Heinsberger Landrat bei „Markus Lanz“ „Da müssen auch mal die ihre Lager räumen, die zur Zeit gut versorgt sind“

Düsseldorf · Auf Heinsberg schauen Virologen und TV-Talkshows: Landrat Stephan Pusch berichtet bei „Markus Lanz“, was seiner Ansicht nach bei der Eindämmung des Coronavirus zählt.

 Die Talkrunde bei "Markus Lanz" am 19.03.2020.

Die Talkrunde bei "Markus Lanz" am 19.03.2020.

Foto: ZDF

In der Talkrunde bei „Markus Lanz“ geht es am Donnerstagabend um Covid-19. Dabei sitzen die Gäste in gebührendem Abstand zu einander – wohl wissend, dass sie darüber noch vor Kurzem nicht einmal nachdachten.

Der Heinsberger Landrat Stephan Pusch sieht sich an einem Ort, an dem man sich ein gutes Bild über die Verbreitung des neuartigen Coronavirus machen kann. Schließlich hat der Kreis Heinsberg mit einem Ehepaar Schlagzeilen gemacht, das an Covid-19 erkrankte – und zuvor auf einer Karnevalsfeier gewesen war. An einem Vergleich zum österreichischen Skiort Ischgl stößt er sich, weil Heinsberg sogleich Maßnahmen ergriffen hat: „Bei uns waren am nächsten Tag die Schulen und Kindergärten zu.“

Schuldzuweisungen seien dennoch fehl am Platz. „Wir brauchen Krisenmanagement“, so Pusch. Für Schutzkleidung, Betten- und Beratungskapazitäten bräuchte es eine zentrale Organisation. Bislang würde jedes Krankenhaus dies für sich allein regeln. „Da müssen auch mal die ihre Lager räumen, die zur Zeit gut versorgt sind“, so Pusch. Zudem ermuntert er zum Blick über den Tellerrand und zu Gesprächen mit lokalen Betrieben. Dabei entdeckt er beispielsweise Schutzkleidung, die für andere Einsatzgebiete gedacht sei, aber die gleichen Anforderungen erfüllt wie jene Schutzkleidung, die auf einer Quarantänestation benötigt wird.

In puncto Ausgangssperre sei er zwiegespalten, berichtet Pusch. Einerseits sei sie gegeben, wenn die Leute nicht vernünftig werden. Anderseits werfe sie die Frage auf, wie dann die Einhaltung zu kontrollieren sei – und wer entscheidet, wann und unter welchen Voraussetzungen das Ausgehverbot wieder aufgehoben werde. Immer mehr Leute hätten den Ernst der Lage erkannt. „Gleichzeitig haben Sie noch jecke Jugendliche, die Coronaparties am Baggersee feiern.“

Für Pusch steht derzeit außer den virologischen Fragen auch das Wir-Gefühl im Mittelpunkt. „Oma hatte recht: Geteiltes Leid ist halbes Leid“, sagt er. Doch das Mitgefühl hat Grenzen. Als Moderator Markus Lanz einen Ex-Politiker damit zitiert, das sei doch alles nur Panikmache und reine Einbildung, bietet Pusch an: In entsprechender Schutzkleidung könne man sich in einem Heinsberger Krankenhaus einmal angucken, was eingebildet sei.

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