Erste Hilfe nach Drogen-Gag bei „Grill den Henssler“ Oliver Pocher schniefte Backpulver - warum das keine gute Idee war
Düsseldorf · Beim Kochen kommen manchem kreative Ideen – auch Oliver Pocher bei „Grill den Henssler“ auf Vox: Bei der Zubereitung des Desserts zog er sich Backpulver durch die Nase. Sanitäter mussten eingreifen, Pocher brach den Dreh ab. Was das Backtriebmittel dort anrichten kann.
Gerne sorgt Oliver Pocher derweil mit Gags unterhalb der Gürtellinie bei manchem für übles Aufstoßen. Im Koch-Wettkampf bei „Grill den Henssler“ versuchte er es mit einem Koks-Gag zwar deutlich oberhalb der Gürtellinie – löste jedoch auch damit heftigste körperliche Reaktionen aus. Bei sich selbst.
Die Augen tränen, Pocher hustet, würgt und ringt keuchend um Atem. Sanitäter eilen vor laufender Kamera herbei. Hinter den Kulissen leisten sie erste Hilfe. Wegen eines unbedachten Gags. Denn im Duell mit Starkoch Steffen Henssler kam Pocher bei der Dessert-Zubereitung auf eine folgenschwere Idee: Das neben die Schüssel gerieselte Backpulver zog er sich über seinen Handrücken in die Nase. Die abwehrenden Körperreaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Die Sendung musste unterbrochen werden.
Das lehrt: Was beim Backen von Vorteil ist, ist in der Nase von Nachteil. Backpulver, das im Wesentlichen neben Säuerungsmittel und Trennmittel Natron enthält, löst sobald es mit Feuchtigkeit in Berührung gerät, eine chemische Reaktion aus. Im Teig entstehen auf diese Weise kleine Gasblasen, die den Teig auflockern. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Backpulver im Hausgebrauch auch als Mittel gegen Ameisen eingesetzt. Es lässt die fleißigen Insekten quasi platzen.
In derart vernichtender Form zeigt sich der Ameiseneffekt im Riechorgan zwar nicht. Wohl aber reagieren auch die Zellen der Nasenschleimhaut aufs Heftigste. Denn das Natron setzt ebenfalls an dieser Stelle in Verbindung mit der Flüssigkeit auf der Schleimhautoberfläche eine chemische Reaktion in Gang: „Es wird Kohlenstoffdioxid freigesetzt, was abhängig von der Dosis zu einer mehr oder minder starken Schleimhautreizung mit Entzündungsreaktionen führt“, sagt Michael Deeg, HNO-Arzt und Sprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte.
Deren Folgen konnte der interessierte Fernsehzuschauer dann auch prompt beobachten: Brennen, Husten, Triefen, Japsen. Auf der empfindlichen Nasenschleimhaut möchte man solche Effekte freiwillig eigentlich nicht haben. Zumal die Entzündungsreaktion sich im Innern der Nase fortsetzen und bis hin zur Rachenschleimhaut reichen kann. „Man kennt diesen Effekt auch vom versehentlichen Einatmen von Pfeffer“, sagt Deeg. Die Nase schwillt zu und der Körper versucht den Fremdstoff durch Niesen und heftiges Nasenlaufen los zu werden.
Auch wenn Pocher auf der Showbühne selbst keuchend eingesteht: „Ich habe wirklich gezogen, das war ein Riesenfehler“, ist sein Gag auch aus anderem Grund nicht zum Nachahmen empfohlen. Er hätte nämlich noch übler enden können. Denn die Nase ist ein vegetatives Reflexorgan. „Sie ist mit feinsten Fasern des vegetativen Nervensystems durchzogen“, sagt Deeg. Werden die Nervenfasern in der Nase gereizt, kann das darum auch Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem haben und in letzter Konsequenz zu Kreislauf-Problemen führen.
Durch zu tiefe Inhalation könne das Backpulver zudem in die Lunge geraten – was bei empfindlichen Menschen eine Atemnot auslösen kann.
Im Fall Pocher reichte offenbar eine Nasenspülung mit isotoner 0,9-prozentiger Kochsalzlösung aus, um schwerere Folgen zu vermeiden – diese empfiehlt der HNO-Experte auch bei Mutproben ähnlicher Art. In der Vergangenheit machte unter Kindern das Einatmen von Brausepulver durch die Nase die Runde. Auch sei seinerzeit bei Teenagern das Einsaugen von Zitronensaft durch die Nase kurzzeitig in Mode gewesen, berichtet Deeg. Beides führe zu Verätzung der Nasenschleimhaut.
Nach einem ersten Koks-Gag, den Pocher in einer vorangegangenen Sendung als Gast bei „Grill den Henssler“ mit Mehl machte, dürfte die Hoffnung bestehen, dass ihn der Backpulver-Unfall gewissermaßen auf andere Art kuriert hat.
