Berlin/Düsseldorf Netflix startet nun auch in Deutschland

Berlin/Düsseldorf · Die erfolgreichste Videothek der Welt stellte in Berlin ihr Programm vor. Downloads gibt es aber keine - also droht "Ruckeln".

Netflix, mit rund 50 Millionen Kunden der erfolgreichste Streamingdienst der Welt, hat gestern sein Angebot auch in Deutschland freigeschaltet - mit einer kleinen Überraschung. Von den Konkurrenten Maxdome, Watchever, Amazon Instant-Video oder auch dem Apple-Dienst iTunes will sich Netflix unter anderem mit exklusiven Inhalten abheben - tut sich aber schwer damit. So gibt es erstmals in Deutschland die vom Unternehmen selbst produzierte Serie "Orange Is The New Black" über ein Frauengefängnis oder auch die animierte Comedy-Serie "BoJack Horseman" zu sehen. Exklusiv für Deutschland produzierte Angebote fehlen aber völlig - und viele der Serien oder Filme bei Netflix gibt es auch bei anderen Anbietern und da oft auch noch oft mit besserer Qualität.

Als Überraschung gehört die wohl erfolgreichste eigenproduzierte Serie von Netflix " House of Cards" zum Angebot. Eigentlich hatte der Bezahlsender Sky daran alle Rechte für Deutschland, auch die fürs Streaming via Internet. Doch nun scheint Netflix sich die Rechte an der eigenen Serie gesichert zu haben. Mit Exklusivität hat das Angebot aber wenig zu tun: "House of Cards" wurde in der ersten Staffel auf Sat.1 kostenlos ausgestrahlt und lief seit Anfang September in der zweiten Staffel. Allerding ist die Serie bei Netflix wie viele andere Angebote in Englisch zu sehen.

Bei den Preisen ähnelt Netflix den Angeboten der bereits aktiven Streaming-Dienste in Deutschland: Für 7,99 Euro im Monat kann der Dienst auf einem Gerät in Standard-Auflösung genutzt werden. Für 8,99 Euro bekommt man Zugriff von zwei Geräten gleichzeitig sowie Inhalte in HD-Auflösung. In der teuersten Variante für 11,99 Euro kann der Dienst von vier Geräten abgerufen werden, und der Kunde bekommt auch Sendungen in der aktuell besten Bildqualität Ultra-HD. Dafür ist allerdings auch ein entsprechendes TV-Gerät nötig.

Ärgerlich ist, dass sich die höheren Kosten für HD-Angebote nur teilweise lohnen. Erstens gibt es viele Filme wie "Inception", "Matrix", "Minority Report" oder auch "KeinOhrHase" und "ZweiOhrKüken" nur in einfacher Auflösung, die Wettbewerber wie Amazon, Telekom ("Entertain") und auch Apple häufig schon hochauflösend anbieten. Zweitens muss realististisch gesehen werden, dass die Online-Anschlüsse vieler Kunden zu langsam sind, um das Streamen hochauflösender Filme zu ermöglichen. Und im Gegensatz zu Watchever oder iTunes von Apple erlaubt Netflix kein Herunterladen von Filmen - die Gefahr des "Ruckelns" ist also hoch bei vielen Anschlüssen.

Trotz der Schwächen erwarten viele Experten, dass Netflix den Online-Boom für Serien- und Filme weiter anheizt. "Die breitere Vielfalt weckt neue Interessen", sagt Lutz Schüler, Chef der Kabel-TV-Firma Unitymedia.

Das gilt natürlich vorrangig für erstmals in Deutschland ausgestrahlte Serien von Netflix wie "Hemlock Grove" oder die vierte und letzte Staffel der Psychothriller-Serie "The Killing". Ebenso aber auch "Fargo", eine vom gleichnamigen Oscar-prämierten Film inspirierte Serie, "From Dusk Till Dawn", eine Serie, die auf der Story und den Charakteren des namensgebenden Kult-Klassikers aufbaut und diese erweitert, sowie die Psychothriller-Hitserie "Penny Dreadful".

Eine gute Idee ist, dass ein Extra-Profil für Kinder angelegt werden kann. Dann bekommt der Nachwuchs spezielle Serien vorgeschlagen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort