Auftritt bei Böhmermann Rezo will nicht deine Galionsfigur sein

Köln · Der erste Fernsehauftritt des Youtubers Rezo im „Neo Magazin Royale“ am Donnerstagabend dürfte für lange Zeit sein letzter gewesen sein. Das ist nicht nur für die CDU eine gute Aussicht.

 Youtuber Rezo (links) und Moderator Jan Böhmermann sitzen in der Aufzeichnung der Sendung «Neo Magazin Royale» in der Studio-Kulisse.

Youtuber Rezo (links) und Moderator Jan Böhmermann sitzen in der Aufzeichnung der Sendung «Neo Magazin Royale» in der Studio-Kulisse.

Foto: dpa/Julia Hütner

Die Menschen in diesem Internet begannen schon früh, über die letzte Folge des Neo Magazin Royale vor der Sommerpause zu sprechen. Kaum war die Show am Donnerstagabend in der ZDF-Mediathek abrufbar, feierten diverse Twitter-Nutzer bereits Jan Böhmermann. Aber nicht dafür, dass der Youtuber Rezo seinen ersten Fernsehauftritt in der Sendung absolvierte – sondern weil Böhmermann in einem zwanzigminütigen Beitrag die Zerstörung der Homöopathie besorgte. Rezo, der junge Mann, dem man zuschreibt, mit einem einzigen Video die Zerstörung der CDU besorgt zu haben, bekam ein paar Minuten weniger Sendezeit und deutlich weniger Feedback.

Böhmermann hat schon vielfach auf sich aufmerksam gemacht, als überdurchschnittlicher Interviewer allerdings nicht. Die Zeit ist knapp, und Böhmermann nicht der Moderator, der streng nachhakt. Lieber springt er mit jeder Frage zu einem neuen Thema. Am Donnerstag stellte er solide, erwartbare Fragen. Warum Rezo das Video gemacht habe. Ob es eine Gefahr sei, dass Youtuber nun so eine Macht hätten. Ob er sich vorstellen könne, politisch aktiver zu werden. Und wie es denn nun weiterginge. Und ein gelassener Rezo gab solide Antworten, die sicherlich keine zweite Debatten-Achterbahn anschubsen werden.

„Es tut mir leid für die Guten in der Partei, aber nicht für die, die großen Scheiß gebaut haben in den letzten Wochen.“ Er habe nie damit gerechnet, dass das Video solche Wellen schlage, Parteien sollten „erstmal weniger Scheiße bauen. Menschlicher und klarer werden in der Sprache.“ Politisch aktiver werden möchte er nicht. „Nee, das ist mir echt zu stressig.“ Er wolle das machen, „was mein Job ist, und das ist zu unterhalten. Und das werde ich in nächster Zeit sehr verstärkt tun.“

Doch gerade, dass das Interview nicht über solide hinausging, ist aus zwei Gründen eine gute Nachricht. Erstens ist die Zahl der unaufgeregten Auseinandersetzungen mit Rezo ohnehin knapp – gerade etablierte Medien schrieben mit Schaum vorm Mund und Angst vor dem eigenen Bedeutungsverlust. Was im Fall von Rezo nur bedingt Sinn ergibt, denn in seiner ellenlangen Quellenliste zum Video beruft er sich auch Dutzende Male auf Zeitungsartikel.

Zweitens machte der Auftritt deutlich, dass Rezo nicht der Sinn danach steht, zur im Diskurs daueranwesenden Gallionsfigur des U30-Protests zu werden. Eine deutsche Greta Thunberg, ein Aktivist wird aus ihm nicht. Er will zurück in seine unpolitische Youtube-Nische. Das verschafft ihm – so er das wirklich durchzieht – nicht nur Ruhe im Alltag, sondern lenkt hoffentlich die Aufmerksamkeit von ihm und seinen blaugefärbten Haaren zurück auf die Inhalte des Videos. Um die es in vielen Diskussionen nur noch am Rande ging, weil da plötzlich die Sorge war, eine neue Generation sei dabei, den Laden zu übernehmen. Dabei hat sie sich überhaupt erst mal rausgenommen, den Laden zu betreten.

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