TV-Nachlese zu „Markus Lanz“ „Stell dir vor, es ist Pandemie, und keiner geht hin“

Düsseldorf · Mehr als sieben Stunden lang haben Bund und Länder über Corona-Maßnahmen gesprochen, und danach ging es bei „Markus Lanz“ weiter. Dabei diskutierten gleich drei Gäste aus NRW mit.

 Die Talkrunde bei "Markus Lanz" am 19.01.2021.

Die Talkrunde bei "Markus Lanz" am 19.01.2021.

Foto: ZDF

In Deutschland mag sich so viel Pandemiemüdigkeit ausbreiten, wie sie will: Die TalkshowMarkus Lanz“ stellt auch am Dienstagabend das Thema „Coronavirus“ in den Mittelpunkt.

 Die Gäste:

  • Jana Schroeder, Virologin
  • Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte
  • Ralph Brinkhaus, Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
  • Diana Zimmermann, Journalistin
  • Robin Alexander, Journalist
  • James Comey, Ex-FBI-Chef

 Darum ging’s:

Um Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, besonders mit Blick auf die Mutation des Coronavirus.

 Der Talkverlauf:

Gleich drei Gäste sind in der Talkshow am Dienstag für kurze Zeit zugeschaltet: Der Ex-FBI-Chef James Comey gibt Moderator Markus Lanz am Ende der Sendung ein Interview, zwischendrin berichtet die Journalistin Diana Zimmermann aus London, und ganz am Anfang soll der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach die Beschlüsse des neuesten Corona-Gipfels beurteilen. Lauterbach sieht diese als „wichtigen großen Wurf“, hätte sich allerdings mehr gewünscht – etwa eine stärkere Verpflichtung zum Home Office und zur FFP2-Maske. Immerhin: „Wenn das alles umgesetzt wird, ist das Glas zu drei Vierteln voll“, sagt Lauterbach.

Auch zur Mutation des Virus, insbesondere der in Großbritannien zuerst nachgewiesenen B.1.1.7-Variante, soll er sich von seinem Kölner Standort aus äußern. Die höhere Ansteckungsgefahr durch das Virus erklärt Lauterbach mit einem Vergleich zum Bankkonto: Wenn sich das Guthaben täglich mit sechs Prozent verzinse, wären alle schnell reich. „Der Unterschied in der Übertragbarkeit ist so groß, dass man fast von einem neuen Virus sprechen kann“, sagt Lauterbach und spricht von einer „Pandemie in der Pandemie“.

Die aus London zugeschaltete Journalistin Diana Zimmermann liefert Zahlen dazu. Etwa 85 Prozent der derzeitigen Infektionen in Großbritannien gingen auf das Konto von B.1.1.7. Und: Fast jeder 700. Brite sei inzwischen an Covid-19 gestorben. Dabei gelten dort strengere Maßnahmen als in Deutschland: Home Office sei Pflicht, die Menschen dürften nur die Wohnung verlassen, wenn es unbedingt sein müsse, und außerhalb des eigenen Haushalts dürfe man nur eine weitere Person treffen, auch im Freien.

Die Virologin Jana Schroeder berichtet unter anderem aus dem Krankenhausalltag in Rheine. Die Pflege von Covid-19-Patienten sei aufwändiger als bei „normalen“ Intensivpatienten. „Das geht an die Substanz“, sagt Schroeder gerade im Blick darauf, wie lange sich diese Lage hinzieht. Angesichts der viel kritisierten Salamitaktik von Bund und Ländern fordert die Medizinerin eine besser verständliche politische Marschrichtung und plädiert für eine Zero-Covid-Strategie: „Nicht ein Datum ist das Ziel, sondern eine Inzidenz von Null.“

Ein Schritt auf dem Weg dazu könnte etwa ein kurzer, harter Lockdown sein. Dabei erinnert Schroeder daran, dass bei der Virusentwicklung nicht nur ein exponentielles Wachstum gebe, sondern auch eine exponentielle Schrumpfung. Nach einem R-Wert von 0,7 halbierten sich die Zahlen schon nach einer Woche. Kurz gesagt lautet Schroeders Lösungsansatz: „Stell dir vor, es ist Pandemie, und keiner geht hin.“

Auch Lanz zeigt sich als begeisterter Fan der Zero-Covid-Strategie, von der sich etwa die finnische Regierung leiten lässt. Ralph Brinkhaus zeigt sich hingegen skeptisch. Der Unions-Fraktionsführer aus Rheda-Wiedenbrück, den Lanz als „gelernten Steuerberater und gelernten Westfalen“ vorstellt, hält einen Vergleich zwischen Finnland und Deutschland für unmöglich. Dennoch findet auch er: „Die Zahlen müssen runtergeprügelt werden.“

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