Kolumne: Drama Jugendrichterin gegen das System

Kirsten Heisig war eine engagierte Frau. Statt ihre Karriere anzutreiben, nahm sie eine Stelle als Jugendrichterin im Problembezirk Berlin-Neukölln an. Sie wollte die Mädchen und Jungen, die oft gerade erst strafmündig waren, wenn sie zum ersten Mal vor ihr standen, von einer kriminellen Laufbahn abbringen. In einem Sachbuch hielt sie ihre Thesen und Einsichten fest. Sie nannte es "Das Ende der Geduld". Es wurde Heisigs Vermächtnis. Denn nach der Fertigstellung des Manuskripts verschwand sie. Fünf Tage später wurde sie tot aufgefunden. Suizid, urteilte die Staatsanwaltschaft.

Regisseur Christian Wagner und Drehbuchautor Stefan Dähnert erzählen in ihrem fiktiven Drama "Das Ende der Geduld" Heisigs Geschichte. Sie nutzen ihr Sachbuch als Ausgangspunkt. Viele Details, aber eben auch die Grundthesen Heisigs hätten sich durch ihre Recherchearbeit als richtig erwiesen, erklärt Wagner. Die Erkenntnisse flossen in die fiktive, packend erzählte Geschichte ein, in deren Mittelpunkt die engagierte Jugendrichterin Corinna Kleist, gespielt von Martina Gedeck, steht.

Der Berliner Jugendrichter Andreas Müller, der Heisig gut kannte, übt massive Kritik an dem Film. "Ich erkenne Kirsten und ihr Werk im Film nicht wieder", sagte Müller. Zwar ist die Figur Corinna Kleist nur an Heisig angelehnt, doch müsse Heisig korrekt dargestellt werden. dpa

"Das Ende der Geduld", ARD, 20.15 Uhr

(RP)
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