Nachlese zum „Tatort“ aus Berlin Überkonstruiert, aber was soll's?

Düster, spannend und ein bisschen wie „4 Blocks“. An der einen oder anderen Stelle wirkte der neue „Tatort“ aus Berlin dann aber doch arg konstruiert. Unser Schnell-Check.

 Die in Tränen aufgelöste Nina Rubin (Meret Becker) mit ihrem Partner Robert Karow (Mark Waschke) am Tatort.

Die in Tränen aufgelöste Nina Rubin (Meret Becker) mit ihrem Partner Robert Karow (Mark Waschke) am Tatort.

Foto: dpa/Stefan Erhard

Worum ging es? Ein von Gangstarap untermaltes, atmosphärisches Intro, eine spontane, blutige Razzia in der Drogenküche eines Clans – es schien, als drohte ein Neuaufguss der Serie „4 Blocks“. Stattdessen ist der V-Mann-Job von Yakut Yavas (Rauand Taleb in einer ähnlichen Rolle wie in „4 Blocks“) fast ebenso unwichtig wie dessen Zufallsbekanntschaft mit Tolja Rubin. Alles hängt am Verhältnis der jungen Polizistin Sandra Ehlers (Anna Herrmann) zu ihrem Streifenkollegen Harald Stracke (Peter Trabner).


Was genau war passiert? Ehlers drängte sich Stracke als Ersatztochter auf, nachdem dessen Sohn drogensüchtig wurde und den Kontakt abbrach. Als Stracke ihn bei einem tragischen Zufallstreffen (!) erschoss, stellte sie sich selbst als Täterin dar – um ihre vergötterte Vaterfigur zu entlasten und zugleich mit dem Geheimnis für immer an sich zu binden. Als Strackes Frau (stark: Nina Vorbrodt) ihren Mann zwingt, sich versetzen zu lassen, will der seine Kollegin töten, bevor sie seiner Frau die Wahrheit erzählt. Der Deal lautet: Stracke erschießt Yakuts Onkel, der kurz davor ist, Yakut zu enttarnen – wenn Yakut dafür Sandra tötet.

Wie glaubwürdig war das? Die Schießerei selbst, so gewagt sie war, hätten Menschen in so verzweifelter Lage wie Stracke und Yakut womöglich tatsächlich heraufbeschworen. Völlig undenkbar aber ist, dass jemand weiter munter Streife mit dem jenem Menschen fährt, der als verantwortlich für den Tod seines Kindes gilt und auch noch die Therapie abbricht. Insofern war der Fall überkonstruiert.

Was hallt nach? Strackes alptraumhafte Beschreibung des Streifendienstes, einer Apokalypse aus Gewalt und Alkohol: „Du musst ständig mit dem Schlimmsten rechnen. Und du änderst nichts! Es hört nicht auf, nie.“ Wie gut, dass im echten Leben nicht alle den Rat befolgen, den er Tolja Rubin gab: „Mach' lieber Gärtner oder Lehrer!“ Wie gut, dass es Polizisten gibt, die den Rechtsstaat gegen seine Feinde verteidigen, so gut es eben geht.

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