CSU-Chef bei „Maischberger“ Söder und die Farbe Lila

Düsseldorf · In der Talkshow „Maischberger – die Woche“ muss sich CSU-Chef Markus Söder Fragen über Corona in Bayern und Armin Laschet stellen - und einem Vergleich mit Fußballlegende Franz Beckenbauer.

 Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder bei „Maischberger - die Woche“ am 17.11.2021.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder bei „Maischberger - die Woche“ am 17.11.2021.

Foto: ARD

Am Mittwochabend ist der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in der Talkshow „Maischberger – die Woche“ zugeschaltet. Das Interview beginnt mit der Farbe Lila: Auf Corona-Grafiken steht sie neuerdings für Inzidenzen über 1000, und zu finden ist sie in Bayern. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder spricht von einer „sehr, sehr ernsten Lage“ und sieht die Gründe vor allem bei der Impfquote. Er verweist gleichzeitig auf „traditionell niedrige Impfquoten besonders im Süden“ und auf die Bemühungen in seinem Bundesland bis hin zu mobilen Impf-Teams. „Wir sind den Leuten ja quasi hinterhergelaufen“, sagt Söder und warnt: „Am Ende gibt es in diesem Winter nur eine Alternative: Entweder impfen oder Corona bekommen, mit all den schlimmen Folgen.“

Moderatorin Sandra Maischberger blickt zunächst aber nicht auf die Zukunft, sondern geht der Frage nach, wie es zu dieser Lage in Bayern kommen konnte. Schließlich habe es frühzeitige Warnungen namhafter Experten gegeben, etwa über eine nachlassende Immunität bei älteren Menschen, und bereits Ende Juli einen zehnseitigen Leitfaden des RKI für die Vorbereitung auf den Winter. Aber Söder schlägt Haken und duckt sich hinter andere. „Der zuständige Chef der Behörde im Gesundheitsbereich, unser Freund Jens Spahn, hat ja noch als Erster das Ende der epidemischen Lage ausgerufen“, sagt Söder etwa. Und überhaupt habe Bayern als letztes Bundesland die Clubs wieder geöffnet, und das auch nur auf Druck der Medien. „Sie hören auf die ‚Süddeutsche‘ und die ‚Welt‘? Das ist ja Wahnsinn“, kontert Maischberger.

Er könne ja nur für das Impfen werben, beharrt Söder. Obwohl er ausführt, dass manche Menschen nicht erreichbar seien für entsprechende Argumente, sieht er eine weitere Impfkampagne als einer der wenigen Möglichkeiten der Pandemiebekämpfung, zusammen mit einer „partiellen Impfpflicht“ und einem Lockdown für Ungeimpfte. Von Maischbergers Einwand, Bayern hätte 2G viel früher einführen konnen, will Söder nichts hören.

Nun lässt der CSU-Chef aber Strenge durchblicken. Verstöße von Restaurants gegen die 2G-Regel sollten seiner Ansicht nach mit „schwerem Bußgeld“ geahndet werden, bei mehrmaligem Verstoß würde Söder solche Gaststätten schließen. Mit Blick auf die Adventszeit spricht er sich für eine Absage der Weihnachtsmärkte aus und schließt Kontaktbeschränkungen für die Feiertage nicht aus. Zwar käme es auf den Rechtsrahmen des neuen Bundesgesetzes an. Aber: „Ich denke, dass Kontaktbeschränkungen insbesondere für Ungeimpfte absolut sinnvoll sind.“

Vor der anstehenden MPK beklagt Söder den Machtverlust der Runde, die nun abwarten müsse, welche Änderungen des Infektionsschutzgesetzes im Bundestag beschlossen wird. „Wir haben da keine gesetzgeberische Kompetenz“, sagt er.

Dann kommt Maischberger auf das Wahlergebnis der Unionsparteien zu sprechen – und auf ein Interview, das sie vor zwei Wochen mit dem CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet geführt hatte. Darin hatte Laschet sich erstmals über sein Verhältnis zu Söder geäußert und unter anderem davon berichtet, wie Söder seine Fragen abgewiegelt habe, warum er sich so benehme. Darauf angesprochen holt Söder nun mühelos eine Spitze aus dem Köcher, ganz wie jene, die er im Wahlkampf gegen Laschet abgeschossen hatte: Es sei eine Stilfrage, aus vertraulichen Telefonaten zu berichten, sagt er.

Auf die Stilfrage nagelt Maischberger ihn allerdings umgehend fest. Sie will wissen, welche Art Stil es denn sei, drei Tage nach Armin Laschets Kür zum Kanzlerkandidaten öffentlich zu sagen, die Begründung der Kandidatur überzeuge nicht. „Ich frage mich, wo das Problem liegt“, sagt Söder, und Maischberger erklärt es ihm: „Wenn nicht einmal die Schwesterpartei sagt, das ist der bestmögliche Kandidat – wie sollen die Wähler dann überzeugt sein?“ Söder zuckt nicht mit der Wimper. „Deswegen haben wir uns ja sehr engagiert“, sagt der CSU-Chef. „Aber nicht für Herrn Laschet“, erwidert Maischberger. Söder führt einen Auftritt beim CSU-Parteitag ins Feld und bekundet zudem, er fände die Analyse „ein bisschen dünne Suppe“.

Daraufhin vergleicht Maischberger ihn mit der Fußballlegende Franz Beckenbauer. Jener habe aus jeder Niederlage einen Sieg gemacht und nie zugegeben, irgendwo einen Fehler gemacht zu haben. „Ich mache den ganzen Tag Fehler. Wer entscheidet, macht auch Fehler“, sagt Söder, führt aber kein konkretes Beispiel an. Danach fragt nun Maischberger mit Blick auf Armin Laschet. Aber den holt Söder gleich mit ins Verantwortungsboot. „Uns ist es nicht gelungen, diese Harmonie herzustellen“, sagt er. Und schon geht es weiter wie gehabt. „Ich habe einmal gesagt: Das ist ein Schlafwagen-Wahlkampf“, räumt Söder ein. „Das stimmt ja auch!“ Diesmal kommt der bayerische Ministerpräsident einer Nachfrage zuvor. Die Bemerkung habe selbstredend auch ihn selbst eingeschlossen, das sei an alle gerichtet gewesen. Im Übrigen sei das ja nun vorbei. „Auch wenn Armin Laschet und ich jeden Tag geschunkelt hätten, habe ich das Gefühl, dass ein Großteil der Deutschen gesagt hätte: Wir sind jetzt mal bereit für eine andere Option.“

(peng)
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