TV-Auftritt bei "Beckmann" Merckle-Sohn spricht über Selbstmord des Vaters

Düsseldorf (RPO). Rund vier Monate ist es her, dass der in Finanznot geratene schwäbische Milliardär und Ratiopharm-Gründer Adolf Merckle Selbstmord begangen hat. Bei Reinhold Beckmann hat am Montagabend sein Sohn Philipp Daniel Merckle, zwischen 2005 und 2008 selbst Geschäftsführer, zum ersten Mal im Fernsehen über die Hintergründe der Tragödie gesprochen.

 Reinhold Beckmann unterhielt sich mit Philipp Daniel Merckle.

Reinhold Beckmann unterhielt sich mit Philipp Daniel Merckle.

Foto: NDR /Morris Mac Matzen

"Eine solche Entwicklung hatte niemand für möglich gehalten", erzählte der äußerlich gefasste Philipp Daniel Merckle im Gespräch mit Reinhold Beckmann.

Zuletzt gesehen hatte er seinen Vater bei einem weihnachtlichen Familientreffen am 26. Dezember 2008. Der Frage Beckmanns, welchen Eindruck er zu dieser Zeit von seinem Vater hatte, wich der Sohn des Ratiopharm-Gründers aus. Leicht verunsichert sagte er: "Es war ein trauriges Ende, das in dieser Weise niemand erwartet hat und das nachdenklich stimmt".

Der Mensch dürfe einfach nicht zu stark in den Hintergrund geraten und sich im unternehmerischen Handeln verlieren, betonte der 42-Jährige. Schließlich mache man Geschäfte für den Menschen - "und da ist es natürlich schlimm und traurig, wenn ein Unternehmer daran verzweifelt."

Wochenlang hatte Adolf Merckle mit Banken und Gläubigern um sein Firmenimperium gekämpft, das durch Fehlspekulationen und riskante Übernahmegeschäfte vom Zusammenbruch bedroht war. Er fand aber keinen Ausweg: Am 5. Januar nahm sich der 74-Jährige das Leben. Merckle warf sich in der Nähe seines Heimatortes Blaubeuren-Weiler bei Ulm vor einen Zug.

"Es ist erschreckend, dass mein Vater da nicht mehr herausgefunden hat und sich nicht mehr zurückziehen konnte auf die Familie, auf Freunde - einfach auf sein Menschsein", berichtete der Sohn des Unternehmers.

Und gerade das stimmte Philipp Daniel Merckle deutlich nachdenklich. Es war einer der Punkte, die sein Großvater Ludwig seinem Vater Adolf mit auf den Weg gegeben hatte. "Er hat ihm immer klar gemacht, dass man sich darin nicht verlieren darf", erzählte der 42-Jährige.

Großvater Ludwig Merckle hatte in seinem Nachlass Sohn Adolf gebeten, in seinem eigenen Interesse und in dem seiner Familie stets die Gesundheit den geschäftlichen Dingen voranzustellen.

Für Philipp Daniel Merckle war sein Großvater Ludwig eine ganz bedeutende Figur. Er habe nie aus den Augen verloren, um was es eigentlich gehe. Diese Themen seien mit seinem Vater Adolf aber nie diskutiert worden, berichtete Merckle. "Es ging immer um harte Themen, um Rendite, um Benchmarks. Da konnten keine weichen Faktoren eine Rolle spielen."

2005 wurde Philipp Daniel Merckle selbst Geschäftsführer von Ratiopharm - "das war eine Familienentscheidung, da hatten wir uns abgesprochen", betonte der 42-Jährige im Gespräch mit Beckmann. Im März 2008 kam es aber zur Trennung. Kurz gesagt: Vater Adolf hatte den Sohn vor die Tür gesetzt. ?Wir hatten unterschiedliche Auffassungen. Ich hatte meine eigenen Vorstellungen und Überzeugungen.

Von Reinhold Beckmann auf die Kritik in den Medien angesprochen, er sei ein Träumer und kein Unternehmer, reagierte Philipp Daniel Merckle gelassen. Solche Kommentare stören ihn nicht sehr. Auch der Vorwurf, er vollziehe eine Abrechnung mit seinem Vater Adolf, sei nur ein "oberflächliches Argument".

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