Mannheim Nackt-Protest bei Topmodel-Finale

Mannheim · Seit 2008 treten ukrainische Feministinnen für Frauenrechte ein, nun auch in Heidi Klums Show.

Dass junge Frauen auf der Bühne stehen und sich leichtbekleidet einem Millionen-Publikum präsentieren, ist für die Casting-Sendung "Germany's Next Topmodel" nichts Neues. Auch einen nackten Busen hat man in der Show von und mit Heidi Klum schon gesehen – allerdings war die Botschaft selten so politisch wie beim Finale der achten Staffel. Zwei Aktivistinnen der umstrittenen Frauen-Bewegung Femen stürmten, während sich drei Kandidatinnen bei einer Entscheidung schluchzend in den Armen lagen, auf die Bühne und präsentierten ihren blanken Busen. Um diesen herum hatte eine zuvor "Heidi Horror Picture Show" geschrieben.

Während ProSieben die Demonstrantinnen nach wenigen Sekunden ausblendete, und die Moderatorin die Aktion mit einem "Ich habe gerade Busen vor mir gesehen" abtat, feiern die Femen-Frauen und ihre Anhänger den Coup im Internet. Auf ihrer Facebook-Seite, die seit der Sendung stündlich mehr Fans bekommt, heißt es, dass es ihnen gelungen sei, "ihre Anklage direkt in das Gesicht der sadistischen Schönheits-Diktatorin der Show zu schreien". Die Aktivistin Hellen Langhorst legte im Interview mit "Spiegel Online" nach. "Für eine ganze Generation wird Schönheit über Bildung gesetzt, in dieser Hinsicht sind Klum und ihre Show eine einzige Dreckschleuder", sagte sie.

Die Femen-Bewegung begann im April 2008 in Kiew. Die Gruppe um die Ukrainerin Anna Hutsol formierte sich, um sich für die Rechte von Frauen einzusetzen – insbesondere jener, die verschleppt werden, um irgendwo als Prostituierte anzuschaffen. Rund um die Fußball-Europameisterschaft im Sommer 2012 gab es mehrere Proteste.

Seit 2011 bemüht sich die Gruppe, auch in anderen europäischen Ländern medienträchtig auf sich aufmerksam zu machen. In diesem Jahr provozierten die Aktivistinnen bereits vor dem Topmodel-Finale bei deutschen Großveranstaltungen. Im Februar stürmten sie bei der Berlinale den roten Teppich, im April gingen sie auf der Hannover Messe vor den Augen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf Russlands Präsident Wladimir Putin los. Jedes Mal war Security-Personal zur Stelle, um eine Eskalation zu verhindern.

Den Feministinnen-Trubel rund um das Finale wollen weder Klum noch die Kandidatinnen hören. Schließlich wurde dort auch die Siegerin von "Germany's next Topmodel" gekürt. Die Gewinnerin ist die zweite Überraschung des Abends: Es ist die Hamburgerin Lovelyn, die auch Experten und Fans der Sendung vor dem Finale nicht als Erstplatzierte auf dem Zettel hatten. Lovelyn sieht laut Experten-Meinung aus wie eine junge Naomi Campbell, ist 16 Jahre alt und sagt über die Staffel, dass es eine der besten Zeiten ihres Lebens gewesen sei.

(RP)
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