Düsseldorf Mediatheken benachteiligen Filmer

Düsseldorf · Über das Internet könnten Filme bald noch länger abrufbar sein. Filmemacher fürchten Einbußen.

Für den Zuschauer sind die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender ein Segen: Wer eine eigenproduzierte oder von ARD und ZDF in Auftrag gegebene Sendung verpasst hat, kann sich diese innerhalb einer Woche im Internet ansehen - kostenfrei, versteht sich. Die Sender bieten damit einen Service, den die Privaten nur teilweise ermöglichen. Doch bei den Öffentlich-Rechtlichen droht Ärger, denn nicht alle profitieren von den Mediatheken. So etwa Regisseure und Drehbuchautoren: Sie bekommen kein Geld dafür, dass ihre Produktionen in Mediatheken eingespeist werden und frei zugänglich sind. Sie fürchten zudem, dass ihnen durch dieses Medium Erlöse aus DVD-Verkäufen und TV-Wiederholungen verloren gehen. Die Situation könnte sich zuspitzen, sollten Filme - wie von Politikern gewünscht - bald länger als sieben Tage abrufbar sein.

2000 Filmschaffende haben jetzt eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Darin fordern die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, der Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure (BVR) und der Verband Deutscher Drehbuchautoren "eine angemessene Vergütung, deren Höhe sich nach den Erlösen richten muss, die durch das Mediatheken-Angebot auf anderen Verbreitungswegen verloren gehen".

Für sie stellt sich die Situation so dar: Für jede Produktion zahlen ihnen die Sender ein Grundhonorar. Werden Filme im Fernsehen wiederholt, bekommen sie eine anteilige Vergütung: "Das ist in etwa so wie für einen Autor, der für jedes verkaufte Buch Tantiemen erhält", erklärt Jürgen Kasten vom BVR. Sollten die Filme bald länger als sieben Tage abrufbar sein, so fürchten die Filmemacher, kaufen weniger Menschen ihre DVDs, und auch die Sender wiederholen seltener die Produktionen. Sie fordern die Rundfunkpolitiker der Länder deshalb auf, gemeinsam mit ihnen darüber zu beraten, "wie eine angemessene Vergütung der Mediatheken-Nutzung bemessen und konkret finanziert wird". Einen möglichen Weg weist ein Antrag von SPD und Grünen aus NRW an die Rundfunkkommission der Länder: "Die Ausweitung der Verweildauer in Mediatheken wird verbunden mit der Forderung nach einer fair ausgehandelten Urheber-Vergütung", sagt Kasten. Dass es für die Zuschauer teurer werden könnte, glaubt er nicht: "Die Rundfunkgebühr ist auf Jahre gedeckelt. Es ist an den Sendern, ihre Kostenstruktur zu verändern und mehr Geld für das Programm bereit zu stellen."

(jeku)
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