Betrugsverdacht wegen Tatort-Drehbüchern NDR erteilt Hausverbot für Heinze

Berlin (RPO). Die unter Betrugsverdacht stehende Fernsehspielchefin Doris J. Heinze darf die Sendergebäude des NDR nicht mehr betreten. Der NDR verweigert Heinze den Zutritt und forderte ihren Hausausweis zurück. Angeblich droht Heinze jetzt sogar der Verlust ihrer Pensionsansprüche.

Betrugsverdacht wegen Tatort-Drehbüchern: NDR erteilt Hausverbot für Heinze
Foto: NDR/Marcus Krüger

Der Sender NDR habe Frau Heinze über ihren Anwalt aufgefordert, ihren Hausausweis abzugeben, sagte Sprecher Martin Gartzke der "Bild am Sonntag". Bereits unmittelbar nach ihrer Suspendierung seien sämtliche mit ihrem Ausweis verbundenen elektronischen Türöffner im NDR deaktiviert worden.

Auch ihr Arbeitsplatz wurde abgeriegelt: "Das Büro von Frau Heinze ist im Rahmen der Revisionsprüfung verschlossen, die fristlose Kündigung auf den Weg gebracht", sagte Gartzke. Außerdem droht der Programmmanagerin der Verlust von Pensionsansprüchen. "Das prüfen wir", bestätigte Gartzke.

Erste Konsequenzen hat der Fall Heinze schon nach sich gezogen. Obwohl festangestellte NDR-Mitarbeiter schon lange etwaige Pseudonyme offenlegen müssen, werde der Sender "diese Regeln verschärfen, sodass es in Zukunft an keiner Stelle ein Pseudonym ohne Angabe des Klarnamens gibt", sagte NDR-Sprecher Gartzke.

Der Verband Deutscher Drehbuchautoren geht noch weiter. Vorstandsmitglied Ilse Biberti sagte der Zeitung: "Redakteuren öffentlich-rechtlicher Sender darf es nicht mehr erlaubt sein, eigene Drehbücher einzureichen. Sollten sie doch eins schreiben wollen, müssen sie dafür ein Sabbatjahr oder unbezahlten Urlaub für die Zeit des Schreibens nehmen." Außerdem fordert der Verband bei den Sendern die Einführung eines Ombudsmannes, damit Mitarbeiter anonym und ohne Repressalien zu fürchten, auf mögliche Unregelmäßigkeiten hinweisen können.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hatte am Freitag ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen die suspendierte NDR-Fernsehfilmchefin eingeleitet. Dabei geht es laut Staatsanwaltschaft um einen Anfangsverdacht wegen Betruges. Dieser bezieht sich auf die von Heinze unter Pseudonym verfassten und vom NDR zu einem "mutmaßlich höheren Preis" erworbenen zwei Drehbücher und ein Treatment.

(DDP/jre)
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