Interview Max Uthoff Und Claus Von Wagner Neue Leitung für "Die Anstalt"

Die zwei Kabarettisten übernehmen von Urban Priol und Frank-Markus Barwasser die ZDF-Sendung.

Welche Rolle spielt eine politische Satire-Sendung wie "Die Anstalt" im deutschen Fernsehen?

von Wagner Wir haben die Gelegenheit, die Themen, die uns auf den Nägeln brennen, direkt und vor vielen Menschen umzusetzen. Sonst müssen wir, um die gleiche Anzahl von Menschen zu erreichen, drei Jahre tingeln. Uthoff Was die Funktionsweise von Satire angeht, sollten wir uns nicht allzu großen Hoffnungen hingeben. Würde Kabarett die Gesellschaft wirklich radikal verändern, gäbe es vielleicht seit 40 Jahren kein Kabarett mehr.

Denken Sie beim Schreiben der Texte an den Fernsehzuschauer zu Hause?

von Wagner Ich denke eher an mich, wie ich vor dem Fernseher sitze. Ich stelle mir die Dinge vor, die mich beeindruckt haben im Fernsehen, also Loriot oder Monty Python. Daraus ergibt sich dann immer der Versuch, beim Schreiben da heranzukommen.

Schauen Sie sich Ihre eigenen TV-Auftritte gerne an?

von Wagner Nein, denn Fernsehen zeigt eigentlich hauptsächlich die Fehler, die man macht. Uthoff Ja, das ist ein sehr schmerzhafter Prozess, man kann das nicht unbefangen anschauen – und ich mach's eher gar nicht. Bevor ich mich schon wieder darüber ärgere, was an der Betonung nicht stimmt und wie man, um Himmels Willen, diesen Absatz so sprechen kann. von Wagner Ich hatte mal einen Tennislehrer, der Videoanalysen eingeführt hat. Man hat endlich selbst gesehen, wie man sich bewegt, und es war ein Desaster. Man war sich so sehr seiner Bewegungen bewusst, dass man fast nicht mehr laufen konnte, weil man nur daran dachte, wie das aussieht.

Existieren für Sie Tabuthemen im politischen Kabarett?

von Wagner Also der Begriff Tabu wird ja meistens von den Leuten vor sich hergetragen, die behaupten, sie würden jetzt gerade ein Tabu brechen, um ihre darauffolgende Aussage dadurch künstlich zu erhöhen.

Aber ist es Ihnen beim Schreiben schon mal passiert, dass Sie gesagt haben, diese Pointe geht so nicht, das können wir nicht machen?

Uthoff Es gibt keine Selbstbeschränkung im Sinne der Frage, ob wir gerade thematisch zu weit gehen. Aber es gibt manchmal Sachen, die man selbst lustig findet, aber wo die eigene Geschmacksgrenze lockerer ist als bei anderen. Das hat weniger mit der Gürtellinie zu tun als mit dem Härtegrad. Man möchte sich ja nicht das, was man herüberbringen will, zunichtemachen, indem man zu ordinäre oder plumpe Pointen macht. Diesen Fall haben wir in unserer Zusammenarbeit aber noch nicht erlebt.

MARIELIES STEGBAUER (DPA) FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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