Neues Streamingangebot Apple greift mit Serie „See“ Netflix an

london · Jetzt steigt auch Apple mit einer aufwendig produzierten Serie ins Streaming-Geschäft ein. Jede der acht Folgen soll rund 15 Millionen Dollar gekostet haben. Zum Auftakt am Freitag gibt es drei Folgen.

 Die Welt in „See“: Ein Virus hat einen Großteil der Menschheit ausgelöscht, die Überlebenden sind blind. Jason Momoa spielt einen Vater, der mit seiner Frau Zwillinge bekommt, die sehen können und daher in Gefahr geraten.

Die Welt in „See“: Ein Virus hat einen Großteil der Menschheit ausgelöscht, die Überlebenden sind blind. Jason Momoa spielt einen Vater, der mit seiner Frau Zwillinge bekommt, die sehen können und daher in Gefahr geraten.

Foto: Apple TV

Sie kleiden sich in Fell und Leder, leben in Höhlen und primitiven Hütten: Doch die Geschichte von „See“, eine der ersten Serien des neuen Streamingdienst AppleTV+, erzählt nicht von der Vergangenheit. Es ist eine Plastikflasche, die zum Mahnmal wird: Das bildgewaltige Serien-Epos von Steven Knight („Peaky Blinders“) erzählt von einer Zukunft, in der eine dezimierte Menschheit durch einen Virus seit Generationen erblindet ist – und der Müll des 21. Jahrhundert die einzige Erinnerung an die Welt ist, wie wir sie kennen. Als zum ersten Mal seit Jahrhunderten zwei sehende Babys geboren werden, bringt das die primitive Welt von „See“ ins Wanken: Die blinde Königin trachtet ihnen nach dem Leben, auch weil mit dem Sehen vergessen geglaubtes Wissen zurückkehrt.

Mit zunächst vier Serien startet am Freitag Apples Streamingangebot auch in Deutschland. „See“ ist die spektakulärste Produktion des Quartetts: Die Serie mit Jason Momoa (bekannt aus „Aquaman“) in der Hauptrolle des Stammesführer Baba Voss schickt sich an, nach dem Ende von „Game of Thrones“ das nächste große Epos zu werden. Man spürt es im Detailreichtum, mit dem hier die Welt der erblindeten Menschheit inszeniert ist. Mehrere Experten, sogenannte Blindness Consultants, haben die Schöpfer der Serie Monate vor dem eigentlichen Produktionsstart beraten, damit eine glaubwürdige Welt erschaffen wird.

Fast alle Schauspieler spielen blinde Charaktere. Das ist gleichermaßen Herausforderung wie Verantwortung. Aber Hauptdarsteller Jason Momoa sagt vor der Europa-Premiere in London: „Je außergewöhnlicher eine Rolle ist, desto mehr hat man, in das man eintauchen kann. Ich suche als Schauspieler nach solchen Herausforderungen.“ Dass bei „See“ mit einem kolportierten Budget von 15 Millionen Dollar pro Folge eine komplett neue Welt erschaffen werden musste, war eine Gemeinschaftsaufgabe, wie Regisseur Francis Lawrence erzählt. Dessen Arbeit bei „See“ war auch anders als üblich: „Wenn sich unsere Charaktere unterhalten, gibt es ja keinen Blickkontakt. Das macht das konventionelle Prinzip von Schuss und Gegenschuss hinfällig.“

Gedreht wurde „See“ im Nordwesten Kanadas – fast ausschließlich im Freien und nicht im Studio. Hauptdarsteller Momoa schwärmt vom Outdoor-Dreh: „Lieber Nässe, Fell und Leder da draußen in der Natur als jedes Superhelden-Latex vor Greenscreen. Das fühlte sich echt an. Das war anders, als mit dem Auto zum Studio zu fahren und im ausgeleuchteten Set zu drehen. Da draußen war man richtig drin im Charakter und in der Geschichte.“ In Sachen Vorbereitung, Inszenierung und Dreh ist „See“ außergewöhnlich und fasziniert nach den drei vorab zu sehenden Episoden mit packender Action, aber viel mehr noch den Fragen: Macht die Menschheit immer die gleichen Fehler? Und was ist übrig von der gestrigen Welt, also unserer Gegenwart?

Das Science-Fiction-Epos startet, anders als bei Netflix oder Amazon, zunächst nur mit drei Folgen. Die weiteren Episoden folgen im Wochentakt. Apple setzt damit auf das Prinzip Vorfreude, und Jason Momoa ist glücklich darüber: „Der nächsten Folge entgegen zu fiebern und gemeinsam über jede Folge sprechen zu können, ist einfach besser.“

Zu den vier Produktionen, mit denen man startet, gehört auch die mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon hochkarätig besetzte Serie „The Morning Show“ über den Machtkampf bei einer US-Fernsehshow – Anistons erster Serien-Auftritt seit „Friends“. „For All Mankind“ wiederum erzählt vom Duell um den Weltraum in einer alternativen Realität, in der Russland zuerst auf dem Mond war. Komplett wird das Quartett durch die schräge Produktion „Dickinson“ über das Leben der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson (Hailee Steinfeld) im Amerika des 19. Jahrhunderts, eine Coming-of-Age-Story mit schwarzem Humor. Erst Ende November startet die nächste Serie. Man setze auf Klasse statt Masse, betont Apple.

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