Neue Serie „1983“ bei Netflix Polen als Polizeistaat

Berlin · Im Mehrteiler „1983“ hat das kommunistische System überlebt und kontrolliert seine Bürger. Die neue Serie aus Polen ist packend inszeniert, auch die Darsteller überzeugen.

 Robert Wieckiewicz spielt in „1983“ einen Inspektor.

Robert Wieckiewicz spielt in „1983“ einen Inspektor.

Foto: dpa/Krzysztof Wiktor

Die erste polnische Netflix-Serie fängt spektakulär an: In Warschau, Danzig und Krakau explodieren zeitgleich mehrere Sprengsätze, offensichtlich ein koordinierter Terroranschlag. Aufnahmen aus der Luft zeigen, wie riesige Stalinbauten einstürzen und die Hauptstadt in Schutt und Asche verwandeln. Es ist Polens Nine-Eleven im titelgebenden Jahr 1983.

Nach diesen Szenen macht die Serie einen gewaltigen Zeitsprung. Die Zuschauer finden sich in einer dystopischen Welt wieder, in der der Eiserne Vorhang nie gefallen ist. Zwei Jahrzehnte nach dem Anschlag genießt das Volk zwar Frieden und Wohlstand, muss aber unter einem repressiven Polizeistaat leben. Die kommunistische Partei hält die Zügel fest in der Hand und setzt modernste Technologien ein, um die Bürger unter Kontrolle zu halten. Sie werden beschattet, ausspioniert und wenn nötig sogar ermordet.

„1983“, ab Freitag auf Netflix zu sehen, arbeitet sich an Polens sozialistischer Vergangenheit ab und stellt die Frage, was wäre, wenn das kommunistische System überlebt hätte. Das Regie-Team gibt darauf eine pessimistische Antwort. Es herrscht eine bedrohliche Stimmung, die das Gefühl erzeugt, dass hinter jeder Ecke Unheil lauert. Die Bilder sind in düsteres Grau getaucht. Es herrscht Tristesse, auf den Straßen Warschaus wie in den Köpfen der Bürger.

Dass das Attentat auf höchster staatlicher Ebene geplant und ausgeführt wurde, erfährt man erst nach und nach, wenn der in Ungnade gefallene Polizist Anatol und der Jurastudent Kajetan über eine Verschwörung stolpern und sie aufzudecken beginnen. Während Robert Wieckiewicz den Inspektor als resignierten Zyniker mit stets gequältem Gesichtsausdruck spielt, schlüpft Maciej Musiał in die Rolle des jungen, energischen Idealisten.

Die Regie spart weder mit Action­szenen noch mit aufregenden Verwicklungen, auch wenn so mancher Handlungsverlauf vorhersehbar ist und wirkt, als wäre er aus bekannten Genrevorbildern kopiert. Von solchen Stereotypen abgesehen bietet „1983“ aber temporeiche Unterhaltung mit Tiefgang.

„1983“, seit Freitag bei Netflix

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort