Düsseldorf Neubauer spielt "Die Holzbaronin"

Düsseldorf · In der Familiensaga kämpft Christine Neubauer als Chefin einer Holz-Dynastie um Anerkennung.

Es sollte der Tag ihres Lebens werden. Viele Jahre hat Elly Seitz darauf hingearbeitet, den traditionsreichen Familienbetrieb, die Seitz AG im Schwarzwald, zu leiten. Und dann ist es endlich soweit: Der Aufsichtsrat ernennt sie zur Vorsitzenden. Im Jahr 1953 eine Seltenheit. Doch das Glück währt nur kurz, am Ziel kommt der Absturz. Noch während der Ernennungssitzung wird Seitz festgenommen. Ein anonymer Anrufer hat sie beschuldigt, im Jahr 1944 ihren Ehemann ermordet zu haben.

In einem langen Verhör durch einen befangen wirkenden Kommissar lässt "Die Holzbaronin" ihr Leben noch einmal Revue passieren. Es geht um unerfüllte Liebe, Verrat, Loyalität und Geld. Um Krieg, Tradition und das Wohl ihrer Familie und das der Bewohner des Dorfes Gernsbach.

Leider reichte dem ZDF die Familiensaga offenbar nicht. Vorlage für das Drehbuch von Annette Hess war das Buch "Die Holzbarone" von Casimir Katz, der darin die Unternehmensgeschichte der Sägewerksdynastie Katz aufgeschrieben hatte. Um dem Ganzen noch eine weitere Ebene zu geben, erdachte sich Hess eine kriminalistische Handlung vor dem malerischen Hintergrund des Schwarzwalds. Wem's gefällt.

Etwas verwirrend ist zudem die teilweise dreifache Besetzung der Hauptrollen, während einige Nebenrollen in den vier erzählten Jahrzehnten scheinbar überhaupt nicht altern. So wird "Die Holzbaronin" als junge Erwachsene grandios dargestellt von Henriette Confurius, später kommt sie hölzern in Person von Christine Neubauer daher. Der Wechsel von der 21-jährigen, leise und mit Bedacht spielenden Confurius zur 50-jährigen Neubauer, die viel zu melodramatisch spielt und spricht, verwirrt – und entwertet den Film. Der zu schnelle Durchmarsch durch die deutsche Geschichte, vom Ersten Weltkrieg bis in die 50er Jahre, ist auch nicht hilfreich. Genügend Zeit wäre: Der Streifen dauert knapp drei Stunden. Dennoch ist unter der Regie von Marcus O. Rosenmüller ein teilweise sehr sehenswerter, monumentaler Film mit einer starken Geschichte und einer prächtigen Ausstattung entstanden.

"Die Holzbaronin", ZDF, 20.15 Uhr

(RP)
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