Am Montagabend in der ARD Mediziner kritisieren Schirachs Sterbehilfe-Stück „Gott“

Düsseldorf · Palliativmediziner, Psychiater und Onkologen haben in einem offenen Brief den Schriftsteller Ferdinand von Schirach für sein Theaterstück „Gott“ kritisiert, in dem es um Sterbehilfe geht. Am Montag wird das Stück in der ARD ausgestrahlt.

 Das Sück „Gott“ ist mit namhaften Schauspielern besetzt. Von links: Christiane Paul, Ina Weisse, Anna Maria Mühe, Matthias Habich, Ulrich Matthes, Barbara Auer, Lars Eidinger und Götz Schubert.

Das Sück „Gott“ ist mit namhaften Schauspielern besetzt. Von links: Christiane Paul, Ina Weisse, Anna Maria Mühe, Matthias Habich, Ulrich Matthes, Barbara Auer, Lars Eidinger und Götz Schubert.

Foto: dpa/Julia Terjung

Die handelnden Personen seien ein „Zerrbild“, und die dargestellten Fakten entsprächen nicht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand, heißt es in dem Brief der 17 leitenden Ärztinnen und Ärzte, der am Samstag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erschien. Gegen Ende des Films gehe es nicht allein um die Frage nach einem Rechtsanspruch auf den assistierten Suizid, sondern um das grundsätzliche Recht auf einen Suizid. Dies werde in der Medizin aber kaum noch infrage gestellt. Das von der ARD verfilmte Theaterstück „Gott“ soll am Montag (23. November, 20.15 Uhr) ausgestrahlt werden.

Vor allem in der Palliativmedizin werde Menschen das Recht zugestanden, sich das Leben zu nehmen, heißt es in dem Brief. Die Akzeptanz sei die Arbeitsgrundlage in der Suizidprävention, um mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Ziel sei es, gemeinsam Wege aus der Krise zu finden. Es gehe um eine selbstbestimmte Entscheidung, die im Einzelfall auch mit einem Suizid enden könne. Meist fänden sich jedoch andere Lösungen.

Zwar sei es zu begrüßen, dass Schirach das Thema des assistierten Suizids aufgreife. Positiv sei auch, dass mit dem Protagonisten Richard Gärtner ein gesunder und kein leidender alter Mensch ausgewählt wurde. Die äußerst negative Darstellung des Ärztekammervertreters entwerte dagegen die Arbeit der zahlreichen Menschen, die als Mediziner, Psychiater, Psychologen, Pflegekräfte und Seelsorger mit suizidgefährdeten Menschen zu tun haben. Falsch sei die Behauptung, dass deutsche Ärztinnen und Ärzte sich für den assistierten Suizid aussprechen. Dies hätten drei Untersuchungen zwischen 2009 und 2015 ergeben.

Die Zulassung zum assistierten Suizid werde die Todesraten nicht verringern, schreiben die Mediziner. In den Niederlanden habe die Zulassung sogar zu einer erhöhten Suizidrate geführt. Eine solche Zulassung verhindere auch keinen „harten Suizid“ etwa auf Bahngleisen, durch Schusswaffen oder dem Sprung aus der Höhe.

Die Alternative zum assistierten Suizid sei nicht das Sterben „sabbernd“ und „an Schläuchen hängend“ im Krankenhaus, heißt es weiter. Jeder Patient habe das Recht, lebenserhaltende Maßnahmen abzulehnen und dafür leidensmindernde Behandlungen zu erhalten. Das umfasse auch die Beendigung einer künstlichen Ernähung oder Beatmung. Über solche medizinischen Möglichkeiten am Lebensende kläre Schirachs „Gott“ nicht ausreichend auf.

Schauplatz in „Gott“ ist eine fiktive Sitzung des Deutschen Ethikrates. Es geht um den exemplarischen Fall eines gesunden, alten, sterbewilligen Mannes. Der Film liefert Informationen zur Sachlage und eine Klärung des Begriffs „assistierter Suizid“ und stellt verschiedene Sichtweisen dar. Am Ende der Debatte werden die Zuschauer aufgefordert, über folgende Frage abzustimmen: Darf ein physisch und psychisch gesunder, lebensmüder Mensch von ärztlicher Seite ein Medikament erhalten, mit dem er sich selbst umbringen kann?

(csi/epd)
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