TV-Talk im Schnellcheck Ein Syrer rettet Maybrit Illner vor der Langeweile

Düsseldorf · Die Flüchtlingskrise beherrscht die deutsche Politik - und die deutschen Talkshows. Auch bei Maybrit Illner ging es wieder um das Thema des Jahres. Es wäre eine ziemlich dröge Sendung geworden, wäre nicht ein bestimmter Syrer zu Gast gewesen.

 Firas Al Habbal kam vor anderthalb Jahren als Kontingentflüchtling nach Deutschland

Firas Al Habbal kam vor anderthalb Jahren als Kontingentflüchtling nach Deutschland

Foto: Screenshot ZDF

Die Runde
Eingeladen waren Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Carsten Linnemann, Vorsitzender der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, die Journalisten Ulrich Reitz und Kübra Gümüsay, der Menschenrechtsaktivist Elias Bierdel und der syrische Flüchtling Firas Al Habbal.

Darum ging's
"Obergrenzen, Kontingente — Was hilft den Menschen wirklich?" lautete die Fragestellung bei Maybrit Illner. Eine Steuerung des Flüchtlingszustroms scheine nötig, sagte die Moderatorin zu Beginn und fragte: "Was müssen oder wollen wir Flüchtlingen noch zumuten? Verstolpern wir die ersten Schritte in Richtung Integration?"

Darum ging's wirklich
Schon der Titel der Sendung zeigte, dass Illner mit ihren Gästen eigentlich über alles rund um die Flüchtlingsfrage diskutieren wollte. So wurde es ein bunter Mix aus vielen Fragen: Kann der Zustrom begrenzt werden, und wenn ja, wie? Wie überfordert sind die Kommunen wirklich? Und wie kann man diejenigen integrieren, die bleiben dürfen? Linnemann und Dreyer plädierten beide für eine Kontingentlösung — wobei Linnemann betonte: "Aber bitte mit Europa!" Aktivist Bierdel wiederum warf ein, dass es doch die deutsche Regierung gewesen sei, die sich jahrelang gegen Quotenregelungen gewehrt habe.

Bemerkenswertester Gast
Selten kommen in Talkshows zum Thema diejenigen zu Wort, die das Ganze wirklich betrifft: die Flüchtlinge. Illner aber hatte sich mit Firas Al Habbal einen 23-jährigen Syrer in die Runde geholt, der vor anderthalb Jahren als Kontingentflüchtling nach Deutschland kam und nun hofft, dass seine Aufenthaltsgenehmigung verlängert wird. Er ist gut integriert, spricht gut deutsch, lebt im sächsischen Bautzen, arbeitet dort in einer Flüchtlingsunterkunft und hofft, sein Studium der Medizintechnik hier fortsetzen zu können. Er berichtete von den Ängsten und Problemen von Flüchtlingen in seiner Unterkunft. Und er erzählte seine Geschichte: Sein Vater kam im August nach Deutschland, über die Balkanroute. Mutter und Schwester sind noch in der Türkei.

Ehrlich beantwortet Al Habbal die Frage: Warum Deutschland? In Syrien höre man immer, dass es in Europa Gesetze gibt, an die sich die Menschen hielten, dass alle gleich seien, dass es eine auch berufliche Zukunft gibt. Und in Großbritannien gebe es mehr Probleme mit dem Familiennachzug, zudem würden Länder wie Frankreich oder eben Großbritannien sich an das Dublin-Abkommen halten und die schon etwa in Ungarn registrierten Flüchtlinge zurückschicken. "Die einzige Möglichkeit ist da Deutschland", sagt er. Am Ende, als es um seine Zukunftspläne geht, betont er denn auch, dass er Gutes tun will für dieses Land, weil Deutschland auch mit ihm alles richtig gemacht habe. "Ich will etwas zurückgeben".

Satz des Abends
Der kommt von Elias Bierdel und bezieht sich auf Firas Al Habbal: "Wie doof muss man sein, wenn man so einen wunderbaren jungen Mann hier in irgendeinem Zustand der Duldung hält, statt natürlich zu erlauben, ja, du sollst dich bei uns einbringen?"

Lustigster Teil des Abends
Es ging um die Unterbringung der Flüchtlinge, damit sie aus den Zelten rauskommen. Ulrich Reitz plädierte in Berlin für eine Bebauung des Tempelhofer Felds, da wäre ja genug Platz für Wohnungen. Die Berliner hatten sich aber in einem Volksentscheid gegen eine Bebauung im Allgemeinen ausgesprochen. Entsprechend hatte der Berliner Menschenrechtler Elias Bierdel auch einen ganz anderen Lösungsvorschlag: "Wir haben ein herrliches Gebäude, den Hauptstadtflughafen BER. Der steht frei, ist geheizt, und die S-Bahn fährt zweimal am Tag leer hin und zurück. Das können wir nutzen, das Gebäude."

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(das)
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