sondersendung: Was ist passiert?

 Oliver Pocher spricht mit Markus Krampe (r.), dem Manager von Michael Wendler.

Oliver Pocher spricht mit Markus Krampe (r.), dem Manager von Michael Wendler.

Foto: Screenshot RTL

Oliver Pocher tauscht eigentlich lieber Sticheleien und Scharmützel mit Schlagersänger Michael Wendler aus. Dieser Abend jedoch blieb bitter ernst statt komisch, und “egal” war erst recht nichts. Wendler hatte zuvor auf Instagram mitgeteilt, er steige als Juror bei der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ aus. Als Grund gibt er krude Ideen zu vermeintlichen Corona-Verschwörungen an. Was ist passiert? Was ist mit dem bekannten Popstar los? Pocher versucht, es in seiner Show “Gefährlich/Ehrlich” herauszufinden. RTL baut für die - laut Pocher „mit heißer Nadel gestrickte“ - Spezialsendung das Programm um, denn auch für den Sender ist die Situation offenbar ein Schock. Eingeladen hat Pocher Wendlers Manager Markus Krampe, der sichtlich beunruhigt ist, und den Medienrechtler Christian Solmecke.

“Das ist für mich ein Schock”, sagt Krampe und erzählt von einem Telefonat, das er mit dem 48-Jährigen auf dem Weg ins Studio geführt hat. Das Gespräch bezeichnet er als “einen Anruf von jemandem, der zum letzten Mal jemanden anruft.” Gesagt habe ihm der Sänger unter anderem: “Also hör zu, ich beende jetzt mal meine Karriere, ich komm nie wieder nach Deutschland, wir werden alle sterben, ich will als Held sterben, sieh zu, dass du nach Amerika kommst, vielleicht hast du da noch eine Chance.”

Im Studio ist das Entsetzen unter den Gästen nicht gespielt: “Uns ist das Lachen auch im Halse stecken geblieben”, sagt Olli Pocher. Krampe berichtet, es habe in den vergangenen Wochen einige Warnzeichen für Veränderungen bei Wendler gegeben. Dessen Karriere hatte sich zuletzt zwar durch zahlreiche Fernseh-Verträge und einen lukrativen Werbeslogan für Kaufland durchaus zum Besseren gewendet. Doch seit etwa drei Wochen habe er immer häufiger Sprüche über das “angebliche Coronavirus” gemacht, bei einem Dreh habe er das Team angepöbelt, sie sollten alle sofort die Masken absetzen.

Krampe zitiert aus Gesprächen der letzten Wochen “Dieses ganze Corona ist ‘ne Riesenlüge”, habe der Sänger aus Dinslaken ihm weismachen wollen. “Das wurde immer abstruser, auch die Aussagen”, sagt der Manager, für den Wendler nach eigenen Worten in den vergangenen Jahren vom Kunden zum Freund geworden ist. “Ich muss ganz klar sagen, für mich ist er krank, tatsächlich krank.”

Beim letzten Dreh habe er erneut Andeutungen gemacht, wie “alles ist gesteuert.” Krampe habe dann vorgeschlagen, einen Psychologen hinzuzuziehen. Doch Wendler habe abgewehrt und gesagt: “Ich seh’ das alles ganz klar, ihr seht das alle falsch.” Markus Krampe ist sichtlich berührt: “Das ist ja auch eine menschliche Tragödie, die dahinter steckt.” Wendler habe ihm am Telefon auch erzählt, er habe mit Attila Hildmann telefoniert - die ganze Nacht.

Für den Medienrechtler Solmecke ist eine Erkrankung Wendlers ein eventueller Ausweg, um nach dieser Episode nicht auf einem Schuldenberg sitzenzubleiben. Die einzige Chance, die er für ihn sehe, um von Millionenforderungen runterzukommen, die RTL möglicherweise geltend mache, sei, dass Wendler nachweise, dass das alles in einem krankhaften Zustand passiert sei. “Das könnte ja sein, dass da irgendwelche Ärzte ihm jetzt bescheinigen, dass da eine Sicherung durchgebrannt ist”, beschreibt Solmecke die Situation salopp.

Tatsächlich könne Wendlers Verhalten auch finanziell für ihn böse enden: “Man lernt im ersten Jura-Semester: Verträge müssen eingehalten werden, das hat er nicht gemacht. Das kann ihn wirtschaftlich ruinieren.” Kaufland habe bereits um 22 Uhr sämtliche Wendler-Inhalte gelöscht. Der Supermarktkette hatte zuletzt einen Online- und Fernseh-Werbespot mit dem Sänger gedreht, der, wie Krampe bei Pocher bestätigt, besonders erfolgreich lief.

Pocher versucht während seiner ausführlichen Spezial-Sendung mehrfach, Michael Wendler selbst zu befragen, er landet jedoch nur auf dem Anrufbeantworter. In sozialen Medien schreibt der Sänger, er habe “keinen Gesprächsbedarf”, für das Team im RTL-Studio ein Zeichen dafür, dass er die Sendung aus den USA verfolgt.

Pocher, der eigentlich sonst um keinen Spruch oder Pointe verlegen ist, hält sich mit Zynismus gegenüber seinem einstigen Sparringspartner zurück, anders als im Frühjahr, als er den Wendler und dessen Ehefrau Laura via Instagram wochenlang imitiert.

Jetzt ist die Sachlage aber eine andere, mit seinen Behauptungen, die er am Donnerstagabend gegen 19 Uhr deutscher Zeit verbreitet, geht der Wendler - wie ihn seine Fans nannten - einen komplett neuen Weg, der es ihm vermutlich nicht so einfach macht, bald wieder beim eigentlichen Haussender RTL Fuß zu fassen. Dabei lief es mit dem Kölner TV-Sender richtig gut, wie Manager Krampe mitteilte. Zahlreiche Formate seien in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht worden, viele neue Dinge seien in den Startlöchern gewesen. Nun, da ist sich Krampe sicher, ist das alles futsch.

Als Pocher mitbekommt, dass Wendler die Sendung offenbar verfolgt, appelliert er noch mal live an ihn, doch eine Nacht über die Situation zu schlafen. “Überleg doch noch mal, vielleicht kannst Du es ja doch noch als schlechten Scherz zurücknehmen”, bittet er den Sänger. Seine Zuschauer verabschiedet er mit dem Wunsch: “Das wichtigste ist, dass er zur Vernunft kommt.”

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