Markus Peichl bei Maischberger „An Krankheit und die Liebe glaubt man erst wenn’s einen erwischt“

Düsseldorf · Lockdown, Trump, der Impfstoff und die Krankheit - In “Maischberger - Die Woche” ging es um Politik und Kultur sowie Leben und Tod. Dank Dieter Hallervorden wurde aber auch geschmunzelt, etwa als er erinnerte: “Ein Theater ist doch keine Kletterhalle.”

 Sandra Maischberger disktuiert mit ihren Gästen über Lockdown, Covid-19, Impfstoffe und die US-Wahl.

Sandra Maischberger disktuiert mit ihren Gästen über Lockdown, Covid-19, Impfstoffe und die US-Wahl.

Foto: Screenshot ARD

Die Gäste

  • Sigmar Gabriel, ehemaliger Außenminister, SPD
  • Dieter Hallervorden, Schauspieler
  • Markus Peichl, Galerist und Medienexperte
  • Sandra Navidi, US-Expertin und Unternehmensberaterin
  • Christina Berndt, Immunologin, Wissenschaftsjournalistin, Süddeutsche Zeitung
  • Nikolaus Blome, Politikchef von RTL/n-tv

Darum ging’s

Ein Journalist, ein Politiker und eine Unternehmensberaterin bemühen sich Trumps Verhalten nach der Wahl zu deuten. Eine Wissenschaftsjournalistin spricht am Abend bei Sandra Maischberger in der ARD über den möglichen Corona-Impfstoff. Dieter Hallervorden klagt gegen sein geschlossenes Theater und Medienmann Peichl schildert, wie er Covid-19 nur knapp überlebt.

Der Talkverlauf

“Hat Trump eigentlich noch Chancen, das Ergebnis zu drehen?” Das möchte Sandra Maischberger von ihren Gästen wissen und bekommt überraschende Antworten. Journalist Nikolaus Blome hofft, das US-System werde zurück zur Normalität finden, auch wenn eine “glatte Übergabe” ausbleiben sollte, gibt aber mit Blick auf Trumps Söhne, die vom “totalen Krieg” twittern zu: “Das ist so surreal, dass es schon beinahe großartig ist.” Christina Berndt ist fassungslos, dass sich nicht mehr Republikaner trauen den Mund aufzumachen.

Sandra Navidi sieht Anlass zur Sorge, zumal nachdem Außenminister Mike Pompeo den “Übergang zu Trumps zweiter Amtszeit” angekündigt hat. “Das Worst Case Szenario wäre ein Putsch”, sagt die in New York lebende Beraterin. Trumps Rauswurf seines Verteidigungsministers sieht sie als Warnsignal und fragt angesichts der Millionen-Schulden des Präsidenten: “Was hat er denn zu verlieren?”

Sigmar Gabriel geht das zu weit. “Irgendwann müssen wir mal aufhören, über Donald Trump zu reden”, schlägt der ehemalige Außenminister vor. “Wir haben das schon viel zu lange gemacht. Wir sind im Abspann.” Trump werde in seinen Augen “jeden Tag, den er das länger macht mehr zur Witzfigur.” Für diese Figur hätten allerdings mehr als 70 Millionen Amerikaner gewählt, erinnert ihn Sandra Maischberger und fragt, was daraus zu lernen sei. Für Gabriel ist der Lerneffekt eine Warnung: “Die Gesellschaft hat schon lange vor Trump begonnen, sich zu spalten”, sagt er. Und auch in Deutschland gebe es eine hohe Anzahl von Menschen, die wie in den USA dem sogenannten politischen Establishment nicht mehr trauten.

Trump hatte diese Woche gemutmaßt, die Nachricht zum möglichen Corona-Impfstoff sei bewußt bis nach der Wahl zurückgehalten worden - Berndt und Navidi halten das für durchaus möglich. RTL-Mann Blome allerdings winkt ab: Trump sei vermutlich nur sauer, dass er zuvor keine Aktien der Firma gekauft habe. Berndt, die auch Immunologin ist, rät angesichts der guten Nachrichten zu einem möglichen Impfstoff aber noch zu Geduld: Schützt er dauerhaft, vor Krankheit oder Ansteckung und bei welchen Altersgruppen wirkt er? - “Da sind noch viele Fragen offen.” Dennoch glaubt sie an eine Zulassung des Biontech-Wirkstoffes noch in diesem Jahr - “wenn die Daten weiter so gut bleiben.”

Dietrich Hallervorden ist allerdings mit seiner Geduld am Ende: Der Intendant hat vor der geplanten Premiere am Wochenende sein Theater Covid-sicher umorganisiert, er verkauft nur 107 von möglichen 473 Plätzen und ist sauer. “Wir haben das Bühnenbild aufgebaut, haben große Arbeitsmoral bewiesen und wenn jetzt dies alles nur ins Tiefkühlfach wandern würde, wäre das nicht nur schade sondern auch ungerecht”, sagt der Schauspieler. Er hat beim Verwaltungsgericht einen Eilantrag eingereicht, hält die Lockdown-Beschränkung für teils rechtswidrig und stört sich vor allem an der Gleichsetzung von Kultur, Unterhaltung und Freizeit. “Ein Theater ist doch keine Kletterhalle”, schimpft der 85-Jährige, zugeschaltet aus Berlin. “Da vermischen Politiker Äppel mit Birnen.”

An der Verhältnismäßigkeit einiger Bestimmungen haben auch die anderen Gäste Zweifel. Wissenschaftlerin Berndt ist allerdings überzeugt: “Ein Wellenbrecher-Lockdown war dringend nötig, hätten wir es nicht gemacht, wären die Intensivstationen längst voll.“

Wie dramatisch es dort zugehen kann, hat Markus Peichl zu Beginn der Pandemie erlebt. Er gibt zu, die Maßnahmen selbst anfangs für übertrieben gehalten zu haben: “An Krankheit und die Liebe glaubt man immer erst, wenn’s einen erwischt”, sagt er. Jetzt schüttelt er den Kopf als Maischberger Bilder von Demonstranten in Leipzig einspielt, die ohne Abstand oder Maske dicht an dicht nebeneinander protestieren. “Wir schenken denen im Vergleich zu unseren echten Problemen zu viel Aufmerksamkeit”, findet der 62-Jährige. 


Der Bericht von seiner Erkrankung ist ernst: 14 Tage fast 40 Grad Fieber, dann plötzliche Atemnot, per Rettungswagen auf die Intensivstation in die Berliner Charité. Dank Mehrfachehandlung durch High-flow-Sauerstoff sei ihm eine Intubation erspart geblieben berichtet Peichl, der auch nach der Entlassung mit zahlreichen Folgewirkungen der von Covid 19 kämpfen musste. Er sei damals am 1. April als 14. Patient auf eine Intensivstation mit 17 Betten gekommen.

“Wenn es damals nicht die harten Maßnahmen gegeben hätte, hätte durchaus sein können, dass ich der 20. gewesen wäre”, sagt Peichl. “Deswegen bin ich Angela Merkel, Markus Söder und Olaf Scholz unendlich dankbar, dass sie die Maßnahmen ergriffen haben.” Auch jedem einzelnen Menschen sei er dankbar für den Verzicht, den jeder und jede auf sich genommen hätte. Dieser Einsatz und Verzicht jedes Einzelnen, sagt er, gebe jetzt anderen Erkrankten eine ähnliche Chance wie ihm damals.

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