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"Ein Fuß kommt selten allein" Münster-"Tatort" am Tiefpunkt

Münster · Thiel und Boerne ermitteln unter unsympathischen Profitänzern. Wer der Mörder war, ist egal.

"Tatort: Ein Fuß kommt selten allein": Bilder aus dem Film
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Bilder aus dem "Tatort: Ein Fuß kommt selten allein"

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Foto: WDR/Martin Menke

Dass Fernseh-Deutschland Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) liebt, ist eine Binsenweisheit. Am Sonntag zeigt sich, ob diese Liebe bedingungslos ist. Die 29. Münster-Folge "Ein Fuß kommt selten allein" ist ein neuer Tiefpunkt. Alles ist darin wie immer, nur noch holzschnittartiger.

Es geht darin um eine junge moldawische Profi-Tänzerin, die vor zwei Jahren angeblich überstürzt zurück in ihre Heimat gezogen war, tatsächlich jedoch gewaltsam zu Tode gekommen ist. Ob dahinter aber nun der schnöselige Vereinspräsident der ambitionierten Münsteraner Tänzer steckt oder der überehrgeizige Trainer, der unglücklich verliebte und schwer labile Ex-Soldat Jonas oder doch dessen auch auf die tote Moldawierin noch eifersüchtige Verehrerin - es ist egal. Unsympathisch sind sie alle, und zumindest unter einer Decke werden sie schon stecken.

Die Chuzpe, mit der dabei über die komplette Sendezeit stets zur schlimmsten Floskel, stumpfesten Charakterzeichnung und vor allem zu den naheliegendsten Gags gegriffen wird - dieser konsequente Verzicht auf jede Variation oder Subtilität verdient fast Respekt.

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Foto: dpa, bt kde sab kde

Jedes verschwörerische Gespräch findet in Thiels Hörweite statt. Jede Böschung, auf die er sich wagt, muss er auch fluchend herunterrutschen. Jeder Kalauer über Silke "Alberich" Haller zum Thema Größe, den zu machen sich selbst Fips Asmussen weigern würde, muss raus.

Und in jeder Szene wird der Fliegenpilz-Fetisch von Thiels drogentechnisch experimentierfreudigem "Vadder" ausgewalzt. Bis der Ermittler seinen alten Herrn auf die Rückbank verfrachtet mit der Mahnung, sich nicht zu übergeben. Was dann - Überraschung - nach dem nächsten Schnitt geschieht. Selten so gelacht.

Aber wozu auch Mühe geben?

Hauptsache, Thiel kann über Boerne grienen, weil der mit "Frau Staatsanwalt" Klemm tanzen muss. Damit die dafür sorgt, dass er ein Bundesverdienstkreuz bekommt - um Alberich zu übertrumpfen, die zu Anfang ausgezeichnet wurde für ihre Arbeit in der Gewaltopfer-Ambulanz. Von der ein einziges Mal die Rede war, vor siebeneinhalb Jahren*, die sie aber offenbar seit Neuestem leitet, ganz nebenbei - und deren Existenz ganz zufällig bei der Aufklärung des Falls hilft.

Das alles kann man schlucken und sogar gut finden. Aber wer das tut, verwirkt das Recht, ernstgenommen zu werden, wenn er über irgendeinen anderen "Tatort" schimpft.

Anm. d. Red.: Ursprünglich hieß es in diesem Text, von Alberichs Opferambulanz "noch nie zuvor" die Rede gewesen. Tatsächlich war sie Thema in der Folge "Wolfsstunde" im November 2008. Außerdem darf selbstverständlich jeder alles kritisieren — auch Fans des Münster-"Tatort" beliebige Folgen aus anderen Städten. Der offenbar missverständlich formulierte letzte Satz wurde dahingehend präzisiert.

"Tatort - Ein Fuß kommt selten allein", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(tojo)
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