TV-Kritik "Tatort" Mal 'ne schöne Jeans statt Hunde-Mief?

Frankfurt (RPO). Die Erwartungen an den ersten Fall des neuen Ermittlerduos aus Frankfurt waren riesig. Schnell wurde deutlich: "Eine bessere Welt" mit Nina Kunzendorf und Joachim Król übertraf diese Erwartungen. Ein gelungenes Ermittlerduo, großartige Dialoge mit versteckten Botschaften, tolle Besetzung und ein Fall, der bis zum Ende spannend blieb, weil es lange gar keinen Fall zu geben schien.

Tatort: "Eine bessere Welt"
9 Bilder

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Frankfurt (RPO). Die Erwartungen an den ersten Fall des neuen Ermittlerduos aus Frankfurt waren riesig. Schnell wurde deutlich: "Eine bessere Welt" mit Nina Kunzendorf und Joachim Król übertraf diese Erwartungen. Ein gelungenes Ermittlerduo, großartige Dialoge mit versteckten Botschaften, tolle Besetzung und ein Fall, der bis zum Ende spannend blieb, weil es lange gar keinen Fall zu geben schien.

"Machen Sie doch 'nen Nagelstudio auf. Davon scheinen Sie was zu verstehen!" Hauptkommissar Steier (Joachim Król) eröffnet das Festival der Sprüche und grunzt seiner Kollegin Conny Mey gleich mal zu, was er so von Frauen mit lackierten Nägeln hält.

Die Sorge des Zuschauers, es könne sich eine ähnlich zähe Käbbelei wie bei den Leipziger Kollegen anbahnen, erfüllen sich zum Glück nicht. Weil die Sprüche besser sind und Nina Kunzendorf gleich mehrere Glanzlichter setzt.

"Haben Sie einen Hund?", fragt sie den störrischen Kollegen beim gemeinsamen Warten im Auto. Und meinte eigentlich: Warum müffeln Sie nach Einsamkeit? Nach Mottenkugeln und Socken, die aus Versehen nur bei 40 Grad gewaschen wurden. "Haben Sie einen Hund?" — ein Leben in vier Worten.

"Wir müssen uns ja nicht unterhalten", kontert Steier. Machen sie zum Glück trotzdem. Und so versucht sich die Polizistin keck in psychologischen Studien ("Sie sind doch eigentlich ein Sensibler") und gibt dem einsamen Wolf noch ein paar Stylingtipps ("Mal ' ne schöne Jeans vielleicht"). Da schmunzelt selbst der Steier.

"Eine bessere Welt" glänzte auch in den Nebenrollen. Arnd Klawitter spielte den undurchsichtigen Psycho-Onkel ("Du, ich hab' da einfach mal 'nen Tee mitgebracht") nicht klischeefrei aber höchst unterhaltsam. Und Justus von Dohnányi beweist zum wiederholten Male, dass er komplizierte Rollen wie die des verzweifelten Vaters und psychopathischen Messerstechers mit faszinierender Leichtigkeit ausfüllt.

Und der Fall selbst? Nun, die Story war überraschend schlicht gehalten. Keine Sozialoper, keine erzwungene Moral, keine Kommissare, die ständig ihre Meinung zur Lage der Nation kundtun. Ein Vater, ein Sohn, eine Briefträgerin, ein Unfall und ein Geheimnis. Mehr war nicht. Und das war gut so.

Gibt es was zu Meckern? Nun, vielleicht war Kunzendorfs Outfit mit heller Jeans, Glitzergürtel, Ausschnitt und Disco-Stiefeln etwas übertrieben. Aber auch nur vielleicht. Ansonsten gilt: Bitte schnell mehr aus Frankfurt.

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