"Sing meinen Song" Moses Pelham ist schon längst kein Gangster mehr

Düsseldorf · In der vierten Ausgabe von "Sing meinen Song" dreht sich alles um Rapper und Musikproduzent Moses Pelham. Der Frankfurter zeigt, dass in ihm weitaus mehr steckt als sein Gangster-Image – und seine Musiker-Kollegen begeben sich für den Produzenten auf ganz neues Terrain.

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Foto: Vox

In der vierten Ausgabe von "Sing meinen Song" dreht sich alles um Rapper und Musikproduzent Moses Pelham. Der Frankfurter zeigt, dass in ihm weitaus mehr steckt als sein Gangster-Image — und seine Musiker-Kollegen begeben sich für den Produzenten auf ganz neues Terrain.

"Ich habe immer gedacht, du wärst einfach nur böse, böse, böse", sagt Michael Patrick Kelly zwischendrin. Die Rede ist von Moses Pelham, dem dieser vierte "Sing meinen Song"-Abend der aktuellen Staffel gewidmet ist. Der fröhliche Mann, der da heute "Group Hugs" mit acht anderen Musikern austauscht, will zuerst auch gar nicht zu seinem Bad-Boy-Image passen. Bekannt geworden ist der Frankfurter Rapper und Produzent in den 1990er Jahren als Teil der Hip-Hop-Formation "Rödelheim Hartreim Projekt". Was danach folgte, habe die deutsche Musikindustrie "mindestens zweimal revolutioniert", findet Alec von TheBossHoss.

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Foto: MG RTL D/Andreas H. Bitesnich

Als Entdecker und Förderer von Xavier Naidoo, als Produzent von Sabrina Setlur und Autor von Glashaus bewies er in den vergangenen 20 Jahren eine musikalische Bandbreite, die in der deutschen Branche eher selten ist. "Dabei kann ich noch nicht einmal ein Instrument spielen", gibt er grinsend zu und sieht dabei ein bisschen aus wie ein Glücksbärchi. Er weiß wohl, wie er heute wirkt, schließlich sagt er anschließend: "Nach dieser Sendung ist mein ganzes Gangster-Image im Arsch." Damit könnte er Recht behalten.

Denn nicht nur der Blick auf seine bisherige Karriere zeigt, dass er weitaus mehr ist als der Gangsta-Rapper aus Frankfurt-Rödelheim. Es ist auch die Mischung aus Bescheidenheit und Großkotzigkeit, die ihn auszeichnet, beides stets mit einem Augenzwinkern vorgetragen. Wenn er über Xavier Naidoo und Sabrina Setlur sagt, er habe "für diese Menschen gearbeitet und das sehr genossen", dann glaubt man ihm das.

Wenn er mit zitternder Stimme und feuchten Augen sagt, Rap sei für ihn eine Möglichkeit, sein Innerstes nach außen zu kehren, dann glaubt man ihm das. Man nimmt es ihm aber genauso ab, wenn er sich E-Zigarette rauchend darüber beschwert, dass "die Leute feiern, wenn ich ihnen erzähle, dass ich hier mit Paddy Kelly sitze. Und ich denke mir: Hey, du sitzt hier gerade mit Moses Pelham!"

Diese leicht überhebliche Seite des Musikproduzenten zeigen Alec und Sascha von TheBossHoss. Sie interpretieren "Höha schnella weita", einen der Hits des Rödelheim Hartreim Projekts. Das Lied aus dem Jahr 1996 würde er heute nicht mehr in seinem Programm spielen, gibt Pelham zu. Trotzdem sei es "ein schönes Stück". In der BossHoss-Version klingt die Rap-Nummer am Anfang fast ein bisschen nach Trio und am Ende fast ein bisschen nach Rammstein. Das macht allen "Sing meinen Song"-Teilnehmern sichtbar viel Spaß, es wird getanzt und gejubelt. Dazwischen steht Moses Pelham ein bisschen verschämt, greift sich in seinen Rauschebart und guckt bei den derberen Textzeilen lieber mal zu Boden. "Ich habe früher schon ganz schön dick aufgetragen", gibt er anschließend zu.

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Foto: VOX / Markus Hertrich

Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß hat sich eine ganz andere Nummer ausgesucht: "Eigentlich gut", die Pelham Ende der 1990er Jahre für Xavier Naidoo produzierte. Die beiden trafen sich ein paar Jahre zuvor in einem Musikstudio, wo Naidoo eine Bierwerbung einsang, erzählt der Rapper. Die Zusammenarbeit mit Moses Pelham machte ihn schließlich zum Star. "Der Titel hat was von Freundschaft und Zusammenhalt. Das macht auch uns als Band aus", erklärt Stefanie ihre Wahl. In ihrer Interpretation soll der Titel ein bisschen weniger nach "Hardcore 90er" klingen. Das gelingt vor allem durch wummernde Techno-Elemente. Und nicht nur das: Stefanie rappt sogar. Moses hat dabei ein paar Tränchen in den Augen. "Gute Wahl", sagt er hinterher ergriffen. Und Mark lobt: "Sie traut sich was und bleibt nicht nur in der Rock-Musik, das finde ich gut."

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Foto: Vox

Michael Patrick Kelly hat sich ebenfalls für eine Naidoo-Nummer entschieden. "Führ mich ans Licht" sei bei ihm mehrere Wochen rauf und runter gelaufen. "Das war damals eine Revolution, so etwas hatte man bis dahin nicht gehört. Moses P. und Xavier Naidoo sind für mich John Lennon und Paul McCartney der deutschen Soulmusik", schwärmt er. Seine Interpretation klingt dann ganz anders, ein bisschen mehr nach Schnulze. "Ich kann nicht rappen, ich bin kein Soulsänger. Ich habe einfach versucht, meine eigene Version zu arrangieren", sagt er anschließend. Moses gefällt das umso mehr: "Ich habe jeden Ton genossen. Paddy hat irgendwas, was ein bisschen größer ist als alles andere."

Für Tilmann Otto alias Gentleman bringt die Pelham-Show eine Schwierigkeit mit sich: Normalerweise singt er nicht auf Deutsch. "Schon das ist für mich eine Herausforderung. Aber auf Deutsch rappen, das könnte ich nicht. Das ist einfach zu weit weg von dem, was ich sonst mache", sagt der Reggae-Musiker. Seine Wahl fällt deshalb auch auf eine gesungene Nummer von Glashaus — aber nicht auf irgendeine. "Mos Lied" ist für den Frankfurter ein ganz besonderes. "Ein sehr persönlicher Song, wie der Name auch schon sagt. Wer das wählt, hat etwas über mich verstanden", findet er.

Der von Gentleman zuvor als "Knuddelbär" bezeichnete Pelham fühlt sich offensichtlich sogar so verstanden, dass er aufspringen und den singenden Gentleman während der Performance umarmen muss. Der fängt das Lied nach dieser kurzen Unterbrechung noch einmal von vorne an — aber nicht, weil er "etwas verkackt" hat, wie er erklärt. "Im Reggae sagen wir immer: This song is so nice so we do it twice!"

Bei Lena Meyer-Landruts Auftritt wird es wieder ein bisschen derber. Die ESC-Siegerin von 2010 hat sich "Du liebst mich nicht" von Sabrina Setlur ausgesucht. Der Song war 1997 die erste Pelham-Single, die in den Charts die Nummer 1 erreichte und passt laut dem Produzenten "wie die Faust aufs Auge" zu Lena. Deren Interpretation ist zwar rotziger als viele ihrer eigenen Songs.

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Lenas zarte Stimme steht dabei aber klar im Widerspruch zu den Schimpfwörtern, mit denen sie um sich wirft. Das scheint aber zu gefallen. "Ein brutales Lied für sie. Ganz toll", urteilt Pelhalm. Auch Alec von BossHoss hat nur Lob übrig: "Diese Entwicklung hab ich von Lena nicht erwartet. Wenn sie auf Deutsch singt, klingt sie hundertmal ehrlicher."

Für Mark Forster ist die Pelham-Sendung eine besondere: "Moses ist der Godfather der urbanen deutschsprachigen Musik. Er war einer der ersten, der diese hip-hoppigen Lyrics in eine gesungene Variante gebracht hat. In dieser Tradition sehe ich mich auch", erzählt er. Pelham sei deshalb eine große Inspiration für ihn gewesen. Forster wählt eine Nummer, die tatsächlich von ihm sein könnte: "Was immer es ist" von Glashaus. Das Lied ist mittlerweile 16 Jahre alt.

Der Forster-Version merkt man das aber nicht an. Moses Pelham fällt dazu nur eines ein: "Der hat den Song direkt geforstert. Das Lied ist noch nie im Radio gelaufen, aber nach der Interpretation wird das jetzt bestimmt ein Hit!" Dafür gibt es am Ende dann auch die Ukulele für den Song des Abends und noch mehr Gruppenkuscheln. "Es geht hier vielmehr um die Vibes als um die Show", sagt Gentleman, und man nimmt dieser Runde tatsächlich ab, dass sie sich mögen.

Das ist doch auch mal eine nette Abwechslung zu anderen Promi-Formaten im deutschen Fernsehen.

(all)
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