Groko-Talk im TV Juso-Chef Kühnert sorgt für Zoff bei Maybrit Illner

Düsseldorf · Wenige Tage vor dem Parteitag der SPD zofft sich diese in Person von Juso-Chef Kevin Kühnert und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil über Zukunft und Kurs der Partei bei Maybrit Illner. Es ist eine Darstellung der inneren Zerissenheit der Partei.

Das ist die TV-Journalistin Maybrit Illner beruflich und privat.
13 Bilder

Das ist Maybrit Illner

13 Bilder
Foto: Illner Maybrit Screenshot ZDF

Das Motto am Abend war diesmal "Machtkampf um die Groko - Schulz und Merkel zittern". Schließlich entscheidet die SPD am Sonntag darüber, ob die Partei mit der Union erneut über eine große Koalition verhandelt oder nicht. In diesem Zusammenhang ist einer mit Kritik nie lange still: Kevin Kühnert, der Vorsitzende der Jusos, der zurzeit medial überall präsent ist, so auch in der Runde von Illner. Sein Gegner war jedoch keiner von außerhalb, sondern aus der eigenen Partei - Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil.

Die Gäste

  • Julia Klöckner, stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende
  • Kevin Kühnert, Chef der Jusos
  • Stephan Weil, Ministerpräsident Niedersachsen (SPD)
  • Gabor Steingart, Wirtschaftsjournalist ("Handelsblatt")
  • Dorothea Mohn, Verbraucherzentrale
  • Albrecht von Lucke, Publizist und Politologe

Die Anti-Groko Position von Juso-Chef Kühnert ist inzwischen klar, doch er wurde nicht müde, diese zu betonen. "Wir dürfen nicht immer wieder den gleichen Fehler machen", sagte er bei Illner. "Die SPD wird gebraucht, aber nicht als Mehrheitsbeschafferin der Union. Wir müssen raus aus diesem Strudel." Erwartungsgemäß anderer Meinung war da Stephan Weil. Zwar "müsse sich etwas ändern", aber das gehe nicht nur in der Rolle der Opposition, sondern auch als Teil einer großen Koalition. Dennoch spürte der Zuschauer über den ganzen Abend, wie die beiden SPD-Mitglieder miteinander rangen und gegenseitig stichelten. "Kevin Kühnert redet gerne abstrakt, aber ich bin der Überzeugung: Am Ende des Tages ist Politik konkret."

Anerkennung erntete Kühnert dafür vom Politologen Albrecht von Lucke: "Er hat die Parteispitze an die Wand gespielt", sagte er. Sollte sich die SPD am Sonntag tatsächlich gegen die Groko aussprechen, so Lucke, dann wäre Kühnert "der Boris Johnson der deutschen Politik". Johnson hatte eine wichtige Rolle beim Brexit-Referendum gespielt. Er führte die Befürworter-Kampagne an und hat es inzwischen zum britischen Außenminister gebracht. Bei einem Nein des Parteitags hätte Kühnert "die ganze Führungsspitze der SPD erledigt", so Lucke.

Und auch um das mögliche Szenario Neuwahlen kam die Runde bei Illner nicht herum. Die CDU sorgt sich: "Die Bürger sagen sich, wir haben gewählt, wir haben unseren Job gemacht, macht ihr jetzt euren", sagt CDU-Vize Klöckner: "Und da wird auch nicht mehr unterschieden, wer welcher Partei angehört, sondern da geht es um die Politiker." Ministerpräsident Weil sagt zwar: "Entweder wir einigen uns oder es gibt Neuwahlen", die SPD wolle aber nicht einfach klein beigeben: "Es werden noch knüppelharte Verhandlungen", so Weil. "Die SPD ist nicht leicht zu haben. Wir sind eine Verantwortungspartei. Wir haben noch nie gekniffen." Der Juso-Chef fügte in Richtung SPD-Chef Martin Schulz noch an, dass auch "wenn wir uns durchsetzen", niemand zurücktreten müsse.

Der Abend macht wenige Tage vor dem entscheidenden Parteitag der SPD deutlich, wie zerissen die Partei innerlich ist. Das Kräftemessen zwischen den SPD-Mitgliedern hat überhand genommen. Weil und Kühnert geht es ohne Frage um die Zukunft der Sozialdemokraten, allerdings auf anderen Wegen. Diese sind offensichtlich nicht miteinander zu vereinbaren. Und das führt zu einem Streit zwischen zwei SPD-Generationen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, obwohl die Partei, gerade vor so einer wichtigen Entscheidung für die eigene Zukunft, gut täte, eine einheitliche Linie zu fahren.

"Es war die Umleitung der gesamten Verantwortung auf die Groko am Wahlabend. Die ganze Partei war regelrecht besoffen, als hätte sie gewonnen!" Albrecht von Lucke über die Verkündung von SPD-Chef Martin Schulz nach der Bundestagswahl, die große Koalition sei am Ende.

(se)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort