Neue Doku-Soap Wenn Mütter Pornos drehen

Köln · Die Doku-Soap „Mütter machen Porno“ ist weitaus harmloser als der Titel es vermuten lässt. Sie verliert sich auf halber Strecke zwischen Trash und Bildungsauftrag. Gut, dass nach zwei Folgen der Film im Kasten ist.

 Die Teilnehmerinnen der Sendung.

Die Teilnehmerinnen der Sendung.

Foto: dpa/Marvin Kochen

Es war tatsächlich mal was Neues. Keine Casting-Sendung, keine Datingshow, aber was war es dann? Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, sind es nicht die Mütter, die Sex vor der Kamera haben. Sie casten ihre Darsteller und schreiben das Drehbuch und filmen. Die notwendige Praxis als zukünftige Filmchen-Macher hatten sie sich in Folge eins am Set des renommierten Porno-Produzenten Wolf Wagner geholt. Einen Schock, den Jasmine (36), Karina (44), Bianca (49), Britta (44) und Mirjam (49) erstmal verdauen mussten. Auch in der zweiten Folge hallt das Erlebte nach.

Doch viel passiert ist konkret noch nicht, denn erst müssen wichtige Wie-Fragen geklärt werden. Vorrangig: Wie viele Menschen sollen da eigentlich vor der Kamera Geschlechtsverkehr haben. Spontan bilden sich ein Zweier- und ein Dreier-Lager. Im doppelten Sinne. Jasmine will „nur“ zwei Menschen, Bianca sogar aussteigen, sollten es mehr als zwei sein und Mirjam möchte „mal ausbrechen, mal über die Grenzen, über die Box“ auch gleichgeschlechtliche Liebe zeigen. Doch nach einem Besuch am Set von Produzentin Erika Lust, Pionierin für feministische Pornos, sind die Wogen wieder geglättet. Man einigt sich schnell auf Handlungsort, Story und Darsteller.

Ein paar zweideutige Witzchen und viel Gekicher nach Fragen wie: „Wie groß bist du eigentlich?“ ist es dann soweit, Kamera an, Sex, Kamera aus. Ach ja, und einen Stromausfall während des Hauptdrehs muss die Produktion noch überstehen. Dass ein Bagger in Kreuzberg offenbar eine Leitung angebaggert hat, bleibt der größte Aufreger. Obwohl zwischendurch die Angst vor der eigenen Courage durchkommt. Zu viel? Zu nackt. „Ey, wir drehen einen Porno, keinen Heimatfilm“, skandiert Britta.

Am Ende zeigt Sat-1 den Mütter-Porno „Vanilla X“ noch in kommentierter Form. Alle sind zufrieden, gelungener Film, klare Botschaft: Habt Spaß und verhütet. Man möchte Fleißkärtchen verteilen für die durchweg hochmotivierten Mütter, die immer wieder wortreich erklären, warum sie eigentlich einen Porno drehen (Sexuelle Aufklärung, Gegenstück zu konventionellen Pornos und so weiter). So weit, so gut. Doch „Mütter machen Porno“ bleibt irgendwie halb auf der Strecke zwischen voyeuristischen Trash-Formaten und Bildungsauftrag. Denn dass zwischendurch Jugendliche zu ihrem Porno-Konsum befragt werden, macht noch lange keine seriöse Doku. Und für echte Fremdscham-Momente waren die Figuren dann doch zu sympathisch.

Sogar Wolf Wagner, Erfolgsproduzent von mehr als 250 Pornos, der im Anschluss das Ergebnis aus Branchensicht kommentierte, wirkte recht nahbar, wie er über „Close-Ups“ und „Kundenwünsche“ redete. Die Ansprüche der Branche erfülle der Mütter-Porno in keiner Weise, lautete das Expertenurteil und damit die Bestätigung für die fünf Produzentinnen, dass sie ihr technisches Ziel erreicht haben.

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