Neue ARD-Serie Zwei Frauen, eine Kanzlei

Berlin · Eine neue Serie im Ersten erzählt von einer blinden Anwältin und ihrer pfiffigen Assistentin. Die Geschichte ist inspiriert durch die Berliner Strafverteidigerin Pamela Pabst.

 Die ambitionierte Berliner Anwältin Romy Heiland (Lisa Martinek, l.) und ihre Assistentin Ada Holländer (Anna Fischer).

Die ambitionierte Berliner Anwältin Romy Heiland (Lisa Martinek, l.) und ihre Assistentin Ada Holländer (Anna Fischer).

Foto: dpa/Reiner Bajo

Anwaltsserien gelten neben Arztserien und Krimis als die beliebtesten hierzulande. Jetzt startet eine neue Serie rund um eine Anwältin, die von Geburt an blind ist: „Die Heiland – Wir sind Anwalt“. Im ersten Fall geht es um einen Professor (Peter Davor), der eine Studentin (Sinja Dieks) vergewaltigt haben soll. Romy Heiland (Lisa Martinek) kennt ihn von früher, geht aber hart mit ihm ins Gericht.

Das tut sie auch in den fünf weiteren Fällen, in denen es unter anderem um den erbitterten Kampf zweier zickiger Tennisspielerinnen geht. Die Geschichten sind austauschbar, die Vorgehensweise der blinden Anwältin ist es nicht: Sie untersucht stets die Orte des jeweiligen Geschehens ganz genau und stellt dort Szenen nach – und sie hat ein gutes Gespür und Gehör dafür, wer lügt oder etwas verbergen möchte.

Etwas von ihrem Privatleben ist auch zu erfahren: Sie lebt allein, mit ihrem Graupapagei namens Youri, der „Liebling“ zu ihr sagt. Das würde ihr Ex-Freund Ben Ritter (Peter Fieseler) vermutlich auch, zumal er Romy einst den Vogel geschenkt hat, doch sie hat sich von ihm getrennt. Die zweite wichtige Figur der Serie ist Heilands Assistentin Ada Holländer (Anna Fischer). Sie achtet darauf, dass sie ordentlich angezogen ist, keine Wimperntusche auf der Nase hat, und sie beschreibt ihr die Mandanten, sichtet Fotos und liest Akten vor.

Die beiden Frauen sind sehr gegensätzlich, ergänzen sich aber gut. Anna Fischer (32, „Harter Brocken“) gibt diese Ada sehr chaotisch und erfrischend. Lisa Martinek (46, „Blaumacher“) spielt ihre Figur ruhig und einfühlsam. Sie blinzelt, schaut andere nicht direkt an.

Die Serie ist inspiriert durch das reale Vorbild Pamela Pabst: Die blinde Anwältin lebt und arbeitet in Berlin – und sie schrieb die Autobiografie „Ich sehe das, was ihr nicht seht“. Die Regisseure Christoph Schnee und Bruno Grass und die Headautorin Jana Burbach sorgen etwa für freche Sätze wie: „Behindert sein kann ich allein, aber rennen nicht.“ Martinek begleitete Pabst vor den Dreharbeiten in ihrer Kanzlei und vor Gericht. „So konnte ich lernen, wie sich ein Blinder bewegt, wie er auf die Beschaffenheit des Bodens achtet, und dass dabei der Gehör- und der Geruchssinn eine ganz andere und sehr viel wichtigere Rolle spielen als bei sehenden Menschen“, sagt Lisa Martinek.

Die Serie zeigt Blindheit daher auch nicht als Behinderung, sondern als Eigenschaft – und der Zuschauer erfährt einiges über Romys Hilfsmittel: Ein Pieper sagt ihr, welche Farbe ihre Blusen haben; ihre Bildschirmordner werden angesagt, die Nummer wählt ein Computer. Der Stock ist weniger für den Blinden, sondern vielmehr für die anderen Menschen da, zur Warnung und besseren Wahrnehmung. Und so zeigt Romy Heiland, dass jemand, der nicht sehen kann, im Alltag klarkommen und in manchen Dingen anderen sogar voraus sein kann.

„Die Heiland – Wir sind Anwalt“, Das Erste, 20.15 Uhr

(dpa)
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